Falsch
Toaster, spürte die Wärme und schaute verblüfft auf das Papier. Unter den neun blassblauen Zeilen waren zwei weitere Zeilen aufgetaucht, braune, geschwungene Buchstaben, eindeutig von derselben Hand verfasst wie der Rest des Textes.
»Was zum Teufel …«, wunderte er sich und kniff die Augen zusammen, um besser lesen zu können.
»Du brauchst nur eine Zitrone oder Milch, Essig oder Zwiebelsaft«, freute sich Fiona. »Erinnerst du dich an die geheimen Botschaften, die wir in unserer Kindheit verfassten? Manchmal führen die einfachsten Dinge zum Ziel.«
»Hat dir heute schon jemand gesagt, dass du voller verborgener Talente steckst?«, fragte sie Finch. Dann las er laut vor:
»Nehmt nicht das Erstbeste und sucht die Rose
im Untergrund, am Fuß des dritten Pfeilers.«
»Wieso spricht dieser Paul immer in Rätseln?«, ärgerte sich Gruber. »Kann er nicht ein einziges Mal eine klare Anweisung geben?«
»Er muss sehr misstrauisch gewesen sein, wenn ich mir das kleine Blatt Papier so ansehe«, murmelte Fiona. »Selbst in den beiden unsichtbaren Zeilen hat er nichts Handfestes formuliert. Nur Andeutungen, die man erst dann begreift, wenn man vor dem Problem oder vor Ort steht.«
»Lasst mich laut nachdenken«, warf Finch ein. »Die beiden Zeilen müssen die anderen neun ergänzen, sonst hätte es sich dieser Paul ersparen können, sie mit unsichtbarer Tinte zu schreiben. Wir haben drei Hinweise: nicht das Erstbeste zu nehmen, was immer es ist, die Rose im Untergrund zu suchen und anschließend den Fuß des dritten Pfeilers.«
Er machte sich rasch Notizen auf der Rückseite des Briefes von Gruber senior, dann zog er das kleine Blatt vom Toaster und schaltete das Gerät aus. »Viel Aufwand, der da betrieben wurde«, fasste er zusammen. »Für mich der beste Beweis, dass es hier um mehr geht als nur um eine simple Schnitzeljagd durch Europa. Vergessen wir nicht den Angriff auf Böttcher, die Explosion der Albatross und den Tod der beiden alten Männer.«
»Entweder wir sind sehr bald unterwegs, oder wir sind tot«, kam da eine Stimme vom Eingang und Alfredo betrat mit großen Schritten den Wintergarten. »Die Sicherheit mag für deinen Großvater genügt haben, aber einem richtigen, durchgeplanten Angriff sind wir hier ziemlich schutzlos ausgeliefert. Wie ich erfahren habe, ist der Besitz so groß, dass nur Teile davon regelmäßig durch Patrouillen überwacht werden können. Bisher haben sich die Männer des Schutzteams auf die Umgebung des Hauses konzentriert, die dank der gerodeten Lichtung leicht zu kontrollieren ist. Aber das lässt uns keine Vorwarnzeit, um rechtzeitig zu verschwinden, sollten die Jungs der anderen Seite ihren Job wirklich gut und gründlich machen. Erst wurde die Albatross in kleine Stücke gesprengt – und dann wir?«
John Finch sah Alfredo alarmiert an. »Wie viel Zeit haben wir deiner Meinung nach noch?«
»Wie schnell kannst du uns hier rausbringen?«, entgegnete Alfredo.
»So schlimm? Ich verstehe«, murmelte der Pilot. »Aber so rasch geht das nicht. Ihr braucht Papiere, vorher Fotos, dann müssen wir ein Flugzeug chartern oder Tickets auf einer Linienmaschine buchen.«
»Ein Linienflug? Dann können wir gleich ein riesengroßes Schild aufstellen: ›Wir sind hier lang!‹«, warf Georg ein.
»Er hat recht«, kam ihm Fiona zu Hilfe. »Außerdem kenne ich niemanden, der uns in São Gabriel innerhalb von ein paar Stunden falsche Pässe anfertigt.«
»Also müssen wir nach Manaus«, folgerte Finch. »Rund achthundertfünfzig Kilometer Luftlinie, knappe tausendzweihundert auf dem Fluss.«
»Zu weit für ein Boot«, wandte Alfredo ein.
»Vergiss es!« Der Pilot schüttelte den Kopf. »Fliegen oder hier bleiben.«
»Fliegen«, bekräftigte Fiona. »Kannst du ein Flugzeug besorgen?«
»Und in Manaus am Flughafen landen, mit Passagieren ohne Papieren, um dann der Polizei in die Hände zu laufen?«, gab Finch zurück. »Die Albatross ist Vergangenheit. Nein, wir brauchen einen Helikopter für vier Passagiere. Dann können wir ohne viel Umstände eine Außenlandung beantragen, ihr steigt aus, ich fliege zum Airport und wir treffen uns, um die Pässe zu besorgen. Von da müssen wir nach São Paulo, weil ich keinen einzigen internationalen Direktflug ab Manaus kenne.«
»Das dauert zu lange«, wandte Alfredo ein. »Bis wir außer Landes sind, vergehen sicher mehr als zwei Tage. Außerdem kennen wir keine Quellen für falsche Papiere in Manaus – und in São Paulo noch
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