Falsch gespielt: Kriminalroman (German Edition)
offenen Kamin hatten sie dadurch für die nächsten Jahre genug. Hier hatten nun die Kinder zum Fest gedeckt und alles aufgefahren, was sie selbst schön fanden. Es gab Krebstischdecken, Pappteller mit Krebsmotiv, Krebsservietten, Krebslaternen und zum Entzücken der kleinen Kinder sogar eine bunte Lichterkette, die Sjöberg in Stockholm aufgetrieben hatte, bevor sie fuhren. Sie hatten zwei Tische gedeckt. Einen für die Kinder, an dem gerade niemand saß, und einen für die Erwachsenen. Die Sjöberg-Kinder hatten zur Feier des Tages Gesellschaft von Mörten Andersson bekommen, und im Augenblick tobten sie auf dem Trampolin herum. Am Erwachsenentisch saßen Conny und Åsa Sjöberg, Andersson, Hamad, Westman sowie Jens und Sonja Sandén. Auch Jenny war mitgekommen, aber im Augenblick stand sie neben dem Trampolin und passte auf, dass alles mit rechten Dingen zuging. Was vor allem bedeutete, dass nicht mehr als zwei zur selben Zeit darauf herumsprangen.
Es war halb acht, und die Stimmung war prächtig. Die Gäste waren bereits am Nachmittag eingetroffen, und weil das Wetter sonnig und warm war, waren sie zur Badestelle hinuntergegangen. Dort stellte sich heraus, dass Andersson auch mit einer Hand sehr gut schwimmen konnte und dass Westman einen formidablen Bluterguss auf dem Bauch hatte. Anschließend hatten sie im Garten gesessen, Saft getrunken und sieben unterschiedliche Sorten Kuchen von schwankender Qualität und in diversen Geschmacksrichtungen essen müssen, die von Simon, Sara und Maja Sjöberg gebacken worden waren. Daraufhin war man zu Bier und Wein übergegangen, während Hamad die übrigen Gäste sowohl beim Crocket als auch bei Boccia und Dart von der Bahn fegte. Mittlerweile waren sie in einer Pause zwischen zwei Vorspeisen angelangt, einem von Sjöberg zubereiteten Västerbotten-Pie mit Forellenrogen und den Krebsen.
»To our absent friends« , sagte Sjöberg und erhob sein Bierglas.
»Auf Gäddan«, sagte Sandén und hob ebenfalls sein Glas. »Oder hattest du jemand anderes im Sinn?«
»Brandt vielleicht?«, schlug Westman vor und stieß Hamad einen Ellenbogen in die Seite. »Der Liebling der Woche.«
»Auf Gäddan«, sagte Hamad, und alle stimmten ein.
»Sie lässt euch alle ganz herzlich grüßen«, sagte Sandén. »Ich habe sie heute Vormittag besucht, sie wird morgen aus dem Krankenhaus entlassen. Ihr geht es mittlerweile schon viel besser, sie ist sogar schon aufgestanden und herumgelaufen. Aber ihr solltet mal ihren Bauch sehen. Sie sieht aus wie … Petra ungefähr. Nur schlimmer.«
»Das geht doch gar nicht«, sagte Sonja und lachte.
»Das geht, ich schwöre. Sie war unheimlich enttäuscht, dass sie heute nicht kommen konnte. Sie hat tatsächlich schon überlegt, den Fahrdienst anzurufen und sich bringen zu lassen.«
»Was war das eigentlich für eine Operation?«, fragte Åsa. »Ein Magengeschwür oder so etwas?«
»Ich glaube, irgendetwas in der Art. Jedenfalls kommt sie am Montag wieder zurück.«
»Du machst Witze!«, sagte Sjöberg. »Sie braucht Ruhe, damit alles verheilen kann. Sie muss sich erholen. Das habe ich ihr doch am Telefon gesagt.«
»Sie hat wohl das Gefühl, dass ihr ohne sie nicht zurechtkommt«, sagte Åsa mit einem Lächeln.
»Da hat sie vollkommen recht«, sagte Sandén. »Diese Frau hat ein intellektuelles Vermögen wie der Rest von uns zusammen. Ist euch das klar?«
Er schaute sich in der Runde der Kollegen um, und seine Frage war ernst gemeint. Sandén wollte eine Antwort hören. Sjöberg trank einen Schluck Bier. Hamad und Westman tauschten Blicke.
»Langsam fange ich an zu glauben, dass es wirklich so ist«, sagte Hamad.
»Ich auch«, sagte Petra. »Es hat ein bisschen gedauert, aber ich denke, dass Gäddan tatsächlich etwas ganz Besonderes ist.«
»Ich bin ziemlich ungerecht zu ihr gewesen«, gab Sjöberg zu. »Wir sind alle ungerecht gewesen. Abgesehen von dir, Jens. Die Frage ist nur, warum? Ich kann es nicht richtig in Worte fassen.«
»Sie ist irgendwie anders«, sagte Westman. »Sie zieht sich komisch an, spricht komisch, und ein bisschen überkandidelt ist sie auch.«
»Ich dachte, bei euch in der Gruppe herrscht so ein hohes Niveau«, sagte Åsa mit ernster Miene. »Aber das klingt gerade eher wie eine Diskussion in der achten Klasse.«
»Sie spricht komisch, weil sie dreißig Jahre lang im Ausland gelebt hat«, sagte Sandén. »Sie hat keinen Dialekt und vermischt ein etwas altertümliches Schwedisch mit modernen, jugendlichen
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