Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition)
jedem von ihnen einen Rattansessel mit weichen Kissen zum Sitzen anbot. Die großen Stumpenkerzen waren bereits angezündet, sodass Sjöberg die Schlussfolgerung zog, dass sie hier gesessen hatte, als sie klingelten. Aus einem Kühlschrank auf dem Balkon holte sie eine Flasche kohlensäurehaltiges Mineralwasser für jeden von ihnen, drei gekühlte Gläser und eine Schale mit Eis, bevor sie sich mit einem strahlenden Lächeln in den Sessel gegenüber sinken ließ.
»Wohnen Sie allein hier?«, fragte Andersson.
Dewi antwortete mit einem Nicken.
»Sie müssen sehr wohlhabend sein?«
»Ich leide keine Not«, gab sie zu.
»Wie bestreiten Sie Ihren Lebensunterhalt?«
»Ist das ein Verhör hier, oder worum geht es genau?«, fragte Dewi, immer noch mit einem Lächeln.
»Ja, so könnte man es wohl bezeichnen«, übernahm Sjöberg das Gespräch. »Also, wie bestreiten Sie Ihren Lebensunterhalt?«
»Poker«, antwortete Dewi Kusamasari. »Ich spiele Internetpoker.«
*
Wind war aufgekommen. Während die Hundeführer mit ihren gut dressierten Tieren weiter nach Spuren suchten, widmeten sich die übrigen Polizisten den Grabungsarbeiten, die keine ganz einfache Angelegenheit waren. Der Boden war hart, und die Bäume und Büsche hatten ihre Wurzeln in die Bodenschichten gedrückt, durch die sie sich hindurcharbeiten mussten. Es musste Jahre her sein, dass jemand hier zum letzten Mal gegraben hatte. Hoffentlich mindestens acht Jahre, dachte Westman. Aber wer auch immer es gewesen sein mochte, er hatte ganze Arbeit geleistet. Nachdem sie sich anderthalb Meter in die Tiefe gegraben hatten, tauchte ein Fahrradlenker auf. Das verhieß nichts Gutes. Ihr Magen drehte sich um, aber sie mussten es tun.
Unter unheilschwangerem Schweigen gruben die neun Polizisten weiter, bis das Fahrrad freigelegt war. Es war ein rotes Modell in einer Größe, die passend für eine Elfjährige aussah. Und auch der Helm lag daneben. Mit vorsichtigeren Spatenstichen gruben sie weiter, einige tiefer, andere zur Seite, um die Grube zu erweitern. Der Regen nahm zu, und der Himmel über den Baumwipfeln wurde plötzlich von einem Blitz erleuchtet. Westman zählte bis acht, bevor sie den Donner grollen hörte. Hansson wies die Kollegen an, ein Untersuchungszelt über der Grabungsfläche aufzuspannen.
Zehn Minuten später blitzte es in allen Himmelsrichtungen. Der Regen prasselte auf die Zeltplane, und für diejenigen, die darunter arbeiteten, war es ein ohrenbetäubender Lärm. Aber niemand beschwerte sich, mit zusammengebissenen Zähnen arbeiteten sie weiter, mit kleinen, vorsichtigen Spatenstichen, um jederzeit in der Bewegung innehalten zu können, falls sie auf etwas Zerbrechliches stießen. Und das war wenige Minuten später tatsächlich der Fall: einen halben Meter von dem Fahrrad entfernt, in ungefähr derselben Tiefe. Er konnte nicht tiefer graben als so, dachte Westman. Er hat einfach ein weiteres Grab geschaufelt, weil es leichter war, in der Grube zu stehen und zu graben. Aber als Hansson eine Weile später mit den Händen genug von dem Körper ausgegraben und die letzten Erdreste aus dem entfernt hatte, was von dem Gesicht des toten Menschen noch übrig war, wurde ihnen klar, dass es nicht Larissa Sotnikova sein konnte. Es war eine Frau. Der Größe des Skeletts und der Kleidung nach zu urteilen, war es vielleicht eine sehr junge Frau, aber kein schmächtiges, elfjähriges Mädchen. Rebecka Magnusson, dachte Westman resigniert.
Aber irgendwo musste auch Lara zu finden sein. Also gruben sie weiter. Und direkt unter der Stelle, an der das Fahrrad lag, kamen bald die Überreste eines weiteren Körpers zum Vorschein. Dieses Mal handelte es sich zweifellos um ein kleines Mädchen. Es klang, als wäre der Blitz ganz in der Nähe eingeschlagen.
Jetzt schlugen die Hunde an einer anderen Stelle an. Noch mehr Leichen, dachte Westman.
»Wir befinden uns auf einem verdammten Gräberfeld«, sagte sie zu Sandén.
*
Sie war ein großartiges Spielzeug. Die wunderbare, kleine Lara. Aber wunderbar hält nicht lang. Ich hatte nicht gewusst, wie wenig sie aushielten, diese Kleinen. Ich brachte ihr Essen, ich sorgte dafür, dass sie nicht frieren musste. Sie lag weich auf der Matratze, und ich leerte den Eimer, wenn ich zu Besuch kam. Wenn ich sie missbrauchte, tat ich es mit großer Vorsicht, sie sollte ja noch lange für mich da sein. Manchmal ließ ich sie sogar raus, aber da konnte sie schon nicht mehr laufen, konnte kaum noch auf den Beinen stehen.
Da
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