Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition)
Wolkenkratzer«, erwiderte Sjöberg. »Und der hat sechsundzwanzig.«
Sie klingelten an der Tür, aber aus der Wohnung war kein Geräusch zu hören. Sie hatten es auf gut Glück versucht, das war ihnen bewusst. Nichts sprach dafür, dass sie zu Hause sein würde. Es war halb acht am Abend, sie würde also kaum schon zu Bett gegangen sein. Aber sie konnte spät arbeiten oder ausgegangen sein, um an einem der Kais zu feiern, so wie es laut Aussage des Taxifahrers alle Europäer taten. Vielleicht stand sie auch auf der anderen Seite der Tür und betrachtete sie durch den Spion und beschloss, sie lieber nicht hereinzulassen. Die junge Frau wirkte ja ziemlich lichtscheu, wenn man Ingrid Håborg Glauben schenken wollte.
Aber plötzlich erklang ein pfeifender Ton hinter der Tür, was auch immer das bedeuten mochte. Es pfiff noch ein paar Mal, und anschließend hörte man eine Kette rasseln. Schließlich wurde die Tür geöffnet.
»Hallo, Dewi«, sagte Sjöberg mit einem freundlichen Lächeln. »Mein Name ist Conny Sjöberg, und ich komme von der Hammarbywache in Stockholm.«
Ihm begegneten zwei neugierige, dunkelbraune Augen. Die junge Frau warf einen Blick auf seinen Dienstausweis und schaute dann zu Andersson hinüber. Als er gerade den Mund öffnen wollte, um sich vorzustellen, kam sie ihm zuvor.
»Und Sie müssen Odd Andersson sein, bekannt aus der Idol -Staffel von 2008.«
Andersson verlor komplett den Faden und sah ziemlich dämlich aus, wie er mit halb geöffnetem Mund dastand und keinen Laut hervorbrachte.
»Sie folgen also der schwedischen Medienberichterstattung von der anderen Seite des Erdballs?«, bemerkte Sjöberg amüsiert.
»Nur den allerwichtigsten Nachrichten«, antwortete Dewi, jetzt mit einem breiten Grinsen im Gesicht. »TV2Play, Sie wissen schon. Kommen Sie rein.«
Sie trat einen Schritt zur Seite und ließ sie mit einer freundlichen Geste eintreten. In der anderen Hand hielt sie einen Krückstock, auf den sie sich stützte. Sjöberg wagte nicht den Blick zu senken, ihm tat der Fuß schon weh, wenn er nur an diesen Trümmerbruch dachte.
»Man darf doch die Schuhe ausziehen?«, fragte Andersson mit einem unsicheren Blick in Sjöbergs Richtung.
»Fühlen Sie sich wie zu Hause«, antwortete Dewi und schloss die Tür hinter ihnen, legte eine doppelte Sicherheitskette vor und gab einen sechsziffrigen Code auf einer Tastatur in der Wand ein.
Schließlich humpelte sie in die Wohnung hinein, die zumindest von der Eingangshalle her sehr an diejenige erinnerte, die sie zuvor besucht hatten.
»Fühlen Sie sich verfolgt?«, wagte Sjöberg zu fragen.
»Wegen der ganzen Schlösser?«, fragte Dewi zurück, und es klang alles andere als ängstlich. »Nur eine alte Gewohnheit.«
Sie folgten ihr bis zu einem Geländer, und vor ihnen und unter ihnen öffnete sich ein fantastischer Raum – oder eher ein Saal – mit einer Deckenhöhe von schätzungsweise sieben Metern. Der Raum wurde von einer eleganten Sitzgruppe dominiert, die besonders bequem aussah, dahinter hing geschmackvolle asiatische Kunst, und an der gegenüberliegenden Wand thronte ein 60-Zoll-Flachbildfernseher. Geradeaus, von dort, wo sie standen, öffneten sich Schiebeglastüren auf einen großen Balkon mit blühenden Pflanzen, wetterbeständigen Rattanmöbeln und einer atemberaubenden Aussicht über Wolkenkratzer, Parks und Wasserflächen.
»Wollen wir uns setzen?«, schlug Dewi vor.
»Klingt wie eine gute Idee«, meinte Sjöberg, den das seltsame Gefühl beschlich, dass sie erwartet worden waren.
Die junge Frau zeigte keinerlei Anzeichen von Nervosität. Sie führte ihre Gäste an einer modern ausgestatteten Küche vorbei, deren Wert Sjöberg auf mehr als eine Million Kronen taxierte, durch ein Esszimmer mit stilvollen Möbeln in einem minimalistischen indonesischen Stil und eine Treppe hinab, die in demselben Parkett gehalten war wie die Böden im Obergeschoss.
»Drinnen oder draußen?«
»Draußen wäre großartig«, sagte Sjöberg. »Was für eine Aussicht!«
»Was darf ich Ihnen anbieten? Tee? Oder ein Glas Wein vielleicht?«
»Mineralwasser wäre schön«, antwortete Sjöberg. »Wir sind in einer dienstlichen Angelegenheit hier.«
»O je, das klingt aber ernst«, sagte Dewi mit einem angenehmen kleinen Lachen.
Sie war insgesamt ein angenehmer Mensch. Süß wie eine Puppe, mit einer sanften und schönen Stimme, schulterlangem, glänzendem schwarzen Haar und lebhaften, intelligenten Augen.
Sie folgten ihr auf den Balkon, wo sie
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