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Falsch

Falsch

Titel: Falsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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Band. »Die isst nur die Kerne.«
    »Wer den Drachen zu Hause hat, macht Urlaub bei der Fremdenlegion und erholt sich«, meinte Mehmet kopfschüttelnd.
    »Hab ich gehört!«, rief Renate. »Bodenzeit zweiundfünfzig Minuten und schwindend! Wenn ich wegen euch eine Verspätung auf dem Flieger habe, dann sorge ich für volles Programm bis übermorgen. Ich bin drei Tage auf der Rampe!«
    »Gott in deiner unendlichen Güte, sei uns armen Loadern gnädig«, flehte Mehmet theatralisch.
    »Ich dachte, der heißt Allah bei dir?«, wunderte sich Chris und wuchtete einen Koffer auf den Karren, der mit Goldbarren gefüllt sein musste.
    »Ist mir konkret egal«, lachte Mehmet, »bei der würde ich auch Buddha anrufen, wenn es hilft. Ich habe gehört, du bist heute mit Porsche eingeritten?«
    »Das ist ein Dorf voller Tratschtanten hier«, konterte Chris kopfschüttelnd.
    »Klasse Auto, darf bleiben«, nickte Mehmet und hob belehrend den Zeigefinger. »Musst du schnell fahren, den Schlitten. Beim Beschleunigen müssen die Tränen der Ergriffenheit waagerecht zum Ohr hin abfließen.«
    Nachdem die Maschine mit nur einer Minute Verspätung zur Startbahn gerollt und auf dem Rückflug nach Kairo war, sah Chris dem Flugzeug müde hinterher. Entladen, Tanken, Beladen und Catering waren in Rekordzeit abgeschlossen. Das hatte Renate mit einem kurzen »Geht doch!« quittiert, bevor sie wieder in ihren Wagen gestiegen und grußlos verschwunden war.
    Jetzt hatte Chris fünfzehn Minuten Pause bis zur nächsten Ankunft auf diesem Flugsteig. Zeit für einen starken Kaffee, am besten eine Mischung zwischen türkischem und Espresso doppio, dachte er und machte sich auf den Weg zur Kantine. Fünf Minuten hin, fünf retour und fünf, um den Kaffee zu trinken. War knapp, könnte sich jedoch ausgehen, wenn ihm nicht Sabine oder Biggi über den Weg liefen. Also drückte er sich selbst die Daumen und rannte los. Mit Renate als Ramp-Agent war es ganz und gar nicht ratsam, zu spät zu kommen.
    Chris hatte gerade den halben Weg zur Kantine geschafft, da klingelte sein Handy. Ohne anzuhalten, zog er es aus der Tasche und schaute auf das Display. Unbekannt. Wie ich das hasse, dachte er und nahm das Gespräch an.
    »Hier auch unbekannt, was haben Sie zu verbergen?«
    Ein gelangweiltes Kichern war die Antwort. »Sie Witzbold. Hat Ihnen das kleine Feuer unter dem Arsch noch nicht gereicht, Weber?«
    Chris blieb stehen, als sei er gegen eine Wand gerannt. »Wer spricht da?«, fragte er und ärgerte sich in der gleichen Sekunde darüber.
    »Nennen Sie mich einfach einen Freund«, kam es gönnerhaft durch die Leitung. »Jemand, der außerordentlich um Ihr künftiges Wohlergehen besorgt ist.«
    »Danke, ich sorge für mich selbst am besten«, gab Chris zurück. »Was wissen Sie über das Feuer in der Tiefgarage?«
    »Alles«, entgegnete der Anrufer, »einfach alles. Hat Sie die Warnung sensibilisiert, empfänglich gemacht für … nun, sagen wir, verschiedene Vorschläge? So schnell kann es gehen, und man hat keine Wohnung mehr …«
    »Schwein! Sie waren es selbst«, zischte Chris. »Wenn ich Sie zwischen die Finger bekomme, dann schick ich Ihre Reste als Paket an Kommissar Maringer.«
    »Das ist so gut wie unwahrscheinlich«, antwortete der Mann selbstsicher. »Und der gute Maringer hat wahrscheinlich in der Zwischenzeit schon wieder einen neuen Fall an der Backe. Ihr Bulli ist eine Karteileiche. Dazu sind Sie nicht wichtig genug, Weber. Eine kleine Makrele zwischen lauter Haien.«
    Chris ließ sich auf einen leeren Sitz sinken. Die so offen zur Schau gestellte Überheblichkeit des Anrufers ärgerte ihn maßlos, ebenso, dass ihm keine passende Antwort einfiel.
    »Wie ich sehe, habe ich Ihre Aufmerksamkeit. Gut so. Wir wollen uns Ihrer Mitarbeit versichern bei einer … nennen wir es: profitablen Transaktion. Aber zuvor wollten wir auch sicherstellen, dass Sie uns ernst nehmen. Ich hoffe, das ist uns gelungen.«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden. Auf meinem Bankkonto waren die Summen stets so klein, dass jede größere …«
    »Ganz falsche Richtung«, unterbrach ihn der Anrufer, »ganz, ganz falsch. Behalten Sie Ihr Konto und das bisschen Geld, ich rufe nicht aus Nigeria an. Nein, wir wollen uns Ihrer Unterstützung versichern auf einem Gebiet, das Sie in- und auswendig kennen. Dem Flughafen.«
    Christopher wäre vor Überraschung fast das Mobiltelefon aus der Hand gefallen. Er war sprachlos.
    »Sind Sie noch da, Weber?«
    Chris räusperte sich.

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