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Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition)

Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Gerhardsen
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Nachttisch und zündete sich mit zitternden Händen eine Zigarette an. Er zog sich in eine sitzende Haltung hoch und versuchte das Grauen von sich abzuschütteln. Aber der Traum war zu wirklich gewesen, wollte ihn nicht verlassen. Etwas Vergleichbares hatte er noch nie erlebt, jetzt hob er sogar die Bettdecke an, um zu schauen, ob das Mädchen aus dem Traum nicht doch noch darunter lag. Kindisch. Mit der Hand am Hals fühlte er seinen Puls hämmern, während er die Zigarette in sich hineinsaugte, um sich an der Glut gleich die nächste anzuzünden. Er war immer noch außer Atem, keuchte, als ob er einen ganzen Marathon gelaufen wäre. Verdammt, wie sie ihn auslachen würden, seine Brüder, wenn sie ihn jetzt sehen könnten.
    Vier Brüder waren sie, Brüder und Halbbrüder, um genau zu sein. Die beiden Ältesten waren Brüder, er selbst und der Zweitjüngste waren Halbbrüder mit ihnen und Halbbrüder untereinander. Er selbst war der Jüngste. Aber er wuchs, war während des vergangenen Jahr viel gewachsen, körperlich wie psychisch. Im Studio hatte er hart an seinem Körper gearbeitet, und er war mental reifer geworden, smarter. Die Brüder nahmen ihn trotzdem nicht ernst, wollten ihn weiterhin nicht dabeihaben, wenn sie ihre »Geschäfte« machten. Also wandte er sich nicht an sie, wenn er Tipps und Ratschläge brauchte, wenn er das Bedürfnis hatte, mit jemandem zu reden. Wobei es meistens eher nicht um Traumdeutung, sondern um alltägliche Dinge ging.
    Simon stieg aus dem Bett und ging zum Computer hinüber. Wackelte an der Maus, damit der Bildschirm ansprang, und loggte sich dann bei Flashback ein. Startete ein neues Thema im Forum für »Träume und schlafbezogene Phänomene«, ein Forum, das er noch nie zuvor besucht hatte. Wo er sich bewegte, ging es meistens um handfestere Dinge, wie Drogen oder Verbrechen. Er wollte lernen, und er lernte schnell. Viel schneller, als seine Brüder ahnen konnten. Er war nämlich der Smarteste von ihnen, und in ihrem tiefsten Inneren wussten sie das und würden sicher bald ihren Nutzen daraus ziehen. Hier befand er sich zwar in einem Spinnerforum für Psychologie, aber andererseits würde das ohnehin niemand merken. IRL.
    Heute Nacht habe ich einen voll kranken Traum gehabt. Normalerweise würde ich mich nicht dafür interessieren, aber ich bin total durcheinander und kann diesen verdammten Albtraum nicht aus dem Schädel kriegen.
    Soweit ich mich erinnere, liege ich im Bett und habe hemmungslosen Sex mit einer üppigen Blondine, als ich plötzlich ärgerliche Stimmen draußen vor dem Haus höre. Dann hämmert jemand gegen die Haustür. Ich habe keine Angst davor, dass es ihr Typ sein könnte, der sie abholen will, denn ich kenne das Mädchen, und ihr Macker ist ein Idiot, und dazu noch ein Lackaffe. Ich gehe jedenfalls zum Fenster, und draußen steht eine ganze verdammte Rockerbande. Ich bin komplett von der Rolle, aber dann verkrieche ich mich im Kleiderschrank. Durch die Türritze sehe ich, wie sie die Tür einschlagen und mit Eisenrohren auf meinen Bruder und zwei seiner Kumpels losgehen, obwohl die sich gar nicht wehren. Die ganze Zeit brüllen sie irgendwas von ich hätte jemanden verpfiffen, den Stoff verkauft, was ich nie tun würde.
    Da wird mir klar, dass es auch mit mir vorbei ist, und nachdem sie eine Weile gesucht haben, finden sie mich hinter den Winterjacken. Sie ziehen mich raus, und einer von ihnen schießt mir quer durch den Bauch, sodass meine Eingeweide raushängen. Ich versuche sie mit den Händen zurückzustopfen, aber dann wird alles schwarz, und ich sterbe.
    Dann wache ich auf, und jetzt geht es mir richtig beschissen. Das klingt vielleicht albern, aber das ist mit Abstand das Schlimmste, was ich bislang in meinem Leben durchgemacht habe.
    Jetzt fühlte es sich schon besser an, nachdem er es sich von der Seele geschrieben hatte. Er stand auf und zog sich ein T-Shirt an, bevor er das Zimmer verließ. Öffnete vorsichtig die Tür zum Zimmer seiner Mutter. Sie schlief immer noch. Lag wie ein großer Blob in ihrem Bett, und nur die Hälfte ihres nackten, unförmigen Körpers war unter der Bettdecke verborgen. Sie schnarchte.
    Schön. Dann blieb sie einem vielleicht für eine Weile erspart.
*
    Gerdin entschied sich, ein bisschen im Lieblingsforum der Einfaltspinsel herumzusurfen. So pflegte sie Flashback immer zu nennen. Dieses Internetforum, das sowohl in positiver als auch in negativer Hinsicht zum Extremen neigte, wurde allerdings nicht nur von

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