Falling in love
nicht gleich erzählt?
Bisher war mir nicht klar, wie mies ich drauf bin. Aber ich bin so wütend, dass ich nicht weiß, was ich mit mir anfangen soll. Ich schleudere den Ball und er prallt vom Korbbrett ab.
»Es ist zum Kotzen, dass die Mädels immer mit diesen Pausen ankommen. Du hast dich doch schon entschuldigt! Was sollst du noch tun?«
»Ich habe keinen blassen Schimmer.«
»Stell dir vor, sie macht Schluss.«
Seit fünf Tagen habe ich diese Horrorvision. Aber ich war nicht darauf gefasst, dass mein sogenannter bester Freund sie mir an den Kopf knallt.
»Gib mir mal den Ball.«
Ich werfe den Ball mit so viel Kraft, dass Mike ein paar Schritte nach hinten taumelt.
»Hey!«, ruft er. »Hast du irgendein Problem?«
»Ob ich ein Problem habe? Ich dachte, mein bester Freund wäre auf meiner Seite, aber er scheint sich lieber wie ein Vollidiot zu verhalten.«
»Mann! Ich wollte doch nur…«
»Meinst du, daran habe ich nicht auch schon gedacht?« Ich fahre mir durch die Haare. »Sara hat von etwas Abstand gesprochen, mehr nicht!«
»Okay, okay, Mann, tut mir leid.«
Ich dribble den Ball ein paar Mal.
»Wir werden die Frauen nie verstehen«, sagt Mike. »Sie sind einfach zu kompliziert. Und dazu kommt noch, dass sie ihre Tage haben, die Haare nicht richtig sitzen, sie schlecht gelaunt sind… man weiß nie, woran man ist.«
Ich seufze. »Und was soll ich jetzt machen?«
»Tut mir leid«, sagt Mike, »aber diesmal ist selbst der Experte mit seinem Latein am Ende.«
*
Wenn ich jetzt im Fremdwörterbuch das Wort »Melancholie« nachschlagen würde, würde ich mich nicht wundern, wenn ich da ein Bild von mir fände, wie ich auf meinem Bett liege und an die Decke starre.
Ich kann nicht mehr essen. Ich kann nicht mehr schlafen. Ich kann mich auf überhaupt nichts mehr konzentrieren. Nicht mal Melodien oder Songtexte fallen mir mehr ein. Unsere Bandproben sind die einzige Zeit, in der ich nicht jede Sekunde an Sara denke.
Ich schnappe mir das Telefon und wähle.
Ich lege wieder auf.
Wenn ich jetzt anrufe, ignoriere ich Saras Wunsch nach Abstand. Sie hat gesagt, dass sie eine Pause braucht, also darf ich mich nicht melden.
Aber wenn ich nicht anrufe, denkt sie, die Sache sei mir egal.
Ich muss sie anrufen.
Der Anrufbeantworter geht ran und ich will schon wieder auflegen. Aber dann fange ich an zu reden.
»Hey, ich bin’s. Ich weiß, dass du Abstand brauchst, und das respektiere ich. Aber ich wollte dir trotzdem sagen, dass ich dich vermisse. Sehr sogar. Und es tut mir leid, dass ich dich angelogen habe. Ich habe das nur gemacht, weil ich dich nicht verletzen wollte. Aber das war falsch, das weiß ich jetzt. Ich verspreche dir, so was kommt nie wieder vor. Als du mich um eine Pause gebeten hast, hätte ich all das sagen müssen, aber ich habe es nicht getan. Und ich wollte dir noch was sagen… ich liebe dich.«
Schnell lege ich auf. Ich schwitze.
Und plötzlich habe ich eine Idee. Ich schnappe mir zwei CDs und meinen Ghettoblaster.
Als ich die Treppen nach unten renne, renke ich mir fast das Knie aus. Ich reiße die Tür auf und stürze in die dunkle Nacht.
43. Kapitel
Träume werden wahr
22. März, 20.18 Uhr
Gerade habe ich Tobeys Nachricht abgehört. Er hat gesagt, dass er mich liebt. Bisher hat er das erst zweimal gesagt. Tobey ist so ziemlich der sensibelste Typ, den ich kenne, und wenn er so etwas sagt, dann meint er es ernst. Jetzt flattern die Schmetterlinge in meinem Bauch und ich würde ihn am liebsten sofort zurückrufen. Aber aus irgendeinem Grund habe ich ihn um Abstand gebeten.
Ich stehe auf und öffne mein Fenster ein Stück. Die kühle Nachtluft beruhigt mich.
Ich lege mich wieder ins Bett und starre an die Decke. In Gedanken male ich mir mein Leben in New York aus. Vielleicht sogar mit Tobey.
Und dann höre ich die Musik.
Zuerst weiß ich nicht, woher sie kommt. Es klingt, als hätten die Nachbarn ihre Anlage aufgedreht. Aber als ich den Song erkenne, weiß ich, was los ist.
Ich springe aus dem Bett und schaue nach draußen. Unter meinem Fenster steht Tobey und hält seinen Ghettoblaster hoch.
In dem Lied, das aus den Boxen schallt, geht es um das Leuchten meiner Augen.
Ich glaube, Tobey ist der einzige Mann, der sich alles merkt, was seine Freundin ihm erzählt. Er hat sich nicht nur meine Lieblingsfilmszene gemerkt, er hat sie so verinnerlicht, dass er jetzt da unten steht. Und zwar genau heute, zur Tagundnachtgleiche. Tobey weiß genau, wie lange ich mich schon auf
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