Falsch
Hut. Die Saboteure, die an die Kiste wollten und ihren Abwurf geplant hatten, wurden nie gefunden. Wie auch? Alle Zeugen waren tot, die Il-76 gesprengt, der Stahlbehälter verschwunden. Und mit ihm sein Inhalt.«
»Mach auf«, sagte Mischa ruhig und stellte sein Glas beiseite. »Ich will sie sehen.«
Atanasiew zog wortlos einen flachen Schlüssel aus der Tasche und sperrte das Schloss auf. Dann winkte er seinem Besuch zu. »Komm her und mach selbst.«
Der Deckel schloss fast nahtlos mit dem Rand des Stahlbehälters ab. Vorsichtig fuhr Mischa mit seinem Daumennagel in die Fuge und hob an. Hunderte hellblaue Papierbriefchen lagen dicht gedrängt in der Kassette, mit Zahlen und Kennbuchstaben beschrieben.
Atanasiew griff hinein und zog vorsichtig eines der Briefchen heraus, schlug es auf und hielt es Mischa hin. »Zehn Stück Einkaräter, makellos, perfekt geschliffen, beste Farbe.« Die Steine glitzerten atemberaubend im Licht der Leselampe. Funkelnde Blitze schienen aus der Tiefe der Diamanten zu schießen und kleine Regenbogen an die Decke zu zeichnen.
»Fünfhundert Briefchen, fünftausend Diamanten. Marktwert etwa fünfundsiebzig Millionen Euro«, stellte Atanasiew zufrieden fest.
»Dafür steht sich selbst eine schöne Frau auf der Straße ziemlich lang die Beine in den Bauch«, gluckste Mischa. »Wie sind wir an die Klunker gekommen? Hast du den Schürfer in einen deiner Neubauten einbetoniert?«
Atanasiew schüttelte den Kopf. »Das wäre einfach gewesen, ging aber nicht. Vor zwei Jahren machte der Glückspilz einen Fehler. Er bot Steine zum Verkauf an – leider einem KGB -Agenten, der sich so seine Gedanken machte. War er an der Operation Kronstein im Jahr 2001 beteiligt? Niemand weiß es. Die Mühlen des Geheimdienstes begannen zu mahlen, der Schürfer wandte sich an uns um Schutz und eine neue Identität für sich und seine Familie, bevor ihm die Agenten die Kehle durchschneiden konnten. Fünfundsziebzig Millionen sind ein unerhörter Anreiz …« Atanasiew massierte sich die Nasenwurzel mit Zeigefinger und Daumen. »Nun, wir sorgten für beides. Er lebt heute in Florida unter falschem Namen, mit einem gut gefüllten Bankkonto. Und wir haben die Diamanten. Es war ein Geschäft, das allen nur Vorteile brachte.«
»Lass mich raten. Wir verdienen siebzig Millionen?«, kicherte Mischa.
»Etwas mehr«, gab Atanasiew trocken zurück. »Wir ließen ihm die Wahl zwischen drei Millionen oder einem Sarg. Er war nicht sehr erfreut.«
»Aber er lebt«, entgegnete Mischa, legte das Briefchen wieder an seinen Platz und klappte den Deckel zu. »Lass uns noch etwas zu trinken holen, bevor der Transport abgeht.«
Die beiden Männer schlenderten in das Wohnzimmer hinüber, und Mischa warf einen Blick auf den großen Flatscreen. »Sieh da, wir sind in CNN !«, rief er und stellte den Ton lauter.
»Brutale Auseinandersetzungen gab es sowohl zwischen den russischen Organisationen selbst als auch mit internationalen Verbrecherorganisationen wie der italienischen Mafia und der japanischen Yakuza«, stellte die Sprecherin fest, während im Hintergrund Filmberichte über Festnahmen und Prozesse liefen. »Es gilt als erwiesen, dass Kontakte zu kolumbianischen Drogenhändlern im Kokain-Geschäft als Folge eines Rückgangs der Drogentransporte in die Sowjetunion geknüpft wurden. Zum Kerngeschäft der russischen Kartelle gehörten lange Zeit der Schmuggel illegaler Arbeitskräfte in die EU , der Menschenhandel und die Prostitution. Heute sind Immobiliengeschäfte, Rohstoffhandel und Geldwäsche-Aktivitäten in Europa und Übersee die ergiebigsten Einkommensquellen der kriminellen Kartelle.«
Als Anatolij den Raum betrat und sich räusperte, schaltete Atanasiew den Fernseher ab.
»Mr. Pleaser ist soeben eingetroffen, und der Werttransport fährt in die Tiefgarage«, meinte der Sekretär und trat einen Schritt zur Seite, um einem älteren, etwas untersetzten Mann im dunkelblauen Anzug Platz zu machen, der lächelnd auf Atanasiew zueilte.
»Es freut mich, Sie zu sehen!« Pleaser schüttelte dem Hausherrn begeistert die Hand.
»Ich hoffe, Sie hatten eine gute Reise«, antwortete Atanasiew höflich und wies auf Mischa, der sich noch einen Cognac einschenkte. »Mihail Antonow, ein Geschäftspartner und Freund, Saul Pleaser, einer der verantwortlichen leitenden Einkäufer von De Beers, London. Mr. Pleaser ist hier, um den Inhalt des Stahlbehälters zu kontrollieren, bevor er auf die Reise geht. Dann werden wir ihn gemeinsam
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