Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz
alle versklaven will, sobald er stark genug dafür ist, würde ich sagen, ich wurde in deine Welt hineingezogen, lange bevor du aufgetaucht bist.«
»Ich brenne die Hütte nieder, wenn ich muss, Cayal!«, rief Jaxyn und klang jetzt etwas ungeduldig. »Und dann dreht Maralyce durch. Du weißt, was passiert, wenn Maralyce durchdreht.«
Arkady starrte finster die Tür an. »Warum tut er das?«
»Du meinst, draußen herumstehen und schreien, statt die Tür aufzubrechen?«
Sie nickte, offenbar irritiert von Jaxyns Bereitschaft, es Cayal zu überlassen, wann er die Hütte verließ. »Er hat doch über zwanzig Crasii dabei. Sie könnten die Hütte dem Erdboden gleichmachen, wenn er es ihnen befiehlt.«
»Aber dann müsste er Maralyce erklären, warum er ihr Haus zerstört hat«, sagte Cayal. »Glaub mir, niemand, der bei Verstand ist, verärgert diese Frau. Nicht einmal ein Gezeitenfürst, der so stark ist wie Jaxyn. Außerdem gehört das alles zum Spiel.«
»Du denkst, dies ist ein Spielt«
»Für Jaxyn schon.«
»Ich verstehe euch nicht.«
Er war nicht sicher, ob sie ihn meinte oder alle Gezeitenfürsten, aber das spielte eigentlich keine Rolle. Hier endete das Zwischenspiel für den unsterblichen Prinzen und die Fürstin von Lebec. So angenehm ihr Intermezzo auch gewesen war, ganz gleich, wie betörend und selbstlos Arkady war, für sie beide gab es keine Zukunft. Nicht jetzt.
Vielleicht … Der Gedanke starb bereits, bevor er geboren war. Es gab kein Vielleicht. Cayal hatte genug von seiner Unsterblichkeit, und dank der Gezeitenwende konnte er bald etwas dagegen tun. Sich köpfen zu lassen war nicht der einzige Plan, auf den er gekommen war, um seine Leiden zu beenden – nur der einzige, der bei Ebbe funktionieren konnte.
Arkady passte nicht in seine Selbstmordträume. Wenn überhaupt, war sie eine Bedrohung dafür, denn sie stand für den einzigen Hoffnungsschimmer in einem Leben, das schon lange keine Hoffnung mehr gekannt hatte.
Dass Jaxyn jetzt auftaucht, ist ganz gut, sagte er sich und wandte sich zur Tür.
»Willst du dich nicht mal verabschieden?«
Er warf einen Blick über die Schulter. »Du gehst wohl davon aus, dass ich unterliege? Danke für das überwältigende Vertrauen.«
Arkady ließ sich durch seine schlagfertige Antwort nicht täuschen »Ich glaube nicht, dass dir genug daran liegt, zu gewinnen, Cayal.«
»Mir liegt genug daran, diesen blasierten Ausdruck von Jaxyns Visage zu vertreiben.«
Sie schüttelte erstaunt den Kopf. »All diese Macht, über die ihr Gezeitenfürsten gebietet – und das ist das Einzige, wozu du dich aufraffen kannst?«
»Es mag einst noch anderes gegeben haben«, sagte er achselzuckend und wich ihrem Blick aus. »Früher. Jetzt nicht mehr.«
»Kein Wunder, dass du dich umbringen willst«, sagte sie ohne Mitgefühl. »Ich würde auch sterben wollen, wenn das alles wäre, was von mir noch übrig ist.«
Er war verblüfft über ihre Gefühllosigkeit, doch dann lächelte er plötzlich. »Bei den Gezeiten! Versuchst du mich aufzustacheln , damit ich leben will? Unglaublich!«
»Wieso unglaublich?«
»Dass du für einen Wildfremden etwas so Törichtes tust.«
»Ich dachte eigentlich, über wildfremd wären wir allmählich hinaus.«
Zur Antwort zog er sie an sich, küsste sie und war überrascht, weil er sie schon wieder begehrte und weil er sich wünschte, dass sie ihn verstand. Sie legte ihm ihre Arme um den Nacken, erwiderte seinen Kuss und wühlte Gefühle in ihm auf, die er längst gestorben wähnte, längst vergessen.
Aus irgendeinem Grund war es mit dieser Frau mehr als nur ein körperlicher Akt. Es war auch mehr als die leidenschaftliche Verliebtheit, die er für Gabriella empfunden hatte. Von Gabriella hatte er nur gewollt, dass sie ihn liebte und bewunderte. Jetzt aber merkte er: Er wollte, dass Arkady ihn kannte, und das war so ziemlich das Beängstigendste, was Cayal in den letzten achttausend Jahren passiert war.
Behutsam löste er sich von ihr, um sein Unbehagen über ihre Wirkung auf ihn zu überspielen. »Dies ist nicht der Abschied, verstehst du. Wir sehen uns wieder.«
Sie sah ihm forschend ins Gesicht, ehe sie antwortete. »Auf Augenhöhe? Oder nachdem du und deinesgleichen uns alle versklavt habt?«
»Sklavin oder nicht«, sagte er und küsste sie wieder, unfähig, der Versuchung zu widerstehen. »Ich werde dir nie ebenbürtig sein, Arkady. Nie kann ich danach streben, auch nur annähernd so erhaben zu sein …«
»Ich werde ungeduldig,
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