Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz
Kanäle nichts tun konnte, um ihn zu befreien, kam ich wie eine Furie in den Palast gebraust und verlangte, dass der Fürst von Lebec etwas für ihn tut.«
»Ich dachte immer, Ihr und Stellan wäret eine Sandkastenliebschaft gewesen.«
Sie schüttelte lächelnd den Kopf. »Nicht direkt. Aber ich bin Stellan als Kind schon begegnet. Als der alte Fürst noch lebte, wurde manchmal nach meinem Vater geschickt, um ihn zu behandeln, wenn sein Leibarzt nicht da war. Ich habe dann spontan entschieden, dass unsere frühere flüchtige Bekanntschaft als Einladung ausreichte, um seine Bibliothek zu stürmen und den Fürsten von Lebec genauestens davon in Kenntnis zu setzen, wie er sein Fürstentum meiner Meinung nach zu leiten hatte.«
»Da hattet Ihr aber Glück, dass Stellan Sinn für Humor besitzt.«
»Oh ja«, stimmte Arkady ihm zu. Den Rest der Geschichte überließ sie Mathus Fantasie, die romantischen Einzelheiten würde er sich schon selbst ausmalen – auch wenn es sie nie gegeben hatte.
In diesem Augenblick erschien Stellan höchstpersönlich. Er und Jaxyn traten aus dem Bankettsaal auf die Terrasse hinaus. Mit einem Winken bedeutete er seiner Gemahlin und dem Prinzen, sitzen zu bleiben, als sie sich erheben wollten, küsste Arkady auf die Wange und bediente sich dann aus dem Gebäckkorb. »Kaum drehe ich Euch den Rücken zu, umgarnt Ihr schon meine Gemahlin, Mathu?«, scherzte er.
»Es ist völlig aussichtslos«, klagte der. »Ich fürchte, Arkady hat mehr Interesse daran, mich zu erziehen, als sich meinem heißen Liebeswerben hinzugeben.«
»Oh … aber welch eine Erziehung Ihr da genießen könntet«, meinte Jaxyn zwinkernd, worauf Mathu und Stellan in Gelächter ausbrachen.
»Dafür haben wir leider nicht die Zeit«, warnte Stellan. »Wollt Ihr immer noch mit zu den Zwingern kommen, um nach Chikita zu sehen, Mathu?« An Arkady gewandt fügte er erklärend hinzu: »Letzte Nacht habe ich eine Crasii gewonnen, eine Felide.«
»Das hat mir Mathu schon erzählt. Ist sie Zuchtmaterial?«
»Um das zu wissen, ist es noch etwas zu früh. Aber eine Kämpferin ist sie, das steht fest. Eine von Taryx’ Nachkommen.«
»Dann will ich euch nicht aufhalten, mein Lieber. Und lass deine neue Crasii nicht trainieren, solange sie nicht völlig ausgeheilt ist. Ich schätze, einem jelidischen Schneebären konnte nicht einmal sie ganz unverletzt beikommen.«
»Sie hat ein paar Kratzer, aber nichts Ernstes«, beruhigte er sie. »Kommt Ihr mit, Jaxyn?«
»Gezeiten, ich denke nicht im Traum daran.« Jaxyn warf sich in einen der freien Gartenstühle. »Mir dröhnt immer noch der Schädel von gestern Abend. Geht nur. Ich bleibe hier und sehe, ob ich bei Eurer liebreizenden Gemahlin mit meinem heißen Liebeswerben erfolgreicher bin als Seine Königliche Hoheit.«
Wieder küsste Stellan sie auf die Wange, er lächelte. »Entschuldige bitte, meine Liebste, das scheint heute ein romantischer Morgen für dich zu werden. Bist du zum Mittagessen hier, oder fährst du wieder ins Gefängnis?«
»Ich dachte, ich statte unserem Unsterblichen noch einen Besuch ab.«
»Dann freue ich mich auf weitere unterhaltsame Anekdoten beim Abendessen. Kommt, Mathu.«
Der Fürst und der junge Prinz gingen die Treppen hinunter und überquerten den Rasen in Richtung der Sklavenquartiere.
Jaxyn goss sich aus der Teekanne auf dem Tisch eine Tasse ein und wandte dann seine Aufmerksamkeit Arkady zu.
»Gebt Euch bloß keine Mühe«, warnte sie ihn, noch bevor er ein Wort gesagt hatte.
»Wie meinen?«
»Gebt Euch keine Mühe mit Eurem heißen Liebeswerben, Jaxyn Aranville. Stellan hat mir von Eurem Angebot erzählt. Und ich kann Euch versichern, dass Kyle Lakeshs Chancen auf Unsterblichkeit größer sind als Eure, dass ich je das Bett mit Euch teile, wie edelmütig auch immer der Grund dafür sein mag.«
»Ihr enttäuscht mich, Arkady.«
»Das glaube ich gern.«
»Nein, im Ernst. Ich hätte gedacht, dass Euch Stellans Wohl am Herzen liegt.«
»Das tut es auch. Und deshalb kann ich kaum erwarten, dass Ihr das Interesse an ihm verliert und Euch einem neuen, vielversprechenderen Kandidaten zuwendet.«
»Stellan liebt mich.«
»Was er mit Sicherheit noch sehr bedauern wird.«
Jaxyn beugte sich über den Tisch und sah sie mit großem Ernst an. »Stellan würde einen Sohn von mir lieben, als wäre es sein eigener.«
Traurig, aber wahr, dachte Arkady, wobei sie sich diesen Gedanken nicht anmerken ließ. »Ihr werdet Euch schon noch ein besseres
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