Falsch
am unteren Rand blieben rund drei Zentimeter frei. Fiona erinnerte sich an ihre Kinderzeit. Sie überlegte kurz, dann lächelte sie und sah sich suchend um. Auf dem Frühstücksbüffet stand ein Toaster. Fiona ging rasch hinüber, legte den Hebel um und platzierte das kleine Blatt flach auf die Oberseite des Geräts.
Dann wartete sie.
Es dauerte nur einige Sekunden, dann erschienen die ersten Buchstaben.
Flughafen Franz Josef Strauß,
München/Deutschland
Der Tag war zu Ende gegangen, und Christopher Weber hatte rückblickend nicht viel von seinem Dienst auf dem Vorfeld bewusst erlebt. Seit dem Anruf des Unbekannten bewegte er sich wie durch einen Nebel, fühlte sich gefangen in einem Strudel aus Emotionen, Befürchtungen und Angstattacken. Sollte er Kommissar Maringer informieren? Seinen Freund Martin warnen? Den Porsche in Sicherheit bringen? Oder einfach verschwinden?
Über Bernadette und die Gefahr, in der sie schwebte, sollte er den Vorschlag der Gangster ablehnen, darüber wollte er gar nicht nachdenken.
Instinktiv schaute er auf die Uhr.
Noch etwas mehr als zwölf Stunden.
Dann würde der Unbekannte wieder anrufen und eine Entscheidung fordern. Für einen kurzen Augenblick dachte Chris daran, das Handy einfach abzuschalten. Dann jedoch malte er sich aus, was danach geschehen würde, und er wusste, dass es keine Option war.
Scheiße, dachte er, ich sitze in der Falle.
Nachdem er sich umgezogen hatte, schob er seine Stechkarte in die Uhr und stempelte sich aus. Dann verließ er Terminal B. Auf der anderen Fahrbahnseite lag die Station des Flughafenbusses zu den Parkplätzen, aber Chris beschloss, lieber zu Fuß zu gehen.
Vielleicht würde das seine Nerven etwas beruhigen.
Als er vor dem dunkelblauen Porsche stand und seine Hand zitterte, während er den Knopf der Fernbedienung drückte, wusste er, dass es nichts genutzt hatte. Sollte er nicht doch Maringer informieren?
Er ließ sich in den Fahrersitz gleiten, legte die Stirn aufs Lenkrad und schloss die Augen.
Es musste einen Ausweg geben, es musste einfach!
Was könnte der Unbekannte von ihm wollen? Plante er einen Anschlag? Wollte er einen Zugang zur Sicherheitszone des Flughafens? Da würde selbst Chris passen müssen. Die Kontrollen waren streng, rund um die Uhr im Einsatz, und Körperscanner waren bei den Personaleingängen bereits seit langem an der Tagesordnung. Es war unmöglich, etwas auf das Flugfeld zu schmuggeln, egal, ob Schusswaffe oder Sprengstoff, großes Messer oder irgendeinen anderen verdächtigen Gegenstand. Jede Tasche wurde durchleuchtet, im Verdachtsfall händisch durchsucht, und alle Loader mussten ohne Ausnahme jeden Tag durch den Scanner. Dazu kamen Ausweis- und Gesichtskontrolle, obwohl man sich seit Jahren kannte. Neue Mitarbeiter hatten es noch schwerer, wurden besonders streng durchsucht.
Nein, das würde nicht funktionieren.
Aber Chris nahm an, dass dies auch die Gangster wussten. Nur jemand, der wirklich gut über die Arbeitsverteilung und die Sicherheitsvorkehrungen auf dem Vorfeld informiert war, suchte sich gezielt einen Loader aus.
Also musste es um etwas anderes gehen.
Möglicherweise hatte es gar nichts mit dem Flugbetrieb zu tun? Ging es um Sabotage an den Einrichtungen? Waren Gegner des Baus der nächsten Start- und Landebahn am Werk?
Alles Grübeln brachte Chris nicht weiter. Er startete den Porsche und versuchte, die rabenschwarzen Gedanken zu verbannen und sich auf das Fahren zu konzentrieren. Nachdem er das Flughafengelände verlassen hatte, beschloss er spontan, nicht nach Erding zu Martin zu fahren, sondern noch ein wenig über Nebenstraßen durch die abendliche bayerische Landschaft zu kurven. Vielleicht würde ihn das etwas von seinen Problemen ablenken und auf andere Gedanken bringen.
So fuhr Chris südwärts, vermied die Autobahn und die meist überfüllte Umfahrung Münchens und rollte auf der alten Römerstraße in Richtung Rosenheim. Der Sportwagen brummte in einem hohen Gang vor sich hin, und der junge Mann lehnte sich im Sitz zurück und ließ sich treiben. Die Schatten wurden länger, und der Verkehr dünnte nach und nach aus, als Chris auf gut Glück in eine der schmalen Nebenstraßen abbog. »Take the road less travelled« , hatte ihm einmal einer seiner Freunde beim Abschied auf den Weg mitgegeben, bevor er nach Australien ausgewandert war.
Genau diesen Rat befolgte Christopher nun.
Das Asphaltband schlängelte sich über Hügel mit Wäldern, durch kleine Orte mit adrett gestutzten
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