Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz
wie er es gemacht hat. Ich glaube, es hat etwas mit Erdspalten und Gewittern zu tun. Er hat einmal versucht, es mir zu erklären, aber ich habe nicht richtig aufgepasst.«
»Jemand erklärt Euch, wie man zu einer anderen Welt reisen kann, und Ihr habt nicht aufgepasst!« Arkady schüttelte empört den Kopf. »Kein Wunder, dass Ihr sterben wollt. Dafür solltet Ihr es auch.«
Er funkelte sie an, verblüfft von ihrem Mangel an Verständnis. »Ich war zu der Zeit ziemlich beschäftigt.«
»Womit denn?«, fragte sie. »Was könnte wohl noch wichtiger sein, als etwas darüber zu erfahren?«
»Ich hatte zu tun«, erwiderte er etwas defensiv. »Ich musste einer Freundin einen Gefallen tun.«
»Das muss ja ein großer Gefallen gewesen sein.«
»Allerdings«, stimmte er zu. »Und ich wünschte, ich hätte es nie getan.«
»Weil es Euch um die Chance brachte, zu einer anderen Welt zu reisen?«
Er schüttelte den Kopf, wandte sich ab und starrte die fernen Planeten an. »Nein. Weil es letzten Endes zu etwas weitaus Schlimmerem führte.«
Arkady sah ihn an und wunderte sich über den sonderbaren Klang seiner Stimme. »Was ist passiert, Cayal?«
»Seid Ihr sicher, dass Ihr das wissen wollt?«
»Ja.«
Also erzählte er es ihr.
41
Wie die meisten Innovationen, die die Zivilisation verändert haben, wären die Crasii ein Zufallsprodukt. Die Version der Geschichte, die ich gehört habe, macht Elyssa dafür verantwortlich. Die Unsterbliche Jungfrau war schon längst keine Jungfrau mehr, aber die Unsterblichkeit hatte ihrem Liebesleben nicht viel genützt. Sie ist selbst in mildester Stimmung noch eine grelle Nervensäge, und es gibt nur wenige Männer, die sich Elyssa freiwillig antun, und sei es nur für eine gewisse Zeit. Ganz sicher wird kein Unsterblicher ihr je sein Herz versprechen, und schon gar nicht ›bis dass der Tod sie scheidet‹.
Der einzige Unsterbliche, der jemals den Fehler beging, sich ernsthaft mit ihr einzulassen, war Taryx. Er war einer von Dialas Rekruten; ein Seemann aus Senestra, der die Unsterblichkeit und die damit verbundene Immunität gegen Krankheiten als Aufforderung verstand, die Ewigkeit mit Beischlaf zu verbringen. Ich schwöre, seit er die Ewige Flamme überlebt hat, hat er die meiste Zeit seines Lebens damit totgeschlagen, sich durch jedes Bordell von Amyrantha zu huren.
Lukys meinte mal im Scherz, dass Taryx Elyssa erhört hat, weil sie auf dem ganzen Planeten die einzige Frau zwischen vierzehn und vierundachtzig war, mit der er bis dato noch nicht geschlafen hatte.
Ihre Beziehung hielt nicht lange, nur ein paar Monate, nach allem, was man so hörte. Und es war wohl sehr einseitig. Taryx amüsierte sich. Elyssa war schmerzlich verliebt, und da ihr Geliebter unsterblich war, war sie überzeugt, dass ihr Glück ewig halten würde. Doch Taryx sah die Dinge nicht im selben romantischen Licht. Wenige Monate, nachdem er eingezogen war, verließ er eines Morgens den Palast und machte sich nicht die Mühe, zurückzukommen.
Sie lebten zu der Zeit in Tenatien. Nachdem Magreth von Pellys zerstört worden war, herrschte lange Zeit kosmische Ebbe, und wieder einmal verschwanden wir aus der menschlichen Erinnerung. Als die Gezeiten zurückkehrten, suchten Engarhod und Syrolee etwas Beständigeres als einen Kontinent, der lediglich aus einer Kette von Vulkanen bestand, um ihr Reich neu zu gründen. Schließlich ließen sie sich in Tenatien nieder, dem Kontinent nördlich der Gegend, wo einst Magreth gewesen war.
Machtlos zu sein, wenn die Gezeiten ausbleiben, passt Engarhod und seiner Familie gar nicht, und es gibt immer Kämpfe, wenn sie das erste Anzeichen der zurückkehrenden Flut spüren. Sie sind ganz besessen davon, die Herrschaft über die Welt zurückzuerobern, auf die sie ein Anrecht zu haben glauben. Auf die Gefahr hin, Euer gefürchtetes Tarot ins Spiel zu bringen, habt Ihr die Namen der Unsterblichen zum größten Teil richtig im Kopf. Ich könnte Euch ein paar von ihnen vorstellen. Einige dürftet Ihr sogar mögen. Für sich genommen ist Taryx eigentlich eher harmlos und ungefährlich, wohingegen Jaxyn ein mieser kleiner Opportunist ohne Skrupel ist. Ihr solltet auch Kinta kennenlernen. Ihr würdet sie mögen, vermute ich, wobei ihr Langweiler Brynden einem schon auf die Nerven gehen kann. Kinta ist ein wenig reizbar, aber verglichen mit Elyssa eine richtige Dame. Und dann ist da noch Ambria. Sie ist die Frau von Krydence. Die beiden waren einander nach etwa vierhundert
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