Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz
verblieb.
Jaxyn konnte es Mathu nicht verdenken, dass er Kylia in sein Bett manövrieren wollte, so schnell das irgend zu bewerkstelligen war. Sie sah atemberaubend aus in ihrem dunkelblauen Hochzeitsgewand, das Gesicht leuchtend vor Glück, während sie und Mathu zu den Weisen der besten glaebischen Musiker die Nacht durchtanzten. Die Lieder, die sie spielten, waren älter, als die Musiker wissen konnten.
Jaxyn beobachtete die Feier vom Balkon aus. Er lächelte angesichts von Kylias offensichtlichem Vergnügen.
Ich ziehe meinen Hut vor dir, Mylady. Du hast in wenigen Monaten bewerkstelligt, was ich in einem Jahr nicht geschafft habe.
Der Ballsaal war überfüllt, wie man es bei der Hochzeit eines Kronprinzen erwarten konnte. Die eigentliche Trauzeremonie, früher am Tage, war im Vergleich eher beiläufig gewesen. Aber der Empfang, auf dem sich jeder mit dem kleinsten Anspruch auf Großmannstum drängelte, der irgendwie eine Einladung hatte erschleichen können, war der Höhepunkt dieses stürmischen Abends. Selbst der caelische Botschafter, gewiss noch indigniert ob der Tatsache, dass diese Hochzeit alle Hoffnungen auf eine Ehe-Allianz zwischen Caelum und Glaeba zunichtemachte, schien sich köstlich zu amüsieren.
Jaxyn entzog den Neuvermählten seine Aufmerksamkeit und ließ den Blick auf der Suche nach Arkady über die Menge gleiten. Schließlich erspähte er sie bei den Büfetttafeln. Sie nippte an einem Punsch und war mit dem listigen alten Weibsstück Tilly Ponting ins Gespräch vertieft, worüber, das wussten nur die Gezeiten. Die Witwe war also auch zur Hochzeit nach Herino gekommen. Ihr Haar war heute blau, Ton in Ton mit ihrem Ballkleid, einem Gewand mit zu vielen Rüschen und Spitzen für eine Frau ihres Alters. Andererseits hätte niemand je von Tilly Ponting erwartet, dass sie in Herino neue Maßstäbe der Eleganz und des guten Geschmacks setzte. Nicht, solange sie ihnen allen ihr Glück voraussagen konnte.
Jaxyn grinste. Da war eine Zukunft im Anzug, von der Tilly Ponting nichts wusste und die sie sich vermutlich in ihren wildesten Träumen nicht vorstellen konnte. Was wird sie machen, fragte er sich, wenn die Gezeitenfürsten aus ihren blöden Tarotkärtchen zum Leben erwachen?
Arkady beugte sich vor und sagte etwas zu Tilly, das die alte Frau zum Lachen brachte. Arkady sah wie immer hinreißend aus in einem tief karmesinroten Gewand, den schlanken Hals geschmückt mit den Familienrubinen von Lebec.
Worüber redet sie mit Tilly bloß? Die Hochzeit? Die Kleider der anderen Frauen? Die Peinlichkeiten mancher Gäste, die zu viel vom königlichen Wein hatten?
Etwa Gayal? Die Entführung? Oder vielleicht ihre düstere Zukunft in Torlenien?
Es war unangenehm für Arkady geworden, seit sie in der Hauptstadt angekommen waren. Der König war überzeugt, dass sie schwanger sei, und bestand darauf, sie so zu behandeln. Ein Umstand, der der Fürstin unendlichen Verdruss bereitete, wie Jaxyn nicht entging. Es gab allerdings nichts, was sie dagegen tun konnte. Stellan hatte beschlossen, die Maskerade noch für eine Weile aufrechtzuerhalten. Er fürchtete, die Bekanntgabe einer Fehlgeburt könnte den König bewegen, sich Gedanken darüber zu machen, ob Arkady überhaupt noch zur rechten Zeit ein Kind gebären konnte. Enteny war imstande, sich schon mal nach anderen Möglichkeiten umzusehen, um Lebec einen Erben zu sichern. Das ist eine gute Übung für sie, dachte Jaxyn gehässig. Arkady und Stellan würden in zwei Tagen nach Torlenien aufbrechen. Dort, im Land der Unterdrückung, würde sie bestimmt keine Möglichkeit mehr haben, sich mit ihren akademischen Meriten zu verlustieren. Torlenische Frauen waren kaum in der Öffentlichkeit zu sehen. Es würde ihr sicher nicht erlaubt sein, sich die Freiheiten herauszunehmen, derer sie sich hier in Glaeba erfreute.
Es wurmte Jaxyn immer noch, dass er keine Ahnung hatte, was zwischen Cayal und Arkady vorgefallen war, als sie in den Bergen waren. Sein Verstand sagte ihm, dass etwas passiert sein musste. Er kannte Cayal gut genug. Arkady zeigte jedoch keinerlei Anzeichen einer Frau, die sich nach einem abwesenden Geliebten verzehrt oder innerlich zerrissen ist von Schuld und Scham.
Sie benahm sich ganz normal, und das ärgerte Jaxyn zunehmend.
Es war schön, sich vorzustellen, er hätte etwas gegen Arkady in der Hand.
Noch besser, etwas Nützliches gegen Cayal zu finden. Ich frage mich, ob er sich aus seinem verschütteten Stollen ausgegraben hat. War er
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