Falling in love
York University ist meine erste Wahl!«
Unsicher stehe ich auf. Soll ich abhauen und Sara mit ihrem ewigen Lernen allein lassen? Oder soll ich hierbleiben und dafür sorgen, dass wir uns wieder vertragen?
»Ich finde, du machst dir zu viel Druck. Ich glaube einfach, dass es dir guttut, wenn du mal eine Pause einlegst.«
»Dir tut es gut! Weil du dann nämlich nicht mehr lernen musst.« Sara schüttelt den Kopf. »Ich hätte von Anfang an wissen müssen, dass du es nicht ernst meinst.«
»Natürlich meine ich es ernst!«
»Warum lässt du dich dann wieder hängen?«
»Ich lasse mich nicht hängen!«
»Und was ist mit dem Aufsatz in Englisch?« Sara verschränkt die Arme.
In Englisch mussten wir so einen ellenlangen Aufsatz
schreiben. Dafür hatte ich irgendwie keinen Nerv. Ich habe mich in Englisch so angestrengt, dass ich auch ohne den Aufsatz mindestens ein B kriege. Vielleicht ein B minus.
»Wir haben in dieser Woche ziemlich viel geprobt.« Eine Zeit lang haben wir mit den Proben ausgesetzt. Aber Josh hat ein paar neue Gigs organisiert und jetzt proben wir wieder fast jeden Tag.
»Wie geht es nächstes Jahr mit euch eigentlich weiter?«
»Darüber mache ich mir jetzt noch keine Gedanken«, sage ich. »Ich lebe im Hier und Jetzt.«
»Vor Kurzem war dir die Schule noch wichtiger als die Band.«
»Aber jetzt läuft es mit der Band wieder besser. Und wenn wir uns wirklich auflösen, gründe ich in New York eine neue Band und dann…«
»So ziemlich jeder spielt in einer Band!«, ruft Sara. »Kapierst du das denn nicht? Und alle, die Musiker oder Schauspieler werden wollen, gehen nach New York. Tut mir leid, dass du es von mir erfahren musst, aber es gibt da nicht gerade viele Jobs für Lebenskünstler. Außer Kellnern vielleicht.«
»Und ich dachte, du glaubst an mich.«
»Natürlich glaube ich an dich. Aber es geht nicht darum, an wen ich glaube. Es geht darum, an wen die richtigen Leute glauben. Und die werden schon von tausend anderen Musikern belagert, die genau dasselbe machen wie du.«
»Du weißt genau, warum du dich so in die Schule reinhängst, oder?«
»Klar weiß ich das. Weil ich…«
»Und genau deshalb hänge ich mich in meine Musik rein. Sara, ich habe auch Träume. Es sind andere Träume als deine, aber das macht sie nicht weniger wert.«
»Ich sage ja auch nicht, dass deine Träume wertlos sind. Aber jetzt musst du dich aufs College konzentrieren. Du weißt nicht, was in deinem Leben noch alles passiert.«
»Du hast recht. Vielleicht werde ich schon morgen entdeckt!«
»Mann!« Sara springt auf und läuft zur Tür. Sie hat so eine Dekolampe mit bunten Kunststofffäden, die auf und ab wippen und ihr Licht von Rot zu Lila verwandeln, dann von Lila zu Blau und… »Warum tust du dir das an?«
»Tue ich mir was an?«
»Du kapierst es nicht. In dir steckt so viel mehr als ein Musiker.«
»Und du kapierst nicht, dass im Leben mehr steckt als das hier.«
»Bitte reiß dich zusammen. Wenn du die nächsten Wochen versaust, weißt du, was du dann mit dreißig sagen wirst?«
»Was denn?«
»Möchten Sie Ihre Pommes mit Ketchup oder mit Mayo?«
»Und was ist so verkehrt daran, bei McDonald’s zu arbeiten?« Kaum habe ich den Satz ausgesprochen, ärgere ich mich schon. Das ist das falsche Argument, aber Gespräche kann man im Gegensatz zu Musik leider nicht zurückspulen.
»Wenn du das nicht weißt, kann ich dir auch nicht helfen.« Sara reißt die Tür auf und stürmt in den Flur. Ich höre, wie die Badezimmertür zuknallt.
Und jetzt? Soll ich hierbleiben? Heute kann ich sicher nicht mehr lernen und dann wird Sara noch wütender. Oder soll ich abhauen? Dann denkt sie, ich bin sauer auf sie, und das Ergebnis ist dasselbe. Und ich bin wirklich auf sie sauer. Obwohl Sara auch ein bisschen recht hat. So oder so, sie wird rumstressen. Am besten, ich bleibe hier und warte ab.
41. Kapitel
Ihr Name
17. März, 15.47 Uhr
Ich weiß, ich muss mich damit abfinden, dass Tobey schon mit jemandem geschlafen hat. Ich weiß, ich muss mich damit abfinden, dass er sein erstes Mal nicht mit mir erleben wird. Aber ich kann mich nicht damit abfinden, dass er mir ihren Namen nicht verraten will. Dass er mir nicht sagen will, wer es war und woher er sie kennt. Er hat es zwar abgestritten, aber irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass es Cynthia ist.
Tobey steht neben meinem Spind, während ich meine Sachen im Rucksack verstaue. Soll ich noch mal nachbohren? Oder verhalte ich mich dann wie eine
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