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Fallende Schatten

Titel: Fallende Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gemma O'Connor
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hereingefallen?«
    »Wie ein Lamm auf seinen Schlächter«, antwortete er. »Sie hat mich gefragt, ob ich nicht zu einer ihrer Soireen kommen wolle. Paßt dir Donnerstagabend?«
    »Das ist fast noch eine Woche hin. Perfekt. Ist sie abgereist?«
    »Ja. Das College hat einen Empfang vorbereitet, aber sie ist nicht erschienen. Viele seiner Kollegen sind in die Kirche gekommen. Ich war sehr gerührt. Milo wäre erstaunt gewesen, wie sehr man ihn geachtet hat.«
    »Und gemocht. Leute kommen nicht nur aus Achtung zu einer Beerdigung, oder?«
    »Nein, wahrscheinlich nicht, aber lieb von dir, das zu sagen. Ich komme so schnell wie möglich ins Hotel. Nell? Ruh dich aus.«
    Von meiner Flucht war ich völlig erledigt, aber ich kriegte es hin, noch ein paar Telefongespräche zu führen. Dann schlief ich, zufrieden, daß die Vorarbeit erledigt war, fast den ganzen Nachmittag in einem riesigen, bequemen Bett mit Baldachin. Es dämmerte bereits, als mich das Geräusch der Tür, die geöffnet wurde, weckte. Starr vor Schrecken lag ich da und konnte mich einen Augenblick lang nicht erinnern, wo ich war. »Nell«, sagte Daniel leise. »Darf ich reinkommen?«
    Ich konnte nicht antworten, mein Herz schmerzte, so heftig schlug es immer noch. Als sich meine Augen allmählich an das Dämmerlicht gewöhnten, sah ich, er stand in seiner üblichen Stellung da, mit dem Rücken zur Tür, unsicher, welcher Empfang ihm zuteil würde. Mühsam rappelte ich mich auf; jeder einzelne Muskel protestierte vehement. Ich stöhnte. Oh, was für ein Glück haben doch Leute mit langen Beinen. Mit wenigen Schritten kam er durch das Zimmer auf mich zu und nahm mich in die Arme, so liebevoll, so behutsam, daß ich am liebsten geweint hätte. Wir klammerten uns aneinander, Stunden, wie es schien, und vielleicht wären wir ewig so geblieben, hätte es nicht erneut höflich an der Tür geklopft. Ich fuhr erschreckt zusammen.
    »Sscht, das ist nur der Zimmerservice. Ich habe ein bißchen Wein bestellt.« Schwungvoll zog er die Tür auf. »Oh, und ein Abendessen. Ich glaube nicht, daß dir danach ist, in den Speisesaal zu gehen.«
    Der Mann war ein Genie. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich es überhaupt bis zur Treppe schaffen würde«, lachte ich.
    »Du hast doch nichts dagegen, wenn ich bleibe?«
    »Zum Abendessen? Natürlich nicht.«
    »Nein«, erwiderte er gedehnt, »ich habe an, hm, ein wenig länger gedacht.« Er legte den Kopf auf die Seite und sah mich fragend an.
    »Zum Beispiel die ganze Nacht?«
    »Eigentlich für immer.«
    »Macht es dir etwas aus«, meinte ich zögernd, »wenn wir es langsamer angehen, erst mal eine Nacht?«
    Er machte sich an dem Korken zu schaffen und goß Wein ein. Als er mir mein Glas reichte, streiften seine Lippen flüchtig meine.
    »Neulich, da bin ich nicht ganz ehrlich gewesen …«
    »Wegen der Tagebücher? Das hast du mir schon gesagt.«
    »Nein, wegen etwas anderem. Ich habe die Stelle im Nuffield bereits angenommen. Ende Oktober fange ich an. Aber vorher brauchen wir beide Ferien. In der Sonne, wenn möglich. Du mußt dich erholen.« Er nahm meine Hand. »Also, willst du mich heiraten, Nell Gilmore?«
    »Ja, Daniel Garnier«, sagte ich. »Ich will.«
    In dieser Nacht liebten wir uns zum ersten Mal, wenn man dies denn als Sich-Lieben bezeichnen kann. Armer Daniel, ich verbrachte mehr Zeit damit, meinen schmerzenden Arm zu schützen, als meinen Liebhaber zu erfreuen. Schlimmer noch, mittendrin mußte ich plötzlich kichern, als ich mir Lily mit ihrem einbeinigen Geliebten und Daniel mit seiner einarmigen, kahlen Banditin vorstellte. Als er schließlich den Grund für meine Erheiterung aus mir herausgelockt hatte, bekamen wir beide einen Lachanfall. Es war wundervoll; heilsam, besänftigend und vor allem: es verband uns miteinander. Danach kamen wir zu dem Schluß, wenn wir das Groteske unserer derzeitigen Zwangslage überleben könnten, dann auch alles andere. Er machte mich auf wundersame Weise leidenschaftlich glücklich.
    Diese Woche stahlen wir uns, abgeschieden von der Welt, weit weg von jeglicher Angst. Die meiste Zeit blieben wir in unserem Zimmer, redeten mit niemandem außer dem Personal und miteinander, gingen spazieren und badeten, als nach ein paar Tagen meine Wunden verheilt waren, in dem warmen, menschenleeren Swimmingpool. Ansonsten lernten wir einander kennen, indem wir uns liebten. Was soll ich sonst noch sagen? Daß wir einander zum Lachen brachten? Daß wir uns miteinander ungeheuer wohl fühlten? Nun ja,

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