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Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition)

Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Gerhardsen
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Psychopath. Aber jetzt war er verstört. Dass Simon eine Pistole hatte – damit hatte Jakob wohl nicht gerechnet. Sein kleiner Bruder, den er zwanzig Jahre lang in den Dreck getreten hatte, hatte ihn mit dem Tod bedroht. Es ging um Respekt, und jetzt war offensichtlich Simon derjenige, der Respekt verbreitete, nicht umgekehrt. Ein anständiger Kopfstoß, und die Rollen waren vertauscht.
    Aber Simon fühlte sich trotzdem noch nicht zufrieden. Jetzt, wo er seine Unschuld verloren hatte, wollte er noch mehr von dem, wonach er sich so lange gesehnt hatte, obwohl er sich im Grunde gar nicht so viel glücklicher fühlte. In gewisser Weise stark, aber auch rastlos. Und dann nachts immer diese verdammten Alpträume. Aber das konnte ja auch andere Gründe haben. Er hatte jede Menge Zeugs in sich reingespritzt, seit … diese Sache passiert war, vor allem um runterzukommen. Was ihm aber offensichtlich nicht recht geglückt war, egal, was er auch genommen hatte.
    Einen Joint könnte er jetzt gebrauchen. Damit er nachdenken konnte. Er holte die Zutaten hinter dem Lüftungsgitter hervor, setzte sich an den Schreibtisch und begann zu drehen. Während er arbeitete, flogen seine Gedanken in alle möglichen Richtungen. Sein Herz galoppierte in der Brust. Kalter Schweiß trat ihm auf die Stirn. Die Hände zitterten, sodass er immer wieder von vorne anfangen musste. Was war denn nur los mit ihm? War er auf Entzug? Aber wovon? Oder war es etwas ganz anderes? Eine Angstattacke? Ein psychischer Breakdown?
    Erst nach ein paar Zügen begannen sich seine Körperfunktionen zu beruhigen. Die Gedanken wurden klarer. Wenn man genauer darüber nachdachte, war es eigentlich gar nicht so seltsam, dass sein Körper reagierte. In der letzten Zeit war viel passiert. In der vergangenen Woche hatte er sich weit außerhalb seiner alten, bewährten Komfortzone aufgehalten. Er hatte einen großen Schritt ins Leben gemacht und war drauf und dran, einen noch größeren zu gehen. Es ging darum, seine Träume zu verwirklichen, im Jetzt und in der Zukunft zu leben. Nicht in der Vergangenheit. Sich an seine neue Wirklichkeit anzupassen, mit allem, was dies an Gutem und Schlechtem mit sich brachte. Vor allem Gutes natürlich. Deswegen hatte er sich ja von dem Gewohnten ab- und dem richtigen Leben zugewandt. La Dolce Vita.
    Simon nahm einen tiefen Zug von dem Joint, und sein Blick hing an dem Brotmesser, das er neben der Tastatur abgelegt hatte. Er schloss die Augen. Versuchte so viel wie möglich von den wohltuenden Dämpfen in sich zu behalten, bevor er wieder ausatmete.
    »Breakdown«, murmelte er vor sich hin und schlug die Augen auf.
    Er stellte fest, dass Breakdown immer noch nicht auf seinen letzten Beitrag geantwortet hatte. Dann hörte er Jakob aus dem Badezimmer kommen und in sein Zimmer schleichen. Gut, er hatte immer noch Angst, versuchte keine unnötige Aufmerksamkeit zu erregen.
    Obwohl zwei geschlossene Türen dazwischen lagen, hörte Simon seine Mutter schnarchen. Sie lag immer noch da und schlief, die dumme Kuh.
*
    Es war ein enorm frustrierendes Gefühl, nichts gegen die Tatsache unternehmen zu können, dass irgendwo im Land ein junger Mann überlegte, seine Mutter umzubringen. Ein Junge, der schon seit langer Zeit den Traum nährte, ein Mörder zu werden, und der darüber hinaus behauptete, im Besitz einer Glock 38 zu sein. Und der nach eigener Aussage frisches Blut an den Händen hatte. Blut, das rein theoretisch von Sven-Gunnar Erlandsson stammen konnte, denn wie viele Personen in Schweden mochten im Laufe der vergangenen Woche mit einer Glock 38 erschossen worden sein? Statistisch gesehen – keine. Aber in der Praxis war es mindesten einer.
    Statt also Däumchen zu drehen, kämpfte Gerdin weiter. Mittlerweile war sie alle Threads durchgegangen, die DerHeilige selber eröffnet hatte, und ging daher dazu über, seine Beiträge in anderen Threads unter die Lupe zu nehmen. Es waren viele Beiträge. DerHeilige verbrachte eine Menge Zeit vor dem Rechner, so viel war klar. Auch jetzt ging es in seinen Beiträgen fast ausschließlich um Drogen, in einem gewissen Ausmaß auch um Kriminalität. Aber nachdem sie eine Weile quergelesen hatte, stolperte sie über etwas ganz anderes. Nämlich über einen etwa zwei Jahre alten Thread, in dem neugierige Flashback-User der Entwicklung eines schweren Brandes auf einem Hof außerhalb von Katrineholm folgten. Gerüchteweise wurde eine Person vermisst, die sich möglicherweise in dem Haus aufhielt, und als

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