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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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eine halbe Weltreise von ihm entfernt auf dem offenen Meer und segelte in Richtung Senestra.
    Sie versuchte, sich nicht in den Gedanken hineinzusteigern, dass dieses Fiasko auf Cayals Konto ging, aber es war wohl seine Schuld, dass sie hier war: eine rechtlose Sklavin, unerreichbar weit entfernt von allem, was ihr lieb und teuer war. In seinem blinden Todeseifer hatte er nur seine eigenen Bedürfnisse im Sinn gehabt, als er Arkady seinem Feind, dem Gezeitenfürst Brynden, so bereitwillig als Geisel überließ. Was hat er sich bloß eingebildet? Er hätte vorhersehen müssen, dass der Fürst der Vergeltung die greifbarere Rachemöglichkeit nutzte und lieber Cayals Geliebte büßen ließ – denn dafür musste Brynden sie ja halten, so wie er Cayal kannte –, als geduldig auf die vage Chance zu warten, seinen Gegner ins Jenseits zu befördern. Zumal das eine höchst dubiose Aussicht schien, da sie beide unsterblich waren.
    Was habe ich mir nur dabei gedacht, schalt Arkady sich stumm, bei einem so hirnrissigen Plan mitzumachen?
    Aber es brachte sie nicht weiter, sich damit zu geißeln, wie sie in diese Lage gekommen war. Sie war besser beraten, nach einem Ausweg zu suchen.
    Arkady war weder unschuldig noch blind. Sie wusste, was ihr blühte, und das waren nicht die Schreckensbilder einer Fürstin, die sich zum ersten Mal mit der grausamen Realität konfrontiert sieht. Arkady kannte die Lage aus erster Hand.
    Selbstmordgedanken waren unter den Sklavinnen, besonders den neuen, nicht ungewöhnlich. Darum trugen die Senestrer Sorge, dass ihrem wertvollen Eigentum jede Möglichkeit fehlte, Hand an sich zu legen. Arkady gestattete sich ein kleines, säuerliches Lächeln bei dem Gedanken, dass sie und Cayal nun schließlich doch etwas gemeinsam hatten. Wir wollen beide sterben, und aus Gründen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, kriegen wir es beide nicht hin.
    Immerhin konnte sie überhaupt sterben, dachte sie, das war wohl schon ein Grund, dankbar zu sein. Cayal war selbst mit den tödlichsten Waffen nicht in der Lage, seinen Qualen ein Ende zu setzen. Ihr größtes Problem, das wusste Arkady, bestand jetzt darin, eine Selbstmordmethode zu finden, die schnell und sicher war. Man ließ sie nie allein. Selbst wenn sie es schaffen sollte, ihren Kittel in Streifen zu reißen, sich daraus eine Schlinge zu drehen und dann in der niedrigen, beengten Kajüte etwas fand, woran sie sich erhängen konnte – unwahrscheinlich, man konnte ja kaum aufrecht stehen –, würden die anderen sie daran hindern, noch bevor sie den ersten Knoten gemacht hatte.
    Nein, was Arkady brauchte, war eine Methode, die schnell ging und nicht rückgängig zu machen war. Sie würde höchstens eine einzige Chance bekommen, und sie hatte nicht vor, die zu überleben. Gegen die Strafen, die einem Sklaven nach einem Selbstmordversuch blühten, war es geradezu harmlos, der Besatzung der Trius vorgeworfen zu werden.
    Arkady brauchte eine Waffe, auch wenn sie sich nicht vorstellen konnte, dass ein Seemann einer Sklavin freiwillig ein gefährliches Werkzeug überließ – und nur die Seemänner hatten, was sie brauchte: am besten ein Messer oder einen Marlspieker …
    Oder ein Skalpell, dachte sie, und in ihrem übermüdeten Verstand begann sich der verschwommene Umriss eines Plans zu bilden. Arkady zog sich ihren Kittel herunter und untersuchte die verschorfte Brandwunde. Ihr Sklavenzeichen, das Symbol der verschlungenen Kettenglieder, war in der Dunkelheit schwer auszumachen, aber allein schon der stumpfe, pulsierende Schmerz sagte ihr, dass die Wunde sauber abheilte.
    Zu dumm. Wenn sie entzündet wäre, konnte sie wohl darum bitten, dass der Schiffsarzt sie sich ansah, und hatte einige Hoffnung, behandelt zu werden. Das höchste Gut der Senestrer waren lebendige Sklaven, keine toten. Wenn eine Sklavin eine entzündete Wunde hatte, würde man sie verarzten – und die Behandlung würde darin bestehen, die Wunde zu öffnen, um den Eiter abfließen zu lassen.
    Und dazu würde der Schiffsarzt ein Skalpell benutzen.
    Eine Weile grübelte Arkady über die Idee nach. Wenn der Arzt kam, um eine entzündete Wunde aufzuschneiden, und wenn sie schnell genug war, konnte sie ihm das Skalpell aus der Hand reißen und sich die Halsschlagader aufschneiden, bevor irgendjemand Zeit hatte, zu reagieren. Es war schnell, sauber, relativ schmerzlos und unwiderruflich. Sobald ihre Karotisarterie anfing, Blut durch die Kajüte zu pumpen, würde kein Arzt, so fähig er auch

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