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Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition)

Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Gerhardsen
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Konnte hier jemand gegraben haben? Er kroch unter Baumstämme, hob heruntergestürzte Äste an, schob kleinere Felsbrocken zur Seite und kämpfte sich durch dichtes Unterholz. Nichts. Und dann derselbe Weg wieder nach außen, mit ein paar Grad Abweichung. Das Gerät gab keinen Ton von sich.
    Als er während seiner zweiten Runde die halbe Strecke zur Mitte des Kreises geschafft hatte und nur zwanzig Meter von einem der Hundeführer entfernt war, schlug der Metalldetektor plötzlich an. Der Hund wurde lebhaft, zog und zerrte an der Leine und wollte zu ihm.
    »Ja, komm schon, Bill, ist da drüben etwas? Sollen wir nachschauen? Pass auf«, munterte der Hundeführer den Springer Spaniel auf und ließ sich von ihm zu Sandén ziehen, der mit dem Fuß im Moos herumstocherte.
    Der Hund zerrte wie besessen an der Leine, sprang in Halbkreisen um Sandén herum, bellte und peitschte mit dem Schwanz.
    »Hier ist etwas, oder?«, fragte Sandén dumm. »Reagiert er so auf Metall?«
    »Nee«, antwortete der Hundeführer. »Er markiert Leichen.«
*
    Ich selbst bin mehr wie ein Elefant. Ruhig, sicher, loyal, verantwortungsbewusst. Ich kann mich monatelang, jahrelang um nichts anderes kümmern als die Jagd nach Nahrung und die Versorgung meiner Familie. Und die Weibchen, mit denen ich mich umgebe, sind taugliche Kreaturen. Ich wähle sie sorgfältig aus. Sie wissen, was ich von ihnen verlange, und sind bereit dazu, das ist sozusagen ein Teil des Geschäfts. Das ist gut. Ein bisschen langweilig, aber gut.
    Dann kommt die Brunftzeit. Es geschieht etwas im Körper, im Kopf. Diese Raserei kommt über mich, die Verzweiflung darüber, dass es nicht immer so sein kann, wie ich es gerne hätte. Dann muss ich etwas haben, was ich freiwillig nicht bekomme. Also sehe ich zu, dass ich es kriege. Ich habe lange geplant, ich weiß genau, welches Tier das schwächste im Rudel ist, welches am leichtesten zu reißen ist. Es ist die, die am meisten Angst hat, die am lautesten schreit, wenn ihr der Schrecken ins Gesicht gemalt ist. Sie will ich haben. Und sie soll laut und lange schreien, es soll wehtun.
    Und da saß sie nun auf dem Fahrrad und schaute mich mit ihren großen, ängstlichen Rehaugen an. Sie hatte das Rudel verlassen, radelte ganz ungeschützt herum. Und warum sollte sie nein sagen? Auf mich kann man sich verlassen. Denn ich strahle Sicherheit aus. Liebe. Also legte ich ihr Fahrrad in den Kofferraum und setzte das Mädchen auf den Beifahrersitz. Sie fand es einfach nur nett.
    »Ich werde dir einen Ort zeigen, an dem das Radfahren viel mehr Spaß macht«, sagte ich. »Dort gibt es keine Autos, keine Gefahr. Aber es wird ein spannendes Abenteuer.«
    Ich brachte sie zu dem Wald, in dem ich als Kind gespielt hatte, stellte den Wagen weit weg von jeder Bebauung ab, und dann folgten wir der Schneise unter der Hochspannungsleitung in den Wald hinein, bis wir uns selber einen Weg bahnen mussten. Ich trug das Fahrrad, und sie lief vor mir her und plapperte.
    Bis wir beinahe dort waren. Unerreichbar für alle misstrauischen Blicke.
    Jetzt wollte ich sie nicht mehr so haben, jetzt wollte ich jagen. Es war einfach, man musste nur schlagen. Ich schlug ihr ins Gesicht, sie wurde erst traurig und weinte. Da brüllte ich und schlug härter zu, hielt sie fest, damit sie beißen, kratzen, schreien und brüllen sollte. Dann ließ ich sie ein Stück laufen. Sie war so klein, ich hatte sie sofort wieder eingeholt. Aber ich ließ sie laufen in dem Glauben, dass sie eine Chance hatte, mir zu entrinnen. Sie stürzte, schlug sich die Knie auf, zerschliss ihre Kleider, aber so wollte ich sie haben, wie ein wildes Tier.
    Am Schluss hatte sie keine Kraft mehr, sie gab auf. Lag auf der Erde und weinte, untröstlich. Ihr ganzes Wesen bat mich, sie zu nehmen, mit ihr zu machen, was ich wollte.
    Also tat ich es.
    Sie bettelte darum, die kleine Hure.
    Ich warf sie über meine Schulter und trug sie zum Erdkeller. Sie leistete keinen Widerstand mehr, ließ sich in die Kälte und die Dunkelheit werfen. Ich bewahrte sie dort auf, um zu ihr zurückzukehren, wenn mir der Sinn danach stand.
    In meiner persönlichen Schatzkiste.
*
    Sie bedankten sich herzlich für die Hilfe und nahmen den Fahrstuhl bis zum obersten Stockwerk, dem siebenundzwanzigsten.
    »Ist das hier ein Wolkenkratzer?«, fragte Andersson auf seine raffinierte Weise. »Oder nur ein gewöhnliches Hochhaus? In Singapur sind siebenundzwanzig Stockwerke doch nur ein Witz.«
    »Den Skatteskrapan bei uns nennt man auch

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