Falsch
versiegeln, damit alles seine Ordnung hat, und ihn dem Werttransport-Unternehmen übergeben.«
»Genau, genau«, beeilte sich Pleaser zu versichern, schaute sich suchend um und zog eine Zehnfach-Lupe aus der Tasche. »Wenn Sie erlauben?«
Über Medellín/Kolumbien
»Flieg einfach den Berghang im Westen entlang, lass die Stadt rechts liegen!« Alfredo beugte sich über die Schulter von John Finch und deutete nach vorn. »Damit schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe. Der Luftraum über der Stadt ist sicher heikel, über den Nobelvororten werden sie nicht so rasch misstrauisch, wenn ein Helikopter auftaucht. Das ist hier nichts Besonderes. Außerdem ist das der direkte Weg zum Hospital Mental zwischen Medellín und Bello.«
»Willst du uns ins Irrenhaus verfrachten?«, erkundigte sich Finch stirnrunzelnd und korrigierte den Kurs des Agusta A 109. Er hatte den Hubschrauber an der Grenze seiner Leistungsfähigkeit geflogen und sicher einen neuen Rekord aufgestellt, was die Flugzeit von São Gabriel nach Medellín betraf.
»Eine bessere Entschuldigung zur Außenlandung als ein Krankenhaus kann ich dir nicht liefern«, lächelte der Sicario. »Sag das der Luftüberwachung, und sie werden kein zweites Mal nachfragen.«
»Gut kombiniert«, meinte Fiona anerkennend. »Wir fliegen einen Notfall, und er braucht dringend ärztliche Versorgung. Epileptischer Anfall?«
Finch griff bereits zum Funkgerät. »Wenn ich euch zuhöre, dann fühle ich mich plötzlich krank«, murmelte er, dann rief er die Luftraumüberwachung im Tower des internationalen Flughafens und teilte ihr sein neues Flugziel mit. Der Fluglotse am anderen Ende klang nicht sehr überzeugt.
Schließlich beendete Finch das Gespräch ziemlich abrupt. »Wenn wir Pech haben, dann schickt er die Polizei zum Krankenhaus.«
»Abwarten«, stellte Alfredo fest und hielt Ausschau nach dem weißen, charakteristischen Gebäudekomplex des Hospital Mental. Das Krankenhaus, mitten im Grünen an einem sanften Berghang gelegen, bestand aus mehreren ineinander verschachtelten Häusern, die großzügig über einen parkähnlichen Garten verstreut lagen.
»Da! Da unten ist es!«, rief der Sicario und deutete nach vorne. »Wir müssen zu der Halle am oberen Ende. Ich sage Mario Bescheid, dass wir kommen.« Er nahm sein Handy und wählte.
»Zählt Mario zu den Ärzten oder den Insassen?«, erkundigte sich Georg Gruber vorsichtig.
»Weder noch«, gab Alfredo grinsend zurück. »Er ist der Haustechniker.«
Das Gelände rund um die große Halle mit dem gewölbten Dach lag etwas abseits der übrigen Gebäude, am Rande einer weiten Grünfläche, die sich den Berghang hinaufzog. Als Finch den Helikopter knapp über der Wiese schweben ließ, öffneten sich zwei große Schiebetüren der hohen Halle, und ein kleiner Mann in T-Shirt und blauer Latzhose winkte ihnen zu.
»Schaffst du es, uns reinzufliegen?«, fragte Alfredo Finch und wies auf die hohe Halle.
»Platz ist in der kleinsten Hütte«, lächelte der Pilot. »Gute Idee, dann haben wir den Agusta weg von der Straße.« Er ließ den Hubschrauber vorsichtig in die Halle gleiten, bevor er ihn behutsam auf dem Betonboden landete und die zwei Prat-&-Whitney-Turbinen herunterfuhr.
Sofort schloss der Techniker die Schiebetüren wieder und verriegelte sie.
»Der erste Teil unseres Trips nach Europa verlief wie geplant«, sagte Georg und schnallte sich los. »Jetzt brauchen Vincente und Alfredo rasch Pässe, am besten amerikanische.«
»Du kommst mit deinem kolumbianischen Pass auch nicht weit«, meinte Fiona, die sich aus dem Kopilotensitz schälte. »Visumspflicht in der EU und in der Schweiz!«
»Daran hab ich nicht gedacht«, murmelte Georg betroffen.
»Ich hoffe, Alfredo hat eine gute Quelle, die schnell liefern kann, sonst hängen wir in Medellín fest, und das würde mir überhaupt nicht gefallen«, stellte Finch fest und legte den Hauptschalter um. »Wir sitzen hier auf dem Präsentierteller, sind noch immer in Südamerika, haben keine Ahnung, wer hinter uns her ist und wie nah er an uns dran ist. Das reicht für mehrere Alpträume pro Nacht.«
Sobald der Rotor zum Stillstand gekommen war, öffnete Alfredo die Tür des Hubschraubers und winkte dem Techniker zu, der lachend näher kam.
»Hola! Mit dem Trick könnten wir auftreten«, begrüßte er den Sicario, der aus dem Agusta sprang. »Wer immer es ist, der Typ kann fliegen. Bleibst du länger in der Stadt?«
»Der Typ ist der Beste«, antwortete Alfredo. »Wir
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