Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition)
wurde mir klar, dass es an der Zeit war, mit dem Graben zu beginnen. Wenn der Tag kommt, muss man darauf vorbereitet sein. Und er kam schneller, als ich gedacht hatte. Zwei Wochen lang hatte ich sie, meine kleine Gazelle. Dann war der Spaß vorbei.
Aber bis dahin genoss ich sie in vollen Zügen. So oft sich die Möglichkeit ergab, fuhr ich dorthinaus, zu meiner Schatzkiste. Das Blut rauschte in meinen Adern, wenn ich die Zweige zur Seite schob, das Vorhängeschloss öffnete und nach unten kletterte, wo sie dicht an die Wand gedrückt lag und mich mit aufgerissenen Augen betrachtete. Zu Anfang schrie sie noch, wehrte sich, aber je mehr Zeit verging, desto mehr musste ich sie quälen, damit sie noch protestierte.
Sonst wäre ja alles sinnlos gewesen.
An den letzten Tagen konnte ich kaum noch Leben in sie bringen. Sie widersetzte sich nicht, öffnete nicht einmal die Augen. Deshalb konnte es ruhig geschehen. Beim allerletzen Mal musste ich fantasieren. Das reicht nicht, reicht bei Weitem nicht. Aber ich wollte sie ein letztes Mal besitzen. Ich dachte, dass sie immer noch dieses wilde Tier in sich hatte, tat so, als würde sie sich wehren. Ich schüttelte sie, warf sie auf die Matratze und nahm mir, was ich haben wollte.
Als ich fertig war, atmete sie nicht mehr.
Das Grab war fertig, um sie entgegenzunehmen, und in meinem Inneren fühlte ich mich leer. Ein bisschen melancholisch.
*
Hamad war ausgeschlafen. Petra hatte ihn zwar am vorhergehenden Nachmittag wieder zurück zur Arbeit gescheucht – obwohl Sjöberg ihr doch ausdrücklich das Gegenteil gesagt hatte –, aber das Ganze war schnell erledigt gewesen. Nachdem sie im Blåklintsvägen in Herrängen geklingelt hatten, waren Petra und er wieder zu seiner Wohnung in Årsta gefahren, hatten sich einander ein paar Stunden gewidmet und schließlich geschlafen. Und hatten sich wieder ein paar Stunden einander gewidmet. Aber er hatte genügend Schlaf bekommen. Genug Energie für ein ganzes Regiment.
Adrianti Erlandsson und Staffan Jenner waren erwachsene Menschen, und keiner von beiden stand unter Verdacht oder hatte konkrete Bedrohungen zu fürchten. Deshalb hatten sie alles Recht, sich dort aufzuhalten, wo sie wollten und wann sie wollten. Er persönlich konnte sich nur schwer vorstellen, dass Adrianti sich das Leben nahm, bevor Dewis Verschwinden vollständig aufgeklärt war.
Hamads Gedanken wurden von ganz anderen Fragen beherrscht. Er hielt nämlich Sven-Gunnar Erlandssons iPhone in der Hand und ging seine Kontaktliste Punkt für Punkt durch. Irgendwo hier würde er finden, wonach er seit anderthalb Jahren gesucht hatte, davon war er überzeugt. Darauf würde er sein Plädoyer aufbauen. Er blätterte durch die Kontaktliste und verglich sie mit den Aufzeichnungen, die er sich in der vergangenen Woche gemacht hatte, als er die Listen mit Erlandssons ein- und ausgehenden Gesprächen durchgegangen war. Hier gab es interne SEB-Nummern, Handy- und Festnetznummern von Arbeitskollegen, Fußballeltern, Fußballmädchen, Familienmitgliedern. Die Einträge enthielten neben den Telefonnummern oft auch die Postadressen und E-Mail-Adressen. Staffan Jenner war natürlich eingetragen, Lennart Wiklund und Jan Siem ebenfalls. Er fand auch die Kontaktdaten von Handwerkern, Klavierstimmern, Zahnärzten, Autowerkstätten und anderen, die man hin und wieder brauchen konnte. Alle mit Namen, Telefonnummer, E-Mail-Adresse und teilweise auch der Postadresse.
Außer … beim »Baumeister«? Wer zum Teufel war dieser Baumeister, der weder einen Namen noch eine Adresse hatte? Oder der »Magister«? Der »IT-Guru«? Und wer war der »Stadtrat«?
Hamad griff nach dem Telefonhörer und rief die Telia an, die ihm die Auskunft gab, dass die Telefonnummer des »Baumeisters« zu einer Prepaid-Karte gehörte. Etwas anderes hatte er auch nicht erwartet. Auch der »Magister« und der »IT-Guru« telefonierten von Prepaid-Karten, die unmöglich aufzuspüren waren. Natürlich.
Und dann gab es noch den »Stadtrat«. Er hieß Lars Karlsson und wohnte in Huddinge. Und er war ganz offensichtlich ein kompletter Idiot, wenn es sich tatsächlich so verhielt, wie Hamad vermutete. Er brauchte nicht lange, um festzustellen, dass er tatsächlich Stadtrat war. Leider stellte sich dabei auch heraus, dass er Vorsitzender des Schulausschusses war.
Als er sich wenige Minuten später in das Verdachtsregister eingeloggt hatte, konnte er nur konstatieren, dass der Stadtrat noch idiotischer war, als sich Hamad
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