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Falsch

Falsch

Titel: Falsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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es ein Depot der Ringe geben soll.« Gruber drehte den Ring. »Die Gravur besteht nur aus Namen und Datum, kein Ort. Die schwarzen Diamanten? Südafrika?«
    »Weit hergeholt«, entschied Fiona. »Der Name vielleicht?«
    »Claessen? Ich verschicke Güter in die ganze Welt, seit Jahren, aber mir ist noch niemals ein Ort namens Claessen untergekommen«, verneinte Gruber.
    »Das halte ich auch für ziemlich unwahrscheinlich«, bestätigte Finch. »Die Bedeutung des Ringes wird sich erst nach und nach erschließen. Die drei Teile des Puzzles haben eine chronologische Abfolge – der erste Teil ist sicher das kleine Stück Papier mit dem Text, der zweite mag der Ring sein, der dritte dann der Schlüssel. Das ist zwar nur meine Vermutung, aber etwas in den neun Zeilen bestärkt mich darin. Warum sonst sollte Hoffmann schreiben:
    ›Ich bete nur, dass DU noch Am LebEn Bist.
    Wenn nicht, dann ist alles verloren.‹
    Damit wollte er uns ohne Zweifel sagen, dass ohne den Empfänger des kleinen Stücks Papier seine gesamte Strategie der Verschlüsselung ins Wasser fallen würde. Hätte seiner Taube niemand die Nachricht abgenommen, dann wäre der Weg zur Lösung bereits zu Ende gewesen, bevor er überhaupt begonnen hatte.«
    »Du meinst, die neun Zeilen waren der erste Schritt, und je weiter wir nun auf diesem Weg vordringen, umso klarer werden uns die anderen Hinweise erscheinen?« Georg wirkte skeptisch. »Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber nur wegen einem verschlüsselten Text einem Schweizer Nobelhotel einen Besuch abzustatten, das erscheint mir kein Problem, wenn man in Deutschland oder in Frankreich zu Hause ist. Wir sind jedoch auf einem anderen Kontinent! Die Schweiz liegt von uns aus gesehen auf der anderen Seite der Erde!«
    Finch nickte. »Über dem Erfolgserlebnis des ersten kleinen Schrittes sollten wir auch eines nicht vergessen: Wir haben keine Ahnung, wonach wir überhaupt suchen. Das wussten nur Klausner, Gruber, Böttcher und Hoffmann ganz genau. Aber keinen von denen können wir fragen.«
    »Mein Großvater hat dir allerdings eine riesige Summe als Honorar angeboten«, erinnerte ihn Fiona.
    »Das kann heißen, dass Wilhelm Klausner sehr wohlhabend war oder es um sehr viel Geld ging«, entgegnete der Pilot.
    »Was ist für euch eine riesige Summe?«, erkundigte sich Georg neugierig.
    Vincente horchte auf und ließ Finch nicht aus dem Augen.
    »Fünf Millionen Dollar«, antwortete der nach einem Moment des Zögerns. »Klausner hat mir fünf Millionen geboten, um für ihn ›einiges herauszufinden‹, wie er es nannte.«
    Vincente ließ sich mit großen Augen auf einen der Stühle sinken.
    Georg Gruber pfiff durch die Zähne. »Das ist ein Vermögen, John, das bezahlt keiner mal eben so aus der Portokasse. Entweder war sein Vorhaben völlig illegal, oder …« Er brach ab.
    »… oder es ging um viel, viel mehr«, vollendete Finch.
    »Oder mein Großvater hatte zu viel Geld«, sagte Fiona ohne wirkliche Überzeugung.
    »Kann die Lösung des Rätsels in der Vergangenheit der vier Männer liegen?«, fragte sich Georg und kratzte sich am Kopf. »Mein Vater hat in seinem Brief an mich von ›den vier Musketieren‹ gesprochen. Was haben sie gemeinsam unternommen, nachdem sie in Südamerika angekommen waren? Womit haben sie ihr Geld verdient? Klausner muss reich geworden sein. Wodurch? Mein Vater beteiligte sich an einer Smaragdmine, baute ein Haus. Woher hatte er das Geld?«
    »Wenn du es nicht weißt, dann werden wir es nie erfahren, und von Böttcher und Hoffmann wissen wir noch weniger«, meinte Finch. »Aber selbst du, der einen Brief vom eigenen Vater hat … Du weißt auch nichts Genaues. Was stand noch genau drin?«
    Gruber griff in die Innentasche seiner Jacke und zog den Umschlag hervor. »Du hast ihn ja bereits gelesen, aber überfliege ihn ruhig noch mal, nachdem wir die Zeilen entziffert haben«, murmelte er und schob dem Piloten den Brief zu. »Stör dich nicht am Stil, mein alter Herr war immer etwas theatralisch.«
    Während Finch das Schreiben überflog, nahm Fiona den kleinen Zettel vom Tisch und schlenderte zu einem der riesigen Fenster, die eigentlich Türen waren und bis zum Boden reichten.
    Sparrow segelte aus seiner Palme und landete auf ihrer linken Schulter. Dann rieb er seinen Kopf an ihrem. Geistesabwesend kraulte ihn Fiona, während sie das Blatt betrachtete. Die verblasste Schrift auf dem Papier, die eng zusammengedrängten Zeilen.
    Dabei hätte der Verfasser mehr Platz gehabt,

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