Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz
zitterte heftig, seine Ohren waren dicht am Kopf angelegt, die Rute baumelte kraftlos zwischen seinen Beinen, und er war offenbar völlig verstört.
»Was für ein Handel?«, hakte sie nach und wünschte, sie könnte das arme Geschöpf beruhigen, aber sie fürchtete, dass Mitgefühl es für den Crasii nur noch schwerer machte.
»Ich verrate Eurem Gemahl nicht, dass Ihr die willige Komplizin bei Cayals Flucht gewesen seid, wenn Ihr nicht sagt, wer ich bin.«
»Was sollte so ein Versprechen bringen? Wie Ihr bereits erwähnt habt, würde Stellan nur glauben, dass ich den Verstand verloren habe, wenn ich ihm erzähle, dass Ihr ein Gezeitenfürst seid.«
»Für den unwahrscheinlichen Fall, dass er Euch doch glaubt, will ich mich lieber absichern. Wie Ihr schon bemerkt habt, passt es nicht in meine Pläne, jetzt schon Brücken abzubrechen.«
»Habt Ihr es wirklich auf den Thron von Glaeba abgesehen?«, fragte sie. »Habt Ihr Stellan aus diesem Grund erwählt? Was genau hattet Ihr vor, Jaxyn? Alle zu töten, die in der Erbfolge vor Stellan stehen, und dann durch ihn zu herrschen?«
»Mehr oder weniger«, sagte er achselzuckend. »Natürlich liegen die Dinge jetzt etwas anders. Mir ist klar geworden, dass auch noch andere Wege zum Thron fuhren – abgesehen von Eurem Gemahl. Sie könnten sich sogar als schneller herausstellen. Ich kann die Schaltzentralen der Macht auch ohne magische Unterstützung bedienen, müsst Ihr wissen.«
Argwöhnisch starrte sie ihn über das Feuer hinweg an. »Worauf wollt Ihr hinaus, Jaxyn?«
Er lächelte. »Als wenn Ihr das nicht wüsstet! Habt Ihr nicht zugehört, als Cayal und ich über meine üblen Pläne für Glaeba sprachen?«
»Also habt Ihr tatsächlich einen üblen Plan? Wie vorausschauend von Euch.«
»Ihr könnt spotten, so viel Ihr wollt, Arkady«, sagte er und hob das Messer auf, das Chelby fallen gelassen hatte. »Früher oder später kniet Ihr zu meinen Füßen und bettelt um Gnade. Und dann wird Euch einfallen, dass es eine Zeit gab, in der ich bereit war, sie Euch zu gewähren, bis Ihr mich zurückgewiesen habt.«
Er kehrte ihr den Rücken, hatte aber erst zwei Schritte gemacht, als sie ihn zurückrief. »Jaxyn.«
»Euer Gnaden?« Er spähte über seine Schulter.
»Ich tu’s.«
»Ihr tut was?« Er wandte sich ihr wieder zu, um sicherzustellen, dass sie sich auf das Versprechen bezog, das er von ihr hören wollte.
»Euer Geheimnis für mich behalten. Fürs Erste.« Er sah so selbstgefällig drein, dass Arkady am liebsten etwas nach ihm geworfen hätte. »Ich tue das nicht für Euch, Ihr Narr. Stellan liebt Euch, auch wenn ich mir beim besten Willen nicht erklären kann, warum. Es würde ihn fertig machen, zu erfahren, dass Ihr ihn nur benutzt habt, um an den Thron zu kommen. Die Vorstellung, dass er seinen König zu Fall gebracht hat, indem er Euch in sein Heim einlud, Euch vertraute … das würde ihn wahrscheinlich schneller umbringen als die Erkenntnis, dass er von einem gewissenlosen Mörder hinters Licht geführt wurde, der keine Skrupel hat, sich als Hure an die Macht zu buhlen.«
Jaxyn strahlte sie an, als hätte sie ihm gerade ein Riesenkompliment gemacht. »Meine Güte, Ihr habt viel mit Cayal geredet, nicht?«
»Nun? Haben wir eine Abmachung?«
»Das haben wir allerdings, Euer Gnaden.«
»Dann soll es jetzt so sein«, bekräftigte sie. »Fürs Erste.«
Er betrachtete sie anzüglich von Kopf bis Fuß. »Wollen wir unseren Pakt nicht mit einem Kuss besiegeln?«
Arkady straffte die Schultern und funkelte ihn an. »Treibt es nicht zu weit, Jaxyn.«
»Zu weit treiben?«, sagte er lachend. »Ihr droht mir? Gezeiten noch mal, Ihr habt Schneid, Arkady.«
Sie hob herausfordernd ihr Kinn. »Wart Ihr es nicht, der gesagt hat, dass es ihm nicht recht wäre, jetzt schon Brücken abzubrechen? Ich kann Euch vielleicht auf lange Sicht nicht aufhalten, aber glaubt mir, ich kann Euer gemütliches kleines Boot sofort zum Kentern bringen, Jaxyn, lange bevor Ihr eine Möglichkeit habt, auch nur in die Nähe der Macht zu steuern, auf die Ihr so versessen seid.«
Er betrachtete Arkady ein Weilchen im Schein des Feuers, und dann – sehr zu ihrer Überraschung verbeugte er sich in Anerkennung ihrer Macht über ihn, wie kurzlebig dieser Vorteil auch sein mochte.
»Dann haben wir einen Waffenstillstand, Arkady. Bis auf Weiteres.«
»Bis auf Weiteres«, stimmte sie mit dem unguten Gefühl zu, einen Pakt mit dem Teufel geschlossen zu haben.
»Und kommt mir ja nicht in die
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