Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha
der großen Seen in Caelum lag, wie die gängigen Crasii-Legenden berichteten, sondern kaum fünfzig Meilen von der glaebischen Hauptstadt entfernt. In einem entlegenen Teil der Grafschaft Summerton, etwa auf halber Strecke zwischen Herino und Lebec, verbargen die dicht bewaldeten Abhänge der Shevronberge den Unterschlupf der Rebellen.
»Ihr wart doch im Palast von Lebec«, betonte Lord Deryon an Declan gewandt. »Mehrere Male. Ihr seid Kylia vorgestellt worden, oder? Ist Euch denn nichts Ungewöhnliches aufgefallen?«
»Ich bin kein Ark, Mylord. Ich erkenne einen Unsterblichen nicht, selbst wenn er neben mir steht und mich in den Hintern zwickt. Würdet Ihr etwas merken?« Die Vorstellung, man mache ihn verantwortlich, erboste Declan beträchtlich.
Tilly schien das ähnlich zu sehen. Beschwichtigend legte sie eine Hand auf Lord Deryons Arm. »Wir erreichen nichts, wenn wir versuchen, jemanden zum Sündenbock zu stempeln, Karyl. Wir arbeiten den Unsterblichen bloß in die Hände, indem wir einander die Schuld in die Schuhe schieben und uns überwerfen. Wir sollten lieber herausfinden, womit genau wir es hier zu tun haben. Können wir sicher sagen, dass dieses Mädchen eine Unsterbliche ist?« Sie schüttelte ungläubig den Kopf. »Das scheint zu abwegig, um wahr zu sein.«
»Ich habe bis jetzt zwei Arks, die es bestätigen«, versicherte Declan.
»Sie stimmen überein, dass die neue Kronprinzessin von Glaeba eine Suzerain ist.«
»Wissen wir, welche?«, fragte Aleki.
»Es ist unwahrscheinlich, dass sie eine Gezeitenfürstin ist«, bemerkte Shalimar. Declans Großvater saß im Lehnstuhl neben dem unbefeuerten Kamin, so entspannt und behaglich, als wäre dies sein Salon, nicht der von Lady Ponting. Es kam selten vor, dass er seine Behausung in den Elendsvierteln von Lebec verließ. Offenbar kostete er die Gelegenheit aus, für ein paar Tage Tillys Gastfreundschaft und die Annehmlichkeiten großen Reichtums zu genießen.
»Wie kommst du darauf?«, fragte Declan.
»Jaxyn ist nicht der Typ, der Macht teilt. Aber er war schon da, lange bevor Kylia die Bühne betrat. Und wir haben keinerlei Hinweise auf die Anwesenheit der Kaiserin über die fünf Reiche oder jemanden aus ihrem Klan, also können wir wohl ausschließen, dass es Elyssa ist.«
»Kylia ist viel zu hübsch«, sagte Declan. »Es ist eindeutig nicht Elyssa.«
Lord Deryon nickte zustimmend. »Sie ist wohl eher eine der niederen Unsterblichen auf der Suche nach einem komfortablen Unterschlupf, um die Rückkehr der Flut abzuwarten.«
»Aber welche niedere Unsterbliche?« Tilly sah die vier Männer an, als erwartete sie von einem eine Antwort.
»Ich würde auf Medwen oder Diala tippen«, schlug Aleki nach kurzem Nachdenken vor.
Declan warf ihm einen Blick zu und nickte langsam, als ihm klar wurde, worauf Aleki hinauswollte. »Natürlich, Kylia Debrell wäre jetzt erst ... wie alt ... siebzehn Jahre? Diese Unsterbliche kann das glaubhaft verkörpern, ohne den geringsten Verdacht zu erregen.« Er nickte erneut, jetzt mit voller Gewissheit. »Alle anderen wären zu alt, um damit durchzukommen.«
»Wenn wir Elyssa mit Sicherheit ausschließen können, sind Medwen und Diala die Jüngsten, die unsterblich wurden«, ergänzte Aleki. »Also stimmt es wahrscheinlich, es muss wohl eine von beiden sein.«
Tilly wandte sich an Shalimar. »Ihr sagtet doch, Medwen wäre in Senestra?«
»Das war sie auch«, bekräftigte der alte Mann. »Wir haben ein unbestätigtes Gerücht, dass Arryl sich ebenfalls da irgendwo versteckt hält. Das ist der Stand der Dinge laut den letzten Nachrichten, die ich von Markun habe.« Markun Far Jisa war eins der beiden fehlenden Mitglieder des Fünferrats. Die Identität des fünften Mitglieds war so geheim, dass nicht einmal Declan seinen Namen kannte, so hoch er auch bei der Bruderschaft des Tarot im Rang stand. »Er hätte es längst gemeldet, wenn sie weitergezogen wäre.«
»Dann haben wir es wohl mit der Lakaienmacherin zu tun«, sagte Tilly. »Gezeiten, was für ein niederschmetternder Gedanke. Merkwürdig allerdings, dass sie sich in Gesellschaft von Jaxyn befindet. Sie ist eigentlich keine traditionelle Verbündete des Fürsten der Askese.«
»Vielleicht ist sie gar nicht als seine Verbündete hier«, grübelte Lord Deryon. »Könnte es nicht sein, dass der Zufall beide zur selben Zeit nach Glaeba geführt hat?«
»Es gibt keine Möglichkeit zu erfahren, was sie hierher gebracht hat«, erklärte Shalimar. »Und Spekulieren
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