Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition)
Anfang?«, schlug er vor. Und Dewi Kusamasari erzählte.
Es war ein Vormittag Anfang August 2001. Dewi war fünfzehn Jahre alt, hatte gerade Geburtstag gefeiert, und es war großartig. Sie hatte ein Moped von ihrem Vater geschenkt bekommen, und sie war überglücklich. An diesem Tag war die ganze Familie auf einem Fußballcamp auf dem Sportplatz Mälarhöjden. Außer Ida, die krank im Bett lag. Aber Mama, Papa, Rasmus, Anna und Dewi waren auf dem Sportplatz. Es hatte den ganzen Morgen geregnet, also hatte die ganze Familie sich ins Auto gedrängt, obwohl die Entfernung nicht so groß war. Die Sicht war schlecht und es hätte rutschig sein können, also hatte das glänzende, neue Moped zu Hause in der Garage im Vaktelstigen bleiben müssen. Abgesehen davon spielte es keine Rolle, dass es schüttete. Dewi liebte es, Fußball zu spielen, egal bei welchem Wetter.
Aber um Viertel vor elf passierte etwas, mit dem Dewi nicht gerechnet hatte. Sie bekam ihre Tage. Für sie war diese Erfahrung erst ein paar Monate alt, und die Blutungen waren stark und kamen unregelmäßig. Sie war nicht im Geringsten darauf vorbereitet, dass es kommen könnte, und hatte nichts mitgebracht. Was sollte sie tun? Sich in die Umkleidekabine schleichen und die Taschen der anderen Mädchen durchsuchen, bis sie etwas fand? Nein, das ging nicht; sie konnte erwischt und als Dieb entlarvt werden. Sie konnte mit einer Mannschaftskameradin sprechen, mit ihrer Mutter oder einer der weiblichen Betreuerinnen, aber sie hatte kein gutes Gefühl dabei. Die Situation war furchtbar peinlich, und sie schämte sich zu sehr, um mit jemandem darüber zu reden, wollte nicht, dass jemand davon erfuhr. Sie warf einen Blick auf die Uhr und stellte fest, dass es nur noch eine Viertelstunde bis zur Mittagspause war. Vielleicht sollte sie diese Viertelstunde noch durchhalten und dann nach Hause laufen? Nein, das würde nicht funktionieren, während dieser fünfzehn Minuten würde sie garantiert alles durchbluten. Sie schwankte eine Weile zwischen den unterschiedlichen Alternativen, aber das brachte ja nichts. Sie war gezwungen, schnell eine Entscheidung zu treffen, und am Ende beschloss sie, sich auf der Stelle davonzuschleichen. Wenn später jemand fragen sollte, dann würde sie sagen, dass sie dringend auf die Toilette gehen musste, dass sie eine Weile warten musste, weil besetzt gewesen sei. Während der Mittagspause würde sie niemand vermissen, es waren jede Menge Leute da, die mit Würstchen abgefüttert werden wollten. Sie würde in der Menge verschwinden.
Mit einem letzten Blick über die Schulter verließ sie den Sportplatz, ohne dass es jemand bemerkte – hoffte sie jedenfalls –, und lief den Vantörsvägen in Richtung Herrängen hinunter. Bei jedem Schritt spürte sie, wie das Blut pumpte, sie warf einen Blick auf ihre Shorts und sah, wie sich ein dunkler Fleck auf dem blauen Stoff zu bilden begann. Sie wandte das Gesicht ab, sobald ihr ein Auto entgegenkam, und hoffte, dass niemand sie sehen würde. Wenn sie erst einmal die kleineren Straßen erreicht hatte, würde sie den neugierigen Blicken der Öffentlichkeit schon entgehen können. In der Eigenheimsiedlung hielt man sich an so einem verregneten Tag wahrscheinlich lieber drinnen auf.
Als sie gerade in den Isbergavägen einbiegen wollte, tauchte Jenners Sommerkind auf ihrem neuen Fahrrad auf. Die arme kleine Lara, die an den vergangenen Tagen so traurig gewesen war, weil die Rückreise nach Russland immer näher rückte. Und das war ja auch leicht zu verstehen, Lara war Waise und wohnte zusammen mit vielen anderen Waisenkindern in einem Kinderheim. Dewi konnte sich gut vorstellen, wie es war, in einem russischen Kinderheim aufzuwachsen, und der Gedanke ließ sie schaudern. Lara war blass und mager gewesen, als sie im Juni in Älvsjö aufgetaucht war, natürlich war sie traurig, wenn sie ein paar Monate später wieder zurückreisen musste. Und sie wagte noch nicht so richtig zu glauben, dass sie bald für immer bei Jenners wohnen würde, dass sie sie tatsächlich adoptieren würden. Aber jetzt hatte Staffan ihr ein Fahrrad geschenkt, damit sie verstand, wie willkommen sie war, das hatte Marie erzählt, als sie Mama angerufen hatte.
Und jetzt kam sie hier auf ihrem hübschen, roten Fahrrad angerollt, die niedliche, kleine Lara. Obwohl es aufgehört hatte zu regnen, trug sie immer noch das Regencape, das sie zu Anfang des Sommers im Vergnügungspark Gröna Lund bekommen hatte. Sie sah jetzt viel
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