Falling in love
man sich mit zu wenig zufriedengibt, wird man garantiert unglücklich.«
»Es gibt viele Leute, die einfach mit irgendwem zusammen sind, weil sie es allein nicht aushalten.«
»Und manche bleiben mit irgendwem zusammen, obwohl sie wissen, dass es jemanden gibt, der besser zu ihnen passt.«
Sara lächelt schief. »Davon habe ich auch schon gehört.«
»Und ich erst.«
»Ich weiß.«
Dann sitzen wir da und schauen uns in die Augen. In letzter Zeit passiert das häufig. Anfangs ist Sara meinem Blick ausgewichen. Aber mittlerweile hat sie ihren Widerstand aufgegeben.
»Wenn man seinen Seelenverwandten findet«, sagt Sara, »kann man sich nicht dagegen wehren. Man gehört einfach zusammen.«
»Ich sehe das genauso.« Ich schaue sie an. »Das ergibt sich einfach.«
»Das Universum sorgt dafür, dass man die richtige Entscheidung trifft.«
»Glaubst du an Schicksal?«
»Irgendwie schon… aber ich würde das nicht so nennen. Ich denke eher, dass wir unser Leben so gestalten, dass sich unser Schicksal erfüllt. Weißt du, was ich meine?«
»Klar.« Ich mag Saras esoterische Ader. »Würdest du mir deine Nummer geben?«
Eine ganze Weile sagt Sara nichts. Ich sehe, wie sie ein- und ausatmet. Die Angst krallt sich in mein Herz. Ich versuche, mir einzureden, dass es kein großes Ding wäre, wenn sie mir die Nummer nicht gibt.
Sara nimmt mein Heft und schlägt eine leere Seite auf. Sie reißt eine Ecke ab.
Sie nimmt einen Stift.
Und schreibt ihre Nummer auf.
Dann faltet sie das Zettelchen zusammen. Nimmt meine Hand und dreht die Handfläche nach oben. Legt das Stück Papier hinein. Und drückt meine Hand sanft zu einer Faust zusammen.
»Bitte schön«, sagt sie.
Yes .
»Das ist meine Festnetznummer«, sagt sie. »Ein Handy habe ich nicht.«
»Ich auch nicht. Handys sind die Pest.«
»Ganz genau.«
»Man muss nicht ständig erreichbar sein.«
»Finde ich auch.«
Die Schulglocke läutet.
»Bleibst du heute länger?«, frage ich.
»Möglich.«
»Und falls diese Möglichkeit eintrifft, wo wärst du dann?«
»Im Physikraum. Womöglich.«
*
Dort finde ich sie eine halbe Stunde später.
»Hi«, sage ich.
»Hi.«
Sara steht am Fenster und ich stelle mich neben sie. Ich muss mich zusammenreißen, sie nicht zu berühren. Gemeinsam schauen wir nach draußen.
»Früher konnte man von hier das World Trade Center sehen, weißt du noch?«, fragt sie.
»Nur deshalb bin ich manchmal hierhergekommen. Das sah cool aus.«
»Ja.«
Stille. Außer uns ist niemand hier.
Eine halbe Ewigkeit stehen wir da und sagen nichts.
Ich schaue sie an.
Sie schaut mich an.
»Was ist dein Lieblingsbaum?«, frage ich. Sara hat mir vom Game of Favorites erzählt. Ich finde es super. In Musik spielen wir abwechselnd Dots und das. Bisher haben sich unsere Antworten oft überschnitten. Echt verrückt, wie viele Gemeinsamkeiten wir haben.
»Eine Trauerweide.«
»Und warum?«
»Die sieht so schön traurig aus.«
»Stimmt.«
»Dein Lieblingseis?«
»Pfefferminz mit Schokosplittern.«
»Meins auch!«
»Gibt’s nicht.«
»Gibt’s doch.«
»Wie kommst du nach Hause?«
»Äh… ich warte auf den Bus.«
Jetzt würde ich am liebsten sagen: Bis dahin könnten wir uns irgendwo im Treppenhaus verstecken und ich reiße dir die Sachen vom Leib.
Stattdessen sage ich: »Soll ich dich mitnehmen?«
»Klar. Danke.«
Plötzlich zittern mir die Knie.
Im Schulflur laufen wir so dicht nebeneinander, dass ich Saras Wärme spüren kann. Bis auf ein paar Lehrer, die kein Privatleben besitzen, sind wir die Einzigen in der Schule.
Mr Hornby kommt uns entgegen. »Aha! Sitzt ihr immer noch an der heutigen Aufgabe?«
»Ganz genau«, sage ich.
»Ich bin beeindruckt!« Er eilt an uns vorbei.
Als wir nach draußen gehen, knöpfe ich meine Jacke zu. Sara will den Reißverschluss von ihrem Fleecepulli schließen, aber der scheint sich zu wehren.
»Warte mal.« Ich umschließe ihre Hände und ziehe den Reißverschluss langsam nach oben. »Pass auf deine Haare auf.«
»Ja.« Sara schiebt sie zur Seite.
Ich will sie küssen. Jetzt sofort.
Wir laufen über den Parkplatz und meine Gedanken spielen verrückt. Gleich sitzen wir in meinem Auto und dann ist alles möglich.
»Was hast du für ein Auto?«, fragt Sara.
»Einen Chevy Malibu. Interessierst du dich für Autos?«
»Eigentlich nicht.«
»Ich auch nicht. Deshalb habe ich diese Mühle.« Ich halte ihr die Tür auf.
»Danke.«
»Gern geschehen.« Ich vergewissere mich, dass ihr Schal
Weitere Kostenlose Bücher