Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz
beide, dass das kein Quatsch ist«, sagte er leise, dann straffte er sich, als Tassie mit der Kanne frischen Tees erschien.
»Ach, wissen wir das?«, fragte Arkady in nichtssagendem Tonfall.
»Frag deine Canide hier, wer ihr wahrer Herr ist«, schlug Declan vor. »Ich bin ziemlich sicher, die Antwort wird dir nicht gefallen.«
Arkady blickte ihn scharf an und wandte sich dann an Tassie. »Du hast Meister Hawkes gehört, wer ist Herr in Lebec?«
»Fürst Stellan selbstverständlich.«
Erleichtert bedachte Arkady Declan mit einem Hab-ich-doch-gesagt-Blick.
»Aber wer ist dein Herr, Tassie?«, hakte Declan nach.
»Lord Jaxyn«, antwortete die Crasii, ohne zu zögern. »War das alles, Euer Gnaden?«
»Du kannst gehen«, erwiderte Declan, bevor Arkady etwas sagen konnte. Als sie allein waren, wandte er sich wieder Arkady zu. »Siehst du?«
»Das beweist doch nichts«, sagte sie achselzuckend. »Jaxyn ist seit fast einem Jahr unser Zwingermeister, da ist es doch normal, dass sie so von ihm denken.«
»Arkady, bitte spiel keine Spielchen mit mir«, warnte Declan ein wenig ungeduldig. »Meine Aufgabe ist hart genug, auch ohne dass Leute wie du gegen mich arbeiten.«
»Mir war nicht bewusst, dass ich gegen dich arbeite, Declan.«
»Wenn du weiterhin hier sitzt und behauptest, du wüsstest nichts von den Gezeitenfürsten, dann tust du genau das. Ich habe ein Leben damit verbracht, diese Banditen aufzuspüren. Du hattest einen in deiner Gewalt und hast ihn gehen lassen.«
»Kyle Lakesh ist geflohen«, widersprach sie. Sie war immer noch unsicher, ob dies alles nicht eine raffinierte List war, hinter der ruchlose Absichten steckten, die sie nicht ergründen konnte. »Das war alles.«
Declan schüttelte den Kopf. »Heilige Gezeiten, Arkady! Du hast an Clydens Gasthof haltgemacht und den Gefangenen mit deinen Crasii sprechen lassen. Vielleicht hast du das zugelassen, um deine Neugier zu stillen, oder es war einfach nur ein Versehen, jedenfalls hast du ihn Sprüche machen lassen, und dann haben sie die Seiten gewechselt -schneller, als du blinzeln konntest.«
Arkady antwortete nicht. Sie wusste nicht, wie viel sie sagen konnte. Gleichzeitig erwachte ein Schimmer Hoffnung in ihr. Es war möglich, dass Declan von den Gezeitenfürsten wusste. Er war immerhin der Erste Spion des Königs. Falls überhaupt irgendwer in Glaeba wusste, dass die Unsterblichen Realität waren, dann konnte das durchaus ihr alter Freund sein.
Sic zögerte noch einen Moment lang und nickte dann langsam. Wenn sie Declan Hawkes nicht trauen konnte, dann konnte sie niemandem mehr trauen. »Ich musste mit ansehen, wie Jaxyn Chelby befahl, sich selbst zu töten – völlig sinnlos, nur um mir einen Beweis zu liefern.«
Declan schien unbeeindruckt. »Dann stell dir mal vor, was passiert, wenn er anfängt, alle Crasii hier zu kommandieren. Unsere ganze Zivilisation ist auf ihrem Rücken errichtet. Wenn sie überlaufen, ist die harmloseste Variante unser wirtschaftlicher Zusammenbruch und die schlimmste, dass er ihnen befiehlt, sich gegen ihre menschlichen Herren zu wenden, und sie uns alle massakrieren.«
Arkady nickte, als er den namenlosen Ängsten konkrete Gestalt verlieh, die ihr seit ihrer Rückkehr nach Lebec den Schlaf geraubt hatten. »Du weißt also, dass es sie wirklich gibt«, sagte sie ausdruckslos.
»Ich habe es immer gewusst, Arkady«, antwortete er.
»Wer weiß es noch?«
»Außer den Crasii? Vielleicht eine Handvoll Leute in ganz Glaeba, und weiter weg auch nicht viele. Viele Torlener glauben immer noch an sie, aber das ist wohl eher Wunschdenken. Sie haben keine Beweise dafür, dass die Gezeitenfürsten noch existieren. Allerdings setzt der neue Imperator alles daran, den Kult wieder zu beleben, was sich im Übrigen als problematisch erweisen könnte, wenn du dorthin gehst. Die Caelaner sind mehr wie wir. Entweder haben sie die Gezeitenfürsten vergessen, oder sie glauben, das ist ein fantastischer alter Mythos. Die meisten Nationen im Norden denken dasselbe. Die Senestrer erinnern sich an gar nichts mehr, wahrscheinlich, weil die einzigen Crasii, die sie in größerer Anzahl halten, die Amphiden sind, und die schwätzen nun mal nicht viel mit der menschlichen Bevölkerung.«
»Und wie kommt es, dass du davon weißt?«, fragte sie.
Er zuckte mit den Schultern. »Meine Familie pflegt eine lange Tradition im Bewahren des Wissens über die Gezeitenfürsten.«
»Dann weiß dein Großvater auch von ihnen?«
»Ja.«
»Und wie viele
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