Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition)
nicht antun. Da schlachtet man lieber unschuldige Menschen ab und verbringt 25 Jahre in der Isolierzelle in Kumla. In meiner Glaskugel sehe ich eine glänzende Zukunft für dich, DerHeilige.
DerHeilige: Was machst du überhaupt hier, wenn dich das Thema nicht interessiert?
strm999: Weil er sich zum Sprachrohr der übrigen Menschheit aufschwingen und dich darauf hinweisen möchte, dass du total krank im Kopf bist.
DerHeilige: Das würde ich nicht sagen. Ich bin nur zielstrebig. Wartet nur.
strm999: Wohin ist die Welt bloß unterwegs? Aber leere Fässer geben großen Schall, zum Glück.
DerHeilige: Bitte, könnt ihr nicht ein bisschen seriös sein? Die Frage ist wirklich ernst gemeint.
strm999: Wir sind seriös. Begreifst du nicht, dass wir sowohl dir als auch den armen Würstchen helfen wollen, die du umbringen möchtest? Also ich möchte dir einen guten Rat geben: Spiel nicht so viele Computerspiele, iss gesund und treibe Sport. Ich würde dir sogar ganz entgegen meinen Prinzipien raten, dich zu bekehren. Die Frohe Botschaft könnte gerade in diesem Fall tatsächlich eine Lösung sein.
DerHeilige: Daran habe ich auch schon gedacht. Aber gleichzeitig muss man ja eine Balance finden, und da glaube ich, dass meine Qualitäten auf der anderen Seite besser aufgehoben sind.
strm999: Qualitäten, dass ich nicht lächle … Aber es klingt beruhigend, dass du die Sache anscheinend gründlich durchdacht hast … not! Jetzt muss ich aber los zu meiner ehrlichen und risikofreien Arbeit. Das Schlimmste, was mit passieren kann, ist, dass ich mir den Finger an einem Blatt Papier aufschneide. Oder noch schlimmer: dass einem meiner Kollegen, sprich: Mitmenschen, so etwas passiert … na, dann Tschüss und kein Glück!
BruderFuck: Ich habe einen Auftrag für dich, DerHeilige. Geh ins Badezimmer und stell dich vors Waschbecken. Siehst du dieses hässliche Arschgesicht, das dich so anstarrt? Verpass ihm eine Kugel in die Stirn, dann werde ich dafür sorgen, dass du in natura bezahlt wirst. Nimmst du die in der Zwei?
DerHeilige: Macht euch nur weiter lustig über mich, ihr seid herzlich eingeladen. Ich weiß, was ich will, und ich werde es schaffen.
Spitfire: Wie viel muss man bezahlen, um jemanden »eliminieren« zu lassen?
DerHeilige: Für 100 000 würde ich es machen.
PhilBunke: Für dieses Kleingeld würde ich noch nicht einmal jemandem die Füße brechen.
Goyz: Hast du überhaupt eine Waffe?
DerHeilige: Ich habe eine Glock 38.
Goyz: Jetzt ist so langsam Zeit zum Windelwechseln, DerHeilige.
DerHeilige: Ich werde es tun, auch wenn mich niemand bezahlen will. So ist es einfach. Meinetwegen könnt ihr glauben, was ihr wollt. Ich bin absolut entschlossen.
Und so weiter, und so weiter. Der letzte Beitrag von DerHeilige stammte vom fünfundzwanzigsten Juni 2009. Andere Interessierte machten nach wie vor weiter, aber DerHeilige selbst hatte sich vor über einem Monat zurückgezogen.
Konnte das möglicherweise daran liegen, dass er jetzt ernst machen wollte?
*
Durch das Schlüsselloch sah er Jakob, den Idioten, der wie ein Wilder mit dem Brotmesser fuchtelte. Mit dem Blut im Gesicht und auf dem T-Shirt sah er aus wie ein Clown. Und er schrie immer noch, wie ein kleines Schweinchen. Immer wieder schlug seine Stimme ins Falsett über, und im großen Ganzen machte er einen ziemlich albernen Eindruck.
Simon steckte den Schlüssel wieder ins Schloss, entfernte das Gitter vom Lüftungsschacht über dem Bett und zog die Glock heraus.
»Jetzt sperr mal die Ohren auf, du kleine Heulsuse!«, rief er. »Jetzt bekommst du was Schönes zu hören. Nur damit du weißt, was dich erwartet, wenn du mit dem Messer hier reinstürmst.«
Und der Lärm vor der Tür verstummte tatsächlich. Er lud die Pistole durch, und die Waffe gab das klassische Geräusch von sich, das niemand missverstehen konnte.
»Was zum Teufel …«, hörte er von draußen.
Er ging zur Tür und drehte den Schlüssel, trat drei Schritte zurück und hob die Waffe. Sah, wie die Klinke heruntergedrückt und die Tür vorsichtig aufgeschoben wurde. Jakob sah aus wie ein Nistkasten, wie er mit hängenden Armen und dem Brotmesser in der Hand im Türrahmen stand. Er starrte in die Pistolenmündung und schien seinen Augen kaum zu trauen. Dann ließ er das Messer zu Boden fallen und hob seine Arme.
»Okay, vergiss es«, bekam er heraus.
Simon sagte nichts, genoss ein paar Sekunden lang die Situation, das Gefühl der Überlegenheit. Die vor Schreck erstarrte Miene in der
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