Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz
von Euch, ihm so etwas zu unterbreiten. Ich sollte Euch ein paar Finger amputieren.«
»Das traue ich Euch glatt zu«, lachte Mathu. »Aber zurück zu Eurem Unsterblichen. Kann man ihn nicht veranlassen, etwas zu zaubern, wenn er behauptet, ein Magier zu sein?«
»Tja, das ist genau der Punkt, wo seine Geschichte genial wird. Laut unserem Unsterblichen haben wir derzeit kosmische Ebbe.«
»Und Gezeitenmagie funktioniert nur bei kosmischer Flut, nicht? Bis zur Gezeitenwende ist er also …«
»Machtlos .«
»Wie schlau.«
»Aber du findest doch sicher eine andere Möglichkeit, ihn zu entlarven?«, fragte Stellan. »Declan Hawkes hat dich gebeten, mit ihm zu reden, weil er dein Wissen über die Gezeitenmagier kennt, Arkady.«
Diese Neuigkeit weckte Mathus Interesse. »Declan Hawkes hat mit dieser Sache zu tun?«
Stellan sah den Prinzen an. »In Glaeba passiert nicht viel, womit Declan Hawkes nichts zu tun hat, Mathu. Es wäre nicht schlecht, wenn Ihr Euch das hinter die Ohren schreibt und daran denkt, wenn Ihr das nächste Mal den Impuls verspürt, eine Dummheit zu machen.«
»Mein Wissen entspringt den Legenden der Crasii«, erklärte Arkady. »Ihre Geschichten geben keinen Aufschluss über spezifische Eigenschaften der einzelnen Gezeitenmagier. Es ist traurig, aber wahr – Tilly Pontings leidiges Tarot liefert weit mehr Details über die Gezeitenmagier als alles, was ich aus den wenigen Crasii herausbekommen konnte, die gewillt waren, mich in ihre mündliche Überlieferung einzuweihen.«
»Dann hat Euer caelischer Gezeitenmagier seine Geschichte wohl auch aus dem Tarot?«, fragte Mathu.
Arkady nickte. »Das meint Tilly Ponting auch.«
»Dann solltest du seine Geschichte vielleicht zuerst anhand von Tillys Tarot überprüfen, Arkady«, schlug ihr Gemahl vor, »bevor wir anfangen, Häftlinge zu foltern und zu verstümmeln.«
»Ihm den kleinen Finger abzuhacken dürfte die schnellere Lösung sein, mein Liebster.«
Stellan lächelte. »Mathu hatte recht. Du bist eine Barbarin.«
Arkady runzelte die Stirn. »Ich mache mir Sorgen um meinen Ruf als Historikerin. Einen Gefangenen mit einem Tarotdeck zu konfrontieren, das ich mir von einer exzentrischen Witwe mit lilafarbenem Haar ausgeborgt habe, ist als wissenschaftliche Methode reichlich dubios. Um ehrlich zu sein, halte ich es für so unseriös, dass mir davor graut.«
»Nichtsdestotrotz, Arkady, wäre mir lieber, wenn du diese Möglichkeit ausschöpfst, bevor du dich mit einem Skalpell über ihn hermachst.«
Stellan hatte diesen entschiedenen Blick, den Arkady so gut an ihm kannte. Diese Auseinandersetzung konnte sie nicht gewinnen. Niedergeschlagen seufzte sie. »Dann muss ich diese kleine Farce wohl noch eine Weile weiterspielen. Ich werde also weiterhin unseren Unsterblichen ins Verhör nehmen – mit unfehlbarem historischen Quellenmaterial, nämlich einem Tarotdeck als einzigem Hilfsmittel. Damit ist seine Entlarvung nur noch eine Frage von Minuten.«
»Sarkasmus steht dir nicht, meine Liebe.«
»Wenn Euch das vielleicht trösten kann, Lady Desean – ich bin auf Eurer Seite«, versicherte ihr Mathu fröhlich. »Ich sage, hackt ihm doch seine dreckigen caelischen Pfoten ab!«
»Glücklicherweise habt Ihr in dieser Angelegenheit nichts zu sagen, Mathu«, bemerkte Stellan und sah den jungen Mann mit einem Stirnrunzeln an.
»Schade«, meinte Arkady und stand auf. »Und jetzt muss ich leider gehen. Um nämlich unseren Spion mit Hilfe eines Tarotdecks enttarnen zu können, muss ich erst noch mit Tilly sprechen, bevor ich mich wieder auf den Weg ins Gefängnis mache.«
»Und du wirst ihm doch absolut nichts ohne meine ausdrückliche Erlaubnis amputieren, nicht wahr, meine Liebe?« Offenbar hatte Stellan nicht allzu viel Vertrauen in ihre guten Absichten.
Arkady zögerte, bevor sie antwortete, und als sie es endlich tat, klang es äußerst widerstrebend. »Wenn du darauf bestehst.«
»Das tue ich allerdings.«
Sie lächelte Mathu an. »Und Ihr haltet Reon Debalkor für einen alten Langweiler?«
»Du kannst jetzt gehen, Arkady«, meinte Stellan, seine gute Laune im Schwinden begriffen.
»Ja, mein Lieber.«
»Erzählt Ihr uns dann alles beim Abendessen, Euer Gnaden?«, fragte Mathu.
»Jedes einzelne, fesselnde Detail seines Geständnisses, Hoheit«, versprach sie und starrte Stellan finster an. »Alles, was ich unserem teuflischen caelischen Spion entlocken kann, sobald ich ihn mit dem Anblick einer Tarotkarte zu Tode erschreckt habe.«
»
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