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Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition)

Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Gerhardsen
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widerwärtigen Visage seines großen Bruders. Das Gleichgewicht der Macht war wiederhergestellt.
    »Gut«, sagte er ruhig. »Aber du solltest dich verdammt vorsehen. Ab jetzt tust du, was dir gesagt wird.«
    Jakob nickte. Überzeugend.
    »Jetzt geh und wasch dich. Dein Gesicht sieht aus wie eine Fotze.«
    Jakob nickte noch einmal. Beschämt. Dann trottete er in Richtung Badezimmer.
    Simon ging zur Tür und folgte ihm amüsiert mit den Blicken. Der Bruder war gebrochen. Um nicht zu sagen, zerstört. Als die Toilettentür hinter Jakob ins Schloss fiel, bückte sich Simon und hob das Messer vom Boden auf.
    Immer noch kein Lebenszeichen aus Mamas Schlafzimmer. Die verdammte Amöbe merkt noch nicht einmal was, wenn ihre Söhne einander umbringen wollen.
*
    Was Gerdin dazu veranlasste, diese Spur weiter zu verfolgen, war, außer den ausdrücklichen Mordgelüsten dieses Jungen, die Tatsache, dass er eine Glock 38 besaß und sich einen guten Monat vor dem Mord aus dem Thread verabschiedet hatte. Ansonsten fand sie keine weiteren interessanten Beiträge mehr unter dieser Rubrik, die DerHeilige für seine Mordfantasien eingerichtet hatte.
    Sie begann alle Threads zu überfliegen, die er angelegt hatte. Bei den meisten ging es um Drogen. Wenn auch nur die Hälfte von dem stimmte, was er schrieb, dann hatte er ganz augenfällige Probleme. DerHeilige hatte das meiste ausprobiert und war trotz seines jugendlichen Alters ein hartgesottener Junkie. Im Thread »Rund 80% reines Amphetamin – Bericht«, gab er nämlich jede Menge von sich preis, was vielleicht nicht besonders schlau war, wenn er tatsächlich vorhatte, eine Karriere als Auftragsmörder anzustreben:
    Geschlecht: männlich
    Alter: 20 Jahre
    Gewicht: ca. 85 kg
    Größe: 182 cm
    Substanz: Amphetamin (Reinheitsgrad 80–90 %)
    Dosis: 2 Briefchen
    Frühere Erfahrungen: Cannabis, Morphin, Kokain, Amphetamin, Benzodiazepine, Oxycodon, Morphinsulfat, Tramadol, Mephedron, Methylon, Methadon, Fentanyl usw.
    Es folgte ein detaillierter Bericht darüber, wie er aus einem Briefchen eine Lösung herstellte, die er sich spritzte, wie er sich nach einem magischen Flash noch eine Nadel setzte, die noch mal den Nachbrenner einschaltete. Und so weiter.
    Allen Threads, in denen DerHeilige figurierte, war gemeinsam, dass er oft für seine naive Einstellung verhöhnt wurde. Je mehr Gerdin von diesem jungen Mann erfuhr, desto mehr begann er ihr leidzutun. Er wirkte vollkommen verloren in dieser Welt und wurde zwischen Hoffnung und Verzweiflung hin- und hergeworfen, zwischen Liebe und Gewalt, zwischen fantastischen Räuschen und tiefen Depressionen. Und immer wieder wurde er von bösartigen und spöttischen Flashback-Usern niedergemacht, antwortete aber immer höflich, entschuldigte sich und bedankte sich für die guten Ratschläge, die er bekam. Gerdin wurde schwermütig, als das Bild dieses verlorenen Jungen deutlichere Konturen annahm. Wie war er bloß dort gelandet?
    Erneut warf sie einen Blick in den Thread mit dem bedrohlichen Albtraum. Erst jetzt stellte sie fest, dass er erst wenige Stunden alt war. Und dass eine ganze Reihe neuer Beiträge dazugekommen war, seit sie das letzte Mal nachgesehen hatte. Die meisten waren, wie erwartet, herablassender Natur und mit Smileys, die sich an den Kopf tippen, oder LOLs versehen. Was für DerHeilige schwierig und erschreckend war, sorgte bei den anderen, die sich im Forum herumtrieben, nur für Gelächter. Gerdin seufzte traurig.
    Im selben Augenblick tauchte ein weiterer Beitrag vor ihren Augen auf. Es war die Antwort des Threadstarters auf den bislang einzigen ernst gemeinten Beitrag:
    Breakdown: Vor ein paar Tagen habe ich geträumt, dass ich meine Mutter mit bloßen Händen erwürgen würde, ich konnte richtig spüren, wie das Leben aus ihr herausrann. Heilige Scheiße.
    DerHeilige: Denke über das Gleiche nach. Ich wage es. Ich kann es, ich habe frisches Blut an den Händen. Sie ist so widerwärtig, wie sie so hingefläzt auf dem Bett liegt. Nackt und fett. Nackt und fett.
    Gerdin spürte, wie sich ihr die Haare im Nacken aufstellten. Die eigentliche Botschaft war schon schlimm genug. Aber die Wiederholung … die Wiederholung des letzten Satzes. Das Ganze hatte fast etwas Poetisches. Auf eine Art, die einem den Magen umdrehte.
*
    Was sollte er jetzt tun? Sicherheitshalber hatte er die Tür wieder hinter sich verschlossen; es war unmöglich vorherzusehen, was Jakob als Nächstes anstellen würde. Er war launisch und ein verdammter Irrer. Ein

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