Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
Vom Netzwerk:
Cayal wirklich in Glaeba, Lyss. Vielleicht kommt er ja doch noch zu dir. Ich meine ... Gezeiten, wie lange ist es her, dass du ihn zuletzt gesehen hast? Er muss doch inzwischen alles gebumst haben, was auf Amyrantha lebt und Beine hat. Ich bin sicher, dass du auch bald drankommst.«
    Das scharfe Klatschen, mit dem Elyssas Hand das Gesicht ihres Bruders traf, schreckte Tiji fast aus ihrer Tarnung.
    »Mistkerl.«
    Ihr Bruder lächelte, und Tiji lief es kalt den Rücken runter. Solch nackte Bosheit, solch erbarmungslose Gehässigkeit überstieg ihr Fassungsvermögen. Das Tarot nannte ihn >Tryan der Teufel<, und Tiji begann zu verstehen, warum. Sie spürte, wie ihre Tarnung sich auflöste, und zwang sie wieder unter Kontrolle. Voll aufeinander eingeschossen, schienen weder Tryan noch Elyssa etwas bemerkt zu haben.
    »Kann sein, dass ich ein Mistkerl bin, aber bald bin ich König. Und diesmal hab ich nicht vor, das mit irgendwem zu teilen.«
    »Dazu wird Syrolee auch noch etwas zu sagen haben.«
    »Soll sie doch reden, was immer sie will. Soll sie doch irgendwo anders Kaiserin über die fünf Reiche spielen, wenn sie es denn darauf anlegt. Ich bin ein Gezeitenfürst. Ich habe es satt, den Lakaien zu geben.«
    »Vielleicht ist das alles, wozu du taugst, Tryan.«
    »Das wird sich bald genug erweisen, Elyssa.«
    Seine Schwester schien darauf keine Entgegnung zu haben. Sie reckte trotzig das Haupt, raffte ihre Röcke und stelzte zur Tür. Tiji schloss erleichtert die Augen und erwartete, dass Tryan ihr folgen würde, aber die gestiefelten Schritte, die sie hörte, entfernten sich nicht.
    Sie schienen vielmehr näher zu kommen ...
    Eine starke Hand schloss sich um Tijis Kehle, bevor sie begriff, was vorging. Sie riss die Augen auf. Der Schreck machte ihre Tarnung zunichte und da stand sie, nackt und verwundbar, mit nichts als den schimmernden Schuppen ihrer Haut am Leib. Sie konnte nicht atmen. Tryans Gesicht war keine Handbreit entfernt, sein Blick bohrte sich in ihren.
    »Was machst du hier, Crasiischlampe?«
    »Ich atme nur, um Euch zu dienen, mein Fürst«, keuchte Tiji. Sie mochte eine Ark sein, aber sie kannte das Protokoll. Wenn sie überzeugend angstschlotterndes Entsetzen demonstrierte - und dazu musste sie im Augenblick nicht mal schauspielern -, hatte er keinen Anlass zu bezweifeln, dass sie etwas anderes war als eine beliebige demutsvolle Crasii. Vielleicht ein Spitzel, den die Königin von Caelum auf die Großfürstin angesetzt hatte.
    »Warum spionierst du uns nach?«
    Tiji antwortete nicht. Sie hatte ihren Atem damit verbraucht, ihn ihrer Unterwürfigkeit zu versichern.
    Es schien, als sei Tryan ohnehin nicht an einer Erklärung interessiert. Er Heß los, stieß sie weg und kehrte ihr den Rücken. »Es ist mir egal, warum. Du wirst nichts von dem wiederholen, was du gehört hast.«
    »Ich atme nur, um Euch zu dienen«, ächzte sie mit kippender Stimme und brach zusammen.
    Tryan war schon auf dem Weg zur Tür, ihre Antwort hatte er gar nicht mehr wahrgenommen.
    Aber warum sollte er auch? Die Crasii waren Sklaven. Bedingungsloser Gehorsam war ihnen angezüchtet, sodass sie ohne Fragen den Befehlen ihrer Herren Folge leisteten. Tryan hatte keinen Grund, an ihrer Demut zu zweifeln. Wie alle Gezeitenfürsten glaubte auch er, dass die Zucht der Reptilien-Crasii vor ein paar Jahrtausenden restlos von rebellischen Tendenzen gesäubert worden war. Er hatte keinen Grund, zu fürchten, was er und seine Mitverschwörerinnen besprochen hatten, könnte je diesen Raum verlassen - denn Crasii waren nicht fähig, seinem Befehl zuwiderzuhandeln.
    Es sei denn, ein Crasii war in Wirklichkeit ein Ark.
    Es sei denn, der Zwang zum Gehorsam war nicht so zwingend, wie Tryan annahm. Wenn die Gezeitenfürsten eine Schwäche hatten, dann war es ihre Unfähigkeit, hörige Crasii von Arks zu unterscheiden, solange ein Ark keinen direkten Befehl missachtete.
    Und Tiji war eine Ark. Rekrutiert und ausgebildet von den Feinden der Gezeitenfürsten und ihnen gegenüber unbedingt loyal. Selbst wenn sie dafür sterben musste, würde sie Declan Hawkes und die Bruderschaft des Tarot wissen lassen, dass Tryan der Teufel die Regentschaft von Caelum zu übernehmen gedachte, und dass Engarhod, Krydence und Rance wahrscheinlich bald zu ihm stoßen würden.
    Die Kaiserin über die fünf Reiche war wieder einmal am Werk.

2
     
     
    Declan Hawkes bog und streckte seine Finger in der Hoffnung, den stechenden Schmerz zu lindern. Im Stillen verfluchte er sich

Weitere Kostenlose Bücher