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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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retten, aber Lukys’ Schätzungen zufolge kam an diesem Tag fast eine halbe Million Menschen ums Leben.«
    Arkady musterte sein Gesicht. Sie war überzeugt, aus dieser unmittelbaren Nähe müsste sie irgendeinen Hinweis darauf entdecken können, dass Cayal log. Aber alles, was sie sah, war dieses erstaunlich blaue Augenpaar, das ihre Seele zu verschlingen schien. »Warum wolltet Ihr Euch hinrichten lassen, Cayal? Hattet Ihr vor, Euer Gedächtnis auszulöschen?«
    »Mehr oder weniger.«
    »Warum?«
    »Wenn ich den Tod nicht haben kann, soll mir das Vergessen gut genug sein.«
    Arkady lächelte schwach, endlich hatte sie einen Riss in seiner Geschichte entdeckt. »Wenn das Eure Absicht war, Cayal, warum musstet Ihr dann sieben Menschen töten? Ihr hättet doch sicher jemanden finden … und dafür bezahlen können … um Euch den Kopf abzuhacken … wenn es wirklich das war, was Ihr wolltet.«
    »Ich wollte sauber geköpft werden, Arkady. Zwischen Köpfen und den Kopf abhacken besteht ein Unterschied wie zwischen Tag und Nacht. Das Köpfen ist ein Beruf, den man erlernen muss, man braucht dafür einen richtigen Könner. Und eine professionelle Axt, um es möglichst schmerzlos zu machen. Warum ich nicht einfach jemanden bezahlt habe? Weil Männer, die diese Kunst beherrschen, sich damit gewöhnlich eher bedeckt halten. Ich schätze, das liegt daran, dass es viele wütende Angehörige gibt, mit denen sie sich sonst herumschlagen müssten.«
    »Also habt Ihr etwas getan, das Euch sicher vor den Scharfrichter bringt«, schlussfolgerte sie und dachte wieder einmal, dass Cayal entweder der begabteste Lügner von Amyrantha war oder wirklich die Wahrheit sagte.
    »Viel gebracht hat es mir ja nicht.«
    »Und die Kräfte, die Eure Hinrichtung freisetzen würde? Was ist damit? Wenn ich diese abstruse Geschichte glauben soll, dann hätte Eure Enthauptung ganz Glaeba zerstören können.«
    Er zuckte die Schultern. »Ich hätte es überlebt.«
    Diese herzlose Verachtung für Menschenleben brach den Bann. Sie entriss ihm ihre Hände und trat zurück, aufgewühlter als sie sich eingestehen mochte.
    »Wie kommt es überhaupt, dass Ihr so viel darüber wisst, was mit Pellys geschah?«
    »Weil ich es war, der ihn geköpft hat.«
    Arkady gewann ihre Fassung schnell zurück. Nun war sie sicher, dass er sich über sie lustig machte. »Ihr müsst mich wirklich für eine Närrin halten.«
    »Nicht ich bin hier der Narr, Arkady«, warnte er sie. »Irgendwann werden die anderen erfahren, dass ich hier bin. Und dann werden sie mich suchen kommen.«
    Sie hob skeptisch eine Augenbraue. »Die anderen Unsterblichen werden wohl kaum kommen, um Euch zu töten.«
    »Ich habe jede Menge unsterbliche Feinde, und wir haben andere Möglichkeiten, uns aneinander zu rächen«, versicherte ihr Cayal ominös. »Viel effektivere Mittel als den Tod. In erster Linie, indem wir alles zerstören, wovon wir glauben, dass es dem anderen etwas bedeutet.«
    Weit davon entfernt, sich einschüchtern zu lassen, war Arkady vielmehr ehrlich erheitert. Diese Geschichte wurde wirklich jeden Tag wilder. »Oh, nun ratet Ihr uns also, Euch freizulassen, um Glaeba vor dem Zorn Eurer unsterblichen Brüder zu bewahren?«
    Er lächelte schief. »Keine schlechte Idee.«
    »Ihr seid verrückt, Cayal.«
    Er zuckte die Schultern. »Fragen kostet nichts. Dafür könnt Ihr mich nicht hängen.«
    »Das nicht«, stimmte sie zu. »Diese Strafe ist Mördern vorbehalten.«
    »Jetzt trampelt Ihr aber auf meinen Gefühlen herum.«
    »Keine schlechte Taktik, wenn Ihr welche hättet.«
    Zufrieden, dass sie das letzte Wort gehabt hatte, drehte sich Arkady um. Aber sie stand immer noch dicht an den Gitterstangen, und Cayal war schneller, als sie für möglich gehalten hätte. Er packte ihren Arm und zog sie mit brutaler Kraft an sich, bis seine Lippen neben ihrem Ohr waren und sich die kalten Eisenstangen schmerzhaft in ihre Seite pressten. Auf der gegenüberliegenden Seite des Korridors sprang Warlock knurrend gegen sein Gitter, aber er konnte nichts tun, um ihr zu Hilfe zu kommen.
    »Ihr wisst nichts von meinem Schmerz, Arkady«, zischte Cayal, sein heißer Atem brannte in ihrem Ohr und sandte ihr kribbelnde Schauer über den Rücken. »Euer kleingeistiger, jämmerlicher, sterblicher Verstand kann die wahre Agonie der Unsterblichkeit nicht erfassen.«
    »Lasst … mich … los« ‚befahl sie steif. Sie fürchtete diesen gefährlichen Mann aus vielen verschiedenen Gründen, aber – das wurde ihr

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