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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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Quere«, warnte er.
    »Das würde mir im Traum nicht einfallen.«
    Er musterte sie scharf und schüttelte trübselig den Kopf. »Ich fürchte, Ihr träumt von kaum etwas anderem«, stellte er fest. »Vielleicht braucht Ihr doch eine Erinnerung daran, wozu ich eigentlich fähig bin.«
    Ehe sie ihn aufhalten konnte, drehte Jaxyn sich zu Chelby um, reichte dem Caniden das Messer mit dem Griff voran und befahl schroff: »Tu es. Sofort.«
    Ohne Zögern, ohne den leisesten Einspruch ergriff Chelby das Messer und – bei aller Qual in seinen Augen – schlitzte sich mit einer einzigen schwungvollen Bewegung die Kehle auf. Blut sprühte über Jaxyn und Arkady, als Chelby zu Boden fiel. Arkady schrie auf und stolperte rückwärts, ganz nass vom Blut des sterbenden Crasii.
    Die Feliden standen da wie festgewachsen und sahen wortlos zu.
    Jaxyn schüttelte sich angewidert und trat etwas beiseite. Zuckend lag Chelby am Boden, sein gequälter Blick noch auf Jaxyn und Arkady gerichtet, während er stumm zu ihren Füßen verblutete. Der Gezeitenfürst wandte Arkady sein Gesicht zu. Sie war auf die Knie gesunken, elend von dem, was sie mit angesehen hatte, wie betäubt beim Gedanken daran, was das hieß.
    »Jetzt«, erklärte Jaxyn mit hörbarer Befriedigung, »fangt Ihr an zu verstehen.«
     

65
     
     
    Drei Tage, nachdem der König und die Königin von Glaeba samt Gefolge und mit Mathu und Kylia im Schlepptau zu ihrem Palast in Herino aufgebrochen waren, bat Declan Hawkes formell um eine Audienz beim Fürsten von Lebec. Obwohl er nach außen hin ruhig erschien, erfasste Stellan bei diesem Ersuchen panisches Entsetzen. Ihm fiel nur ein Grund ein, der das Interesse des Ersten Spions des Königs geweckt haben konnte. Sein Gewissen drückte ihn, weil er wiederholt gelogen und Tilly zu weiteren Lügen angestiftet hatte … und all das bildete einen unbehaglichen Kloß mitten in seiner Brust, der einfach nicht wegging.
    Es gab keine Möglichkeit, dem Ersten Spion des Königs eine Audienz zu verweigern. Jeder Versuch, es hinauszuzögern, selbst noch der kleinste Hinweis, dass der Fürst von Lebec etwas zu verbergen hatte, würde erst richtig Verdacht heraufbeschwören. Vielleicht hatte Declan noch gar nichts Festes gegen Stellan in der Hand. Jeder Versuch, ihm aus dem Weg zu gehen, konnte genau der Fingerzeig sein, den der Erste Spion brauchte, um den Fürsten mit allerlei verräterischen Umtrieben in Zusammenhang zu bringen – von seiner Affäre mit Jaxyn bis zu der Lüge über den Verbleib seiner Gemahlin und dem Vertuschen des Umstands, dass sie für einen verurteilten Mörder Entlassungspapiere gefälscht hatte.
    Hawkes erschien zur verabredeten Zeit in Stellans Studierzimmer und bewunderte neugierig die Wandmalereien. Stellan lud ihn ein, Platz zu nehmen, setzte sich und legte seine Hände flach auf die polierte Schreibtischplatte, damit Declan nicht sah, wie sie zitterten.
    »Interessantes Zimmer. Fand ich schon immer«, bemerkte der junge Mann und machte es sich in einem der Stühle mit Elfenbeinfußen gemütlich. »Die Bilder sind wirklich eindrucksvoll.«
    »Meine Urgroßmutter hat diese Fresken anfertigen lassen, lange bevor ich geboren wurde«, erklärte Stellan, erleichtert, über etwas Harmloses reden zu können. »Der Künstler war ein ziemlich komischer Kauz, wie ich hörte. Er hatte ständig Wutanfalle, rannte schreiend durch den Palast und beklagte sich, dass er unter solch unangenehmen Bedingungen nicht arbeiten könnte. Laut meinem Vater endete das Ganze, indem man ihn hier einsperrte und sich weigerte, ihn wieder hinauszulassen, bevor die Arbeit nicht abgeschlossen war.«
    Declan lächelte. »Das ist eine gute Geschichte. Glaubt Ihr, sie ist wahr?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete er. »Es Hegt vermutlich irgendwo ein Körnchen Wahrheit darin.«
    »Das ist bei vielen Mythen so.«
    »Meint Ihr?« Stellan war nicht klar, wo diese Unterhaltung hinfuhren sollte. Er war nicht so dumm, zu glauben, dass Declan nur müßige Konversation betreiben wollte.
    »Ich weißes.« Declan schmunzelte, dann sagte er ernster: »Dennoch eine gefährliche Angelegenheit.«
    »Mythen?«
    »Genau. Sie lassen die Menschen vergessen.«
    »Ich dachte, genau das Gegenteil wäre ihr Zweck«, sagte Stellan. »Sind Mythen nicht zur Erinnerung an Dinge da, die wir nicht vergessen sollen?«
    »Ihr verwechselt Mythen mit Moralgeschichten«, sagte Declan. »Das sind die Gleichnisse, die Ihr an Eure Kinder weitergeben wollt. Ihr wisst schon …

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