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Falsch

Falsch

Titel: Falsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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weniger.«
    »Gegenvorschlag?«, ließ sich Georg Gruber vom Fenster vernehmen, während er misstrauisch den Wald um die Lichtung beobachtete.
    »Medellín«, sagte Alfredo grinsend. »Da bin ich zu Hause, bekomme innerhalb einer Stunde Papiere, die jeder Kontrolle standhalten. Zwei Stunden später sind wir unterwegs nach Europa.«
    »Soviel ich weiß, gehen außerdem von Medellín aus jeden Tag Flüge nach London über Miami«, bestätigte Georg.
    »Und mit einem schnellen Helikopter sind wir in weniger als fünf Stunden da«, gab Finch zu, »wir müssen nicht dem Fluss folgen und können so direkt wie nur möglich fliegen. Aber da sind einige Dinge, die mir überhaupt nicht gefallen. Wir wissen nicht, ob wir in Medellín nach dem Anschlag auf Böttcher alias Botero auf der Fahndungsliste stehen.« Er wandte sich an den Sicario. »Eines jedoch ist ganz sicher – du stehst auf der Abschussliste der Konkurrenz mit Abstand ganz oben. An erster Stelle.«
    »Trotzdem führt der schnellste Weg zu den Pässen und dann nach Europa über Medellín, wie immer wir es drehen und wenden«, meinte Fiona bestimmt. »Alles andere dauert einfach zu lange, und wenn wir wirklich von den Mördern meines Großvaters verfolgt werden, dann ist Zeit genau das, was wir nicht haben.«
    »Der Flug nach London heute Abend könnte unserer sein«, nickte Alfredo dem Piloten beruhigend zu. »Wir wollen ja nicht alt werden in Medellín.«
    »Das wirst du auch nicht, wenn wir nicht schnellstens wieder aus der Stadt draußen sind«, knurrte Finch und zog sein Handy aus der Tasche. »Packt alles zusammen und macht den Hummer startklar, ich organisiere inzwischen einen Hubschrauber. Zufällig weiß ich von einem, der ständig startklar ist.« Er hob abwehrend die Hand, als er den fragenden Blick von Fiona bemerkte. »Keine Einzelheiten, und nein, er steht nicht in einem Hangar auf dem Flughafen, sondern in einem Versteck nicht weit von hier.«
    In diesem Moment ertönte in der Ferne die erste einer Reihe von dumpfen Explosionen. Dazwischen fielen Schüsse.
    Dann war es wieder still, und alle im Wintergarten hielten den Atem an.
    Zum Glück hob der Gesprächspartner von Finch beim ersten Läuten ab.
    » Hola Pedro! Ich brauche deinen Heli – jetzt!«, zischte der Pilot ohne lange Vorrede. »Medellín. Wir sollten schon weg sein.«
    »Das kostet das Doppelte«, gab eine ruhige Stimme unbewegt zurück. »In bar und im Voraus.«
    »Gekauft! Wir sind unterwegs!« Finch legte auf. »Los jetzt, raus hier und nichts wie weg! Das Packen ist gestrichen.«
    Wie auf ein Stichwort zerbarst in diesem Augenblick eine der großen Fensterscheiben des Wintergartens mit einem Knall in tausend Stücke. Georg Gruber stand glücklicherweise etwas abseits und die Glassplitter verfehlten ihn, zischten über den Fliesenboden.
    Draußen wurden Schreie laut.
    Eine Maschinenpistole ratterte.
    Vincente griff in seinen Gürtel und zog eine Glock hervor, die er Alfredo zuwarf.
    »Raus hier! Sie greifen an!«, schrie der Sicario, entsicherte die Pistole und riss Gruber vom Fenster weg.
    Sparrow kreischte »Hängt sie!« und krallte sich auf der Schulter Fionas fest, die kreidebleich geworden war.
    »Hier entlang! Zum Hummer!«, entschied sie nach einem kurzen Moment des Überlegens und stürmte voran, in Richtung Garage.
    John Finch rannte ihr nach, stoppte jedoch nach wenigen Schritten, machte kehrt und trat an den Tisch, nahm alle drei Hinweise und steckte sie ein. Dann drehte er sich um und eilte den anderen nach.
    Kaum hatte er die Tür zugeworfen, zerbarsten hinter ihm Dutzende weitere Scheiben in einem wütenden Kugelhagel. Querschläger fegten durch den Wintergarten, Glasstücke wirbelten, Schrapnellen gleich, durch den Raum. Die Palmen in den hölzernen Bottichen wurden wie Streichhölzer geknickt.
    Der Krieg hatte sie rascher eingeholt, als Finch befürchtet hatte.
    Ab jetzt würde es ein Wettlauf gegen die Zeit und einem zu allem entschlossenen Gegner werden. Der Pilot fluchte, während er die Explosionen näher kommen hörte.
    Er hatte nicht die leiseste Ahnung, wer dieser Gegner war.
    Und das ärgerte ihn am meisten.

1. November 2001,
Mirny Airport, Jakutien/Russland
    Die vier Turbinen der weißen Ilyushin Il-76 des russischen Innenministeriums, Codename Candid, heulten kurz auf, und das große Transportflugzeug mit den auffälligen Fenstern im Boden des Cockpits setzte sich schwerfällig in Bewegung. Besorgt betrachtete der Kapitän die schwarze Wolkenfront, die sich

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