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Falsch

Falsch

Titel: Falsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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Blumenrabatten vor den Häusern und vorbei an Bauernhöfen, die seit Jahrhunderten die Landschaft prägten und deren Bewohner in kleinen Gemüsegärten Unkraut jäteten oder auf den Wiesen das Heu einbrachten.
    Chris beneidete mit einem Mal die Menschen um ihre Normalität. Sein Leben geriet soeben aus den Fugen, er wusste nicht mehr ein noch aus, und hier goss jemand seine späten Tomaten.
    Was sollte er nur machen? Kaum hatte er Bernadette getroffen und sich in sie verliebt, da rückte sie auch schon wieder in unerreichbare Ferne. Was für eine Ironie!
    Chris biss sich frustriert auf die Lippen.
    Wie immer er es drehte und wendete, er würde sich den Vorschlag des Unbekannten anhören müssen. Dann konnte er noch immer entscheiden, beruhigte er sich. Das Telefonat war nicht das Ende. Es gab noch Optionen. Einfach aussteigen, sich weigern, versuchen zu argumentieren … Oder doch nicht?
    Vor seinem geistigen Auge sah Chris einen zusammengeschlagenen, blutüberströmten Martin im Straßengraben liegen, neben seinem brennenden Lieferwagen.
    Nein, doch keine Option, keine Wahl.
    Maringer?
    Der Kommissar hatte nicht gerade einen sehr kompetenten Eindruck auf Chris gemacht. Möglicherweise hatte der Anrufer recht, und Maringer war schon mitten im nächsten Fall, hatte den abgefackelten VW -Bulli zu den Akten gelegt und die Reste entsorgen lassen. Wie immer er es drehte und wendete, die Gangster hatten die Falle perfekt vorbereitet.
    Chris musste nur mehr hineintappen.
    Er wich einem rostigen Trecker aus, der ihm mit einem Anhänger samt riesiger Heuladung auf der schmalen Straße entgegenkam. Der Abend war mild, und Christopher roch das Heu durch das offene Fenster. Als eine kleine Ausweiche in Sicht kam, ließ er den Porsche ausrollen, hielt an und stieg aus. Von dem Hügel aus konnte man weit nach Süden sehen, wo sich im bläulichen Dunst die Alpen abzeichneten.
    Chris setzte sich ins Gras und lehnte sich an den Vorderreifen. Rund um ihn war es still, bis auf das Zwitschern der Vögel. Einige Schwalben kreisten weit oben in der Abendthermik, auf der Suche nach Insekten.
    Hierher komme ich mit Bernadette, wenn alles vorüber ist, dachte er, und wir schauen weit ins Land, bis die Nacht kommt.
    Der Satz »wenn alles vorüber ist« ließ ihn nicht los, auf seiner Fahrt zurück nach Erding.
    Chris fragte sich, ob er noch leben würde, wenn alles vorüber war.

São Gabriel da Cachoeira,
Rio Negro/Brasilien
    »Per aspera ad astra« , rezitierte John Finch leise und reichte Georg den Brief zurück. »Über raue Pfade zu den Sternen. Hatte es dein Vater geschafft?«
    »Ach wo, seine Sterne leuchteten am hellsten in den Bordellen von Bogotá«, antwortete Gruber. »Seine Smaragdmine soff ab, die Wohnungen in unserem Haus musste er nach und nach verkaufen, die Agentur ging mehr schlecht als recht, und daran hat sich bis heute wenig geändert. Das Einzige, was ihm bis zuletzt blieb, waren sein Charme und sein unerschütterlicher Optimismus. Die Frage, die ich mir heute stelle, ist eine ganz andere: Woher hatte er das viele Geld, das er gleich zu Beginn in Kolumbien investierte? Anteile an einer Smaragdmine, ein Hausbau, eine Firmengründung – und so ziemlich alles nahm er gleichzeitig in Angriff.«
    »Könnte seine Mine etwas abgeworfen haben, bevor sie von einem Wassereinbruch in ein Schlammloch verwandelt wurde?«, erkundigte sich Finch. »Mir sind ein paar Dinge in diesem Brief aufgefallen. Dein Vater hat sinngemäß geschrieben, sie hätten die Entscheidung in Pauls Hände gelegt. Er allein würde darüber bestimmten, wann er das Zeichen, wie es dein Vater nannte, an die anderen aussenden würde.«
    »Ja, darüber habe ich heute auch nachgedacht, als wir darüber gerätselt haben, worum es hier überhaupt geht«, meinte Georg. »Paul, der Mann im Dschungel, musste das Vertrauen aller gehabt haben.«
    »Und dann sprang mir noch eine Passage ins Auge, in der dein Vater schrieb, dass sie in der schwierigsten Zeit ihres Lebens unzertrennlich gewesen waren«, stellte der Pilot fest. »In einer Zeit, in der die Welt im Wahnsinn versank oder so.«
    »John?« Die Stimme Fionas vom Frühstücksbuffet klang aufgeregt.
    Der Pilot stand auf und ging zu der jungen Frau hinüber. Er sah den kleinen Zettel auf dem Toaster liegen und schüttelte verständnislos den Kopf. »Röstest du jetzt die Mitteilung? Das halte ich nicht für zielführend.«
    »Macht nichts«, gab Fiona zurück. »Schau hin und staune.«
    Finch beugte sich über den

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