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Fallende Schatten

Titel: Fallende Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gemma O'Connor
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hast du denn den Namen her?«
    »Von den Nonnen, Sir.« Allerdings sagte er »Sör«.
    »Von den Nonnen?«
    »Ja, die Kleinen Schwestern. Sie haben mich auf dem Vavasour Square gefunden.« Er lief hochrot an und fügte wehmütig hinzu: »Ich wollte, es wäre die O’Connell Street gewesen.«
    O’Keefe wollte schon spötteln: »Na ja, danke deinem Glücksstern, daß es nicht die Dame Street war«, beherrschte sich aber.
    »Vavasour Square? Das ist ganz in der Nähe, stimmt’s? Hast du Reynolds gut gekannt?«
    »Er war der Vermieter, Sir.«
    »Dein Vermieter?«
    »Ja, Sir, Nummer acht.«
    Das letzte bewohnte Haus in der Straße, das größte und das am weitesten vom Tatort entfernte. Aber natürlich, wie der Zufall es so wollte, Vavasour hatte zu der fraglichen Zeit in Donnybrook Dienst gehabt. Nachdenklich musterte O’Keefe ihn, und als sie wieder auf dem Revier waren, versuchte er, alles aus ihm herauszukriegen, was er über Reynolds wußte. Der arme Junge war halb tot und konnte sich kaum noch auf den Füßen halten, aber er war gutmütig und nicht geneigt, schlecht von einem Toten zu sprechen. Es bedurfte ein paar Minuten der Überredung, damit er etwas lockerer wurde, aber dann legte er los, mit einer Wut, die O’Keefe überraschte, ihm jedoch Achtung vor dem Jungen einflößte.
    Laut Vavasour war der Hausherr ein durch und durch schuftiger Kerl gewesen.
    »Ihm gehören fast alle Häuser in der Straße, Sir.«
    »Fast alle?«
    »Ja, Sir, außer dem der Brennans. Das war ein ziemlich wunder Punkt von Mr. Reynolds. Eine wahre Qual war es für ihn. Er hat alles versucht, sie dazu zu bringen zu verkaufen, Sir.«
    »Hat ihnen bestimmt einen guten Preis geboten, nicht war, Junge?«
    »O nein, Sir, Mr. Reynolds hielt nichts davon, mit Geld um sich zu werfen, Sir. Das war nicht seine Art.« Der junge Mann wich dem Blick des Sergeant aus, als er mit der bedrückenden Aufzählung der Charaktermängel seines verstorbenen Hauswirts fortfuhr.
    Er hatte nichts getan, um die Häuser instand zu halten, hatte den Leuten soviel abverlangt, wie er nur herausholen konnte, und pünktlich jeden Freitag die Miete eingetrieben – wehe dem, der gerade kein Geld hatte. In den sechs völlig verdreckten Häusern, die ihm gehört hatten, waren viel zu viele Leute zusammengepfercht; Toiletten gab es keine, noch viel weniger Waschgelegenheiten. Das einzige fließende Wasser kam aus einem Hahn im Hinterhof. Die meisten Männer waren weg, entweder in England, um zu arbeiten, oder in der Armee, oder beim Ernteeinsatz auf dem Land, also mußten die Frauen das Wasser holen. Martin Vavasour mußte seines in den zweiten Stock hinaufschleppen und jeden Morgen den Toiletteneimer im Abtritt draußen ausleeren, wie alle anderen auch.
    Laut dem stotternd vorgetragenen Bericht des jungen Mannes hatten die Frauen am meisten Grund gehabt, Buller Reynolds zu fürchten. Alle hatten ihn verabscheut: sein Herumfummeln an ihnen, seine anzüglichen Bemerkungen, die Art, wie er sich ihnen aufgedrängt hatte. Und da stand der schüchterne, errötende Junge auf, unfähig, mehr darüber zu erzählen, oder vielleicht auch, weil er zu diesem Zeitpunkt – es war schon nach fünf – gerade das Stadium erreicht hatte, in dem er sich kaum mehr wachhalten konnte.
    O’Keefe wollte ihn eben nach Hause schicken, als ihm gerade noch einfiel zu fragen: »Deine Frau hat nicht zufällig etwas gesehen, hm?« Zum Beispiel den Mörder, wie er weggerannt ist.
    »Nein, Sir«, murmelte Vavasour und wich seinem Blick aus. »Die Frau ist nicht da, Sir. Ist bei ihrer Mutter, in Dolphin’s Barn, Sir. Sie weiß bestimmt nichts über den, hm, Mord, Sir.« Er schluckte krampfhaft.
    »Stimmt irgend etwas nicht zwischen euch beiden, Garda?«
    »Nein, Sir. Es ist nur …«
    »Hat es etwas mit Reynolds zu tun?«
    Der junge Mann wand sich vor Verlegenheit, aber er sagte nichts.
    »Hat er deine Frau belästigt, Junge? Mach schon den Mund auf.«
    »Er hat’s versucht, Sir. Ich, hm, ich habe ihn gewarnt, Sir. Und ich habe die Frau zu ihrer Mutter geschickt, Sir … Wir können da nicht weg, Sir. Wir stehen auf der Liste für eine Sozialwohnung, Sir.« Er richtete sich auf und starrte an O’Keefe vorbei. »Wir haben gute Aussichten, eine zu kriegen. Das Haus, in dem wir wohnen, ist zum Abriß freigegeben worden. Wenn wir ausziehen, werden wir von der Liste gestrichen. Wir müssen also dort aushalten. Deswegen habe ich sie zu ihrer Mutter geschickt, Sir.« Er zögerte, ehe er tapfer

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