Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition)
fröhlicher aus.
»Hallo, Dewi!«, rief sie, lange bevor Dewi sie bemerkt hatte.
Dewi zuckte zusammen und drehte sich zur Seite, wollte auf keinen Fall von hinten gesehen werden. Oder von vorne.
»Hallo, Lara. Du hast aber ein schönes Fahrrad.«
»Papa Staffan«, sagte Lara auf ihre charakteristische Weise.
Sie verstand Schwedisch ohne Probleme, aber wenn sie sprach, machte sie es sich einfach. Jetzt senkte sie das Tempo, damit sie neben Dewi herradeln konnte, die weiterzugehen begann.
»Du blutest«, sagte Lara dann und zeigte auf Dewis Fußballshorts, wo der Fleck mittlerweile so groß war, dass er von allen Seiten zu sehen war. »Dich gestoßen?«
Jetzt war Dewi letzten Endes doch in einer Situation gelandet, wo sie die dämlichste Notlüge der Welt ziehen musste. Oder sie konnte einfach erzählen, wie es war. Wie schwer konnte so etwas denn schon sein? Was konnte schon passieren? Nichts. Also entschied sie sich für die ehrliche Lösung.
»Das ist diese Sache, die Mädchen manchmal bekommen«, antwortete sie. »Das weißt du doch schon, oder?«
Lara nickte mit großen Augen.
»Ich muss nach Hause und mir eine andere Hose anziehen. Willst du mitkommen und schauen, wie es Ida geht?«
»Ich soll zu Ida«, sagte Lara. »Regencape?«
Dewi betrachtete das Mädchen, das auf seinen orangen Umhang zeigte und dann, mit einem fragenden Gesichtsausdruck, auf Dewi.
»Darf ich es ausleihen? Gott, das ist aber lieb von dir.«
Lara hielt an, stieg vom Fahrrad und klappte den Ständer mit dem Fuß herunter. Sie wand sich aus dem Regencape und reichte es Dewi, die es dankbar entgegennahm und über den Kopf zog. Die Kapuze behielt sie auf, um nicht erkannt zu werden, um nichts erklären zu müssen.
»Du bist die Beste, Lara«, sagte sie und nahm sie fest in den Arm, bevor sie ihren Weg fortsetzten.
Sie folgten dem Isbergavägen, dem Murgrönsvägen und schließlich dem Konvaljestigen zur Schule und zum Wald hinunter. Ein größeres Mädchen in einem orangefarbenen Regencape und ein kleineres auf einem funkelnagelneuen roten Fahrrad. Ihr blonder Pferdeschwanz schaute unter dem Helm hervor.
Als Dewi den Motorlärm hörte, schaute sie sofort nach hinten, um sich zu vergewissern, dass es niemand war, den sie kannte. Aber sie brauchte nur die Front des Autos zu sehen, das hinter ihnen um die Kurve bog, um festzustellen, dass sie diesmal kein Glück hatte. Reflexartig warf sie sich in die Schneebeerenhecke, die sich zwischen ihr und dem Grundstück befand, an dem sie gerade vorbeigingen. Sie presste sich hindurch und flüsterte Lara, die ihr verwundert, beinahe erschrocken nachschaute, laut zu:
»Sag nicht, dass ich hier bin! Liebe Lara, erzähl niemandem, dass du mir begegnet bist!«
Durch das Geäst beobachtete sie, wie der Wagen zu Lara aufschloss, die anhielt und vom Fahrrad stieg. Wie die wohlbekannte Gestalt aus dem Wagen stieg und mit einem warmen Lächeln auf das Mädchen zuging und ihre Wange tätschelte.
»Hallo, Lara, du bist also mit dem neuen Fahrrad unterwegs? Komm, steig ein, dann werde ich dich fahren.«
»Nur zu Ida«, antwortete Lara. »Fahrrad. Nicht Auto.«
»Ida ist krank, sie kann heute nicht spielen. Ich werde dir einen Ort zeigen, an dem das Radfahren viel mehr Spaß macht. Dort gibt es keine Autos, keine Gefahr. Aber es wird ein spannendes Abenteuer.«
Die kleine Lara begann zu strahlen, vergaß vielleicht sogar, dass Dewi sich im Gebüsch versteckte. Fröhlich sprang sie auf den Beifahrersitz, während er ihr Fahrrad im Kofferraum verstaute. Und so rollten sie los, verschwanden von dort. Larissa Sotnikova war verschwunden. Für immer.
»Ein paar Stunden später, als Lara immer noch nicht wieder aufgetaucht war, zwinkerte er mir zu. Er zwinkerte mir bei der Suchaktion zu, zwinkerte auch, als er die Fragen eines Polizisten beantwortete: ›Also Sie haben sie heute Vormittag nicht gesehen?‹ – ›Nein, das letzte Mal habe ich sie um zwanzig vor elf auf dem Sportplatz Mälarhöjden gesehen.‹ Es sollte wohl ganz allgemein Zusammengehörigkeit signalisieren, mit derselben Bedeutung wie ein Klaps auf die Schulter vielleicht. Aber ich zog die Schlussfolgerung, dass dieses Blinzeln ein geheimes Versprechen war. Für mich und für alle anderen, die Lara mochten. Er hatte dafür gesorgt, dass sie nicht nach Russland zurückfahren musste. Er versteckte sie, bis die Adoptionspapiere fertig waren, sorgte dafür, dass es ihr in der Zwischenzeit gutging. Wenn ich es doch nur besser gewusst hätte,
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