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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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Wiedersehen, Arkady.«
    »Stellan«, sagte sie mit einem graziösen Knicks. »Hoheit.«
    Ihr Gemahl sagte nichts mehr, bis sie den Raum verließ und die Tür hinter sich ins Schloss warf etwas zu kräftig, das einzige Anzeichen dafür, wie verärgert sie war.
     

18
     
     
    Warlock litt sehr unter einem der weniger offensichtlichen Nachteile seiner Haft. Aus naheliegenden Gründen war ihm nämlich der Besitz einer Feile verwehrt. Doch ohne regelmäßige Pflege wurden seine Fingernägel lang und krümmten sich, bis er die Hände nicht mehr gebrauchen konnte.
    Vor seiner Inhaftierung hatte er sich die Nägel immer abgefeilt. Aber ohne das nötige Accessoire war er nun gezwungen, sich mit der rauen Granitmauer zu behelfen, eine ausgesprochen langwierige und mühsame Angelegenheit. Jeden zweiten Tag verbrachte er Stunden damit, seine Klauen in einem langsamen, hypnotischen Rhythmus gegen den Stein zu reiben. Immerhin half es ihm, seinen Gedanken freien Lauf zu lassen. Dann war er im Geiste weit fort, fern der schrecklichen Kerkermauern an einem Ort und in einer Zeit, als er so viel glücklicher gewesen war.
    »Gezeiten noch mal! Kannst du nicht endlich mit diesem schrecklichen Gekratze aufhören!«, beschwerte sich Cayal über den Gang.
    Das war der einzige Vorteil, wenn man nur eine Wand hatte, um sich die Nägel zu feilen: Es trieb den Suzerain fast in den Wahnsinn.
    Warlock linste in die andere Zelle hinüber und fletschte die Zähne. »Ich höre auf, wenn ich fertig bin.«
    Der Suzerain saß auf seiner Pritsche, den Rücken an die Wand gelehnt, und starrte Warlock Unheil verkündend an. »Wenn die Gezeitenwende kommt, habe ich etwas ganz Besonderes mit dir vor, Gemang.«
    »Bevor oder nachdem ich dir den Arsch küssen darf?«, erkundigte sich Warlock.
    »Wenn du nicht tust, was ich sage«, warnte Cayal, »verfuttere ich deine stinkende Arkleiche an die Raben.«
    »Du hältst mich für einen Ark?« Warlock unterbrach seine Nagelpflege und schaute den Suzerain neugierig an. Das Wort kam aus der Umgangssprache, eine Verballhornung von Autark. So wurden Crasii genannt, die den Gezeitenfürsten missraten waren und deshalb auf der Abschussliste standen. Ihr Makel bestand nämlich darin, dass der den Crasii angezüchtete innere Zwang, ihren Herren bedingungslos zu gehorchen, ihnen völlig fehlte. Natürlich hatten die Gezeitenfürsten alle Arks, derer sie habhaft werden konnten, sofort getötet, aber einige waren immer entkommen. Manche waren klug genug, ihre wahre Natur unter scheinbar blindem Gehorsam zu verbergen, bis sich ihnen eine Möglichkeit zur Flucht bot.
    Er wollte Cayal eben fragen, warum er ihn für einen Ark hielt, als ihm ein Hauch von Parfüm in die Nase drang. Lange bevor er ihre Schritte auf den Steinfliesen hören konnte, wusste Warlock, dass Lady Desean auf dem Weg zu ihnen war, um ihre tägliche Befragung durchzuführen. Er witterte ihren speziellen Menschengeruch – eine ganz eigene Mischung aus Jasminseife, sauberem Schweiß, einer Spur von moschusartigem Parfüm und einem Hauch von Angst darunter.
    Und Lust.
    Die Fürstin war sich dessen vermutlich selbst gar nicht bewusst, aber Warlock war es nicht entgangen. Irgendetwas an dem Suzerain rührte offenbar an die niederen Instinkte von Arkady Desean. Cayal war ihr ein Rätsel, möglicherweise erregte sie das. Vielleicht war es auch nur typisch menschliche Schwäche. Die Gezeitenfürsten waren gut darin, Menschen zu manipulieren. Selbst ohne Gezeitenmagie hatte Cayal immerhin mehr als achttausend Jahre Zeit gehabt, um seine Verführungskünste zu perfektionieren.
    »Deine Besucherin ist im Anmarsch.«
    Cayal setzte sich gerade auf. »Woher weißt du das?«
    »Ich kann sie riechen.«
    »Wie riecht sie denn für dich?«, fragte der Suzerain und stand von seiner Pritsche auf.
    »Nach Mensch«, erwiderte Warlock.
    Cayal lächelte. »Eine Töle mit Humor, was? Den haben wir euch nicht angezüchtet. Was ist übrigens dein Stammbaum?«
    »Wieso interessiert dich das?«
    »Bin bloß neugierig«, meinte Cayal schulterzuckend und lehnte sich an die Gitterstangen, um ihn über den Korridor hinweg zu mustern. »Und damit ich bei der nächsten Gezeitenwende jeden einzelnen deines Stammes und all deine jämmerlichen kleinen Bastardwelpen ausrotten kann, wenn sich erweist, dass du ein Ark bist.«
    »Warlock, aus Bella, von Segura«, gab Warlock stolz zurück. »Und so viele seid ihr nicht, dass ihr es schafft, meinen ganzen Stamm auszurotten, Suzerain.«
    »Da sei

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