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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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jetzt allmählich klar – seine Neigung zu Wut- und Gewaltausbrüchen machte ihr am wenigsten Angst.
    »Wenn Ihr doch nur verstehen könntet«, fügte er in einem gequälten Flüstern hinzu, »dass ich mir nur noch wünsche, aus dieser Hölle erlöst zu werden, in der ich leben muss.«
    Dann ließ er sie los, zog sich in den Hintergrund seiner Zelle zurück und würdigte sie keines Blickes mehr. Arkady rieb sich den schmerzenden Arm und fragte sich, was er gemeint hatte.
    In einem Punkt war sie sich sicher. Wenn Cayal von der Hölle sprach, in der er leben musste, meinte er damit nicht das Gefängnis von Lebec.
     

27
     
     
    Einmal im Jahr kam der König von Glaeba nach Lebec. Diese Tradition war so alt wie die Nation, obwohl die ursprünglichen Gründe für den großen alljährlichen Ball schon lange in den Nebeln der Vergangenheit verschwunden waren. Tilly Ponting behauptete, dass es etwas mit einem von Stellans Vorfahren zu tun hatte, der in irgendeiner Schlacht vor ewigen Zeiten einem Mitglied der königlichen Familie den königlichen Arsch gerettet hatte, und der alljährliche hohe Besuch diente dazu, diese alte Familienschuld zu würdigen.
    Stellan, der noch viel zynischer war als die alte Freundin seiner Gemahlin, dachte, dass es dem König eher darum ging, sich mit dem einzigen Zweig seiner Familie gutzustellen, der über den nötigen Reichtum, die Ressourcen und den Stammbaum verfügte, um ihn zu stürzen, sollten die Deseans einmal dazu in Stimmung sein. Die Deseans waren loyale Anhänger des Königs, aber wenn ein Fürst von Lebec jemals gierig würde, begänne das ganze Königshaus zu zittern und zu wanken.
    Und aus diesem Grund, das wusste Stellan, war Mathu ursprünglich zu Reon Debalkor geschickt worden und nicht nach Lebec, als die Zeit für seine Regierungsstudien kam. Enteny wünschte sich seinen Cousin auf seiner Seite. Aber deshalb wünschte er ihn noch lange nicht in seinem inneren Kreis.
    Trotzdem kamen Enteny und Stellan gut miteinander aus, was durch den Altersunterschied sicher noch gefordert wurde. Als Stellan geboren wurde, war der König bereits ein junger Mann, etwa in Mathus Alter. Dadurch waren sie in ihrer Jugend weder Rivalen noch besonders gute Freunde gewesen. Erst seit Stellan den Fürstenthron von Lebec bestiegen hatte, wusste der König wirklich zu würdigen, welch loyalen Gefolgsmann er an seinem Cousin hatte. Womöglich verstand er selbst jetzt noch nicht ganz, was für ein guter Freund Stellan ihm war. Karyl Deryon wusste das genau, aber im Interesse beider Männer war es besser, den König über bestimmte Dinge in Unkenntnis zu lassen.
    Abgesehen von seinen politischen Implikationen war der Besuch des Königs das wichtigste gesellschaftliche Ereignis des Jahres, das den Beginn der Hofsaison nach der langen Winterpause einläutete. Jeder, der zum Hof gehörte, viele, die sich wünschten, zum Hof zu gehören, sowie eine beträchtliche Anzahl von Personen, die am Hof in Ungnade gefallen waren, strömten zum königlichen Ball nach Lebec und kehrten danach für den Rest des Sommers in ihre Stadtresidenzen in Herino zurück, wo sie sich tagtäglich bei Hof zeigen konnten, wenn sie es wünschten – oder vielmehr, wenn es der Wunsch des Königs war.
    Eine Einladung zum königlichen Ball in Lebec aber war eine klare Gunstbezeugung für die kommende Hofsaison. Bekam man keine, konnte das entweder etwas so Simples bedeuten wie ein Versehen oder aber den Untergang eines ganzen Adelshauses. Einer der Vorteile, diesen Ball auszurichten, dachte Stellan, als er die große Freitreppe zum Balls aal hinunterschritt, bestand darin, dass so nicht die Gefahr bestand, keine Einladung zu bekommen.
    »Die Blumen! Es sind die falschen! Die habe ich nicht bestellt!«
    Stellan lächelte über Arkadys irritierten Ausruf, als er unten am Fuß der Treppe ankam. Der riesige Ballsaal war leer bis auf seine Gemahlin und ein Dutzend Crasii – Sklaven, die die Tische deckten und an den Wänden entlang vergoldete, samtbezogene Stühle aufstellten.
    »Soll ich mich sofort in mein Schwert stürzen oder lieber noch damit warten, bis der König ankommt?«
    »Du wirst es büßen, Stellan, wenn du mich verspottest«, warnte Arkady.
    Er küsste sie liebevoll auf die Wange. Für eine einfache Arzttochter hatte sie ein bemerkenswertes Auge für die feineren Details, die bei einem königlichen Empfang zu beachten waren. Er musterte das falsch gelieferte riesige Blumenarrangement, gehalten von einer nervösen

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