Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz
Argument einfallen lassen müssen, um mich zu überzeugen«, sagte sie zu ihm.
»Seid Ihr noch Jungfrau, Arkady?«
»Bitte? «
»Seid Ihr noch Jungfrau?«, wiederholte er neugierig. »Ich meine, es gab keinerlei Hinweise darauf, dass Ihr vor Stellan Liebhaber hattet, sonst hätte der König dieser Heirat nie und nimmer zugestimmt. Und auch seit der Hochzeit hat es diesbezüglich keinerlei Gerüchte gegeben. Entweder geht Ihr wirklich unglaublich diskret vor, oder aber es gibt überhaupt nichts, was der Diskretion bedürfte.«
»Ich muss schon sagen, Ihr habt Nerven, Jaxyn …«
»Wisst Ihr, ich glaube, Ihr seid unberührt«, sagte er und lehnte sich entspannt zurück, als sei er beeindruckt von seiner brillanten Schlussfolgerung. »Bei den Gezeiten, das würde einiges erklären.«
Arkady lächelte gelassen, sie hatte nicht vor, seine Anschuldigung zu erhärten, indem sie darauf einging. »Ihr seid wirklich ein Narr, Jaxyn Aranville.«
»Und Ihr habt Angst«, konterte er sehr selbstsicher. »Ihr seid eine sechsundzwanzigjährige Jungfrau, die Angst von Männern hat.«
»Ach ja?«
»Natürlich, und ob! Das erklärt, warum Ihr Stellan geheiratet habt. Was könnte sicherer sein, als einen Mann zu heiraten, der Euch niemals anfassen wird? Kein Wunder seid Ihr so ein Eisklotz.«
»Und sobald Ihr diese Unterstellung hier auf der Terrasse ausposaunt, werde ich Euch unverzüglich in die Arme sinken, um diesem Zustand ein Ende zu bereiten – habt Ihr Euch das so vorgestellt?«, fragte sie.
Jaxyn sah sich schuldbewusst um, dann lächelte er sie verschlagen an. »Ihr seid eiskalt, Arkady, das muss ich Euch lassen. So einfach lasst Ihr Euch nicht aus dem Konzept bringen. Hartgesotten.«
»Hartgesottener als Ihr jedenfalls«, meinte sie und stand auf. »Vergesst das nicht.«
Arkady begab sich zur Tür zum Bankettsaal, aber an der Schwelle blieb sie stehen. Wenn sie Jaxyns Spekulationen nicht schnell ein Ende machte, würde er nie Ruhe geben. »Zu Eurer Information: Ich habe meine Unschuld im Alter von vierzehn Jahren verloren. Dass der König nichts über meine Vergangenheit weiß, beweist nur, dass mit dem entsprechenden Anreiz selbst der Erste Spion den Mund hält.«
Sie ließ Jaxyn, der ihr völlig überrascht nachstarrte, auf der Terrasse sitzen. Sobald sie ihm den Rücken gekehrt hatte, lächelte sie zufrieden. Mit der Lüge zu leben fällt mir von Tag zu Tag leichter, dachte sie. Oder vielleicht lag es daran, dass sie in der letzten Zeit beim größten Lügner aller Zeiten Unterricht genommen hatte: bei Cayal, dem unsterblichen Prinzen.
23
A1s sie die fürstlichen Zwinger betraten, sah sich Mathu neugierig um, sichtlich beeindruckt von dieser innovativen Methode, Sklavenbehausungen zu errichten. In Herino, wie auch in den meisten anderen Stadtstaaten Glaebas, wurden die Sklaven in Zellen oder verschließbare Baracken gesperrt. Die Idee, sie in einem Dorfambiente zusammenleben zu lassen, war etwas völlig Neues für ihn.
»Ich schätze, das war Arkadys Idee?«, bemerkte der Prinz, während sich im Dorf der Caniden in Windeseile die Neuigkeit verbreitete, dass ihr Herr und Meister zu Besuch gekommen war. Bei ihrer Ankunft auf dem Dorfplatz fanden sich sofort jede Menge Crasiiwelpen ein, die ihnen um die Füße wuselten und sie begeistert ankläfften, während ihre reservierteren Eltern erfolglos versuchten, sie zurückzurufen.
Stellan bückte sich und hob den Welpen hoch, der ihm am nächsten war. Er war schwarzweiß und von der Größe und Gestalt eines Kleinkindes, sein Fell so seidenweich, dass Stellan nicht widerstehen konnte, es zu streicheln. »Das ist Bounder«, sagte er zu Mathu. »Eines von Tassies vielen Geschwistern.«
Mathu lächelte und streckte die Hand aus, um ihn zu tätscheln. »Hallo, Bounder.«
Bounder kläffte aufgeregt und leckte Mathu die Hand, dann wand er sich aus Stellans Griff und sprang wieder zu Boden.
Er ließ den Welpen lächelnd gehen. »Er ist erst zwei oder drei. Mit Bellen aufhören und sprechen lernen wird er erst mit fünf.«
»Und Ihr lasst sie leben wie Menschen?«, fragte Mathu und betrachtete die ordentliche Reihe identischer Hütten, die die einzige Straße der Siedlung säumten.
»Sie sind halb menschlich, Mathu. Eigentlich fast menschlich, wenn man Harlie Palmerstons Theorie Glauben schenken mag. Wir halten sie bei uns im Haushalt, lehren sie, für uns zu kochen, wir vertrauen unsere Kinder ihrer Obhut an und lassen sie unsere Schlachten für uns
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