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Falsch

Falsch

Titel: Falsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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fünf Stunden war er immer noch auf der Suche nach Informationen über den mattschwarzen Helikopter und seinen Besitzer. Weder am Flughafen noch bei der Polizei wusste man irgendetwas. Oder wollte etwas wissen … Die Beamten hatten sich angesehen, dann mit den Schultern gezuckt und sich wieder ihren Akten gewidmet. »Tut uns leid, Senhor, einen solchen Helikopter hat hier noch niemand gesehen«, hatte einer der Uniformierten schließlich gemeint, als Llewellyn stehen geblieben war und keine Anstalten gemacht hatte, die Polizeistation zu verlassen. »Der kam sicher von außerhalb.« Seine Kollegen hatten genickt und bemüht auf ihre Schreibunterlagen geschaut.
    Nun stürmte Llewellyn, seinen Seesack auf der Schulter, wütend eine schmale Straße entlang, die außer ein paar heruntergekommenen Geschäften und einem Café mit gelbroter Fassade nichts zu bieten hatte. Zwingli war ihm entwischt, die Bewohner des Anwesens ebenfalls, Klausner und Böttcher waren tot und der Pilot inzwischen mit der Enkelin des alten Mannes bestimmt über alle Berge, mit unbekanntem Ziel.
    Die drei kleinen schmutzigweißen Tische außerhalb des Cafés waren alle besetzt: vier Jugendliche, ein Pärchen und ein alter, fast zahnloser Mann, mit struppigem Bart, die grauen Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden. Als Llewellyn, einen Becher dampfenden Kaffee in der Hand, wieder aus dem nach Zigarettenrauch stinkenden Lokal kam, wählte er den einzigen freien Stuhl am Tisch des Spätachtundsechzigers. Er nickte ihm kurz zu und verzog das Gesicht, als er die Alkoholfahne roch. Es gab Tage, an denen ging nichts gut.
    Die Jugendlichen begannen sich zu streiten.
    Das Pärchen küsste sich.
    Der Alte leerte in einem Zug den letzten Rest aus der Tequila-Flasche und schaute dabei Llewellyn mit glasigen Augen an.
    »Neu hier?«, nuschelte er, und der Major musste sich anstrengen, um ihn zu verstehen. Er gab ein unverbindliches »Hmm …« von sich und nippte weiter an seinem Kaffee.
    Der Streit am Tisch der Jugendlichen eskalierte, zwei Jungen sprangen auf und begannen sich anzurempeln. Gläser flogen, ein Stuhl stürzte um. Die anderen beiden sprangen ebenfalls auf, ergriffen lautstark Partei. Dann stürmte plötzlich einer von ihnen los, und die anderen folgten ihm schreiend.
    Llewellyn überlegte, an den nun freien Tisch zu wechseln, weit weg von der grauhaarigen Schnapsdrossel, die wohl bereits die ganze Flasche Tequila vernichtet hatte. Es war ein Wunder, dass der Alte bei dieser Hitze noch bei Bewusstsein war, dachte sich der Major.
    »Der Kaffee hier schmeckt nach Scheiße«, lallte der Betrunkene. »Pferdepisse. Aber das war schon immer so. Nur bei Tequila, da können sie nicht pantschen. Ich mache die Flaschen selbst auf, Amigo.« Er zwinkerte Llewellyn zu. »Aber nie mehr zu!« Dann lachte er brüllend und warf die leere Flasche mit Schwung auf die andere Seite der Straße.
    »Was … was treibst du in diesem beschissenen Nest?«, stieß er hervor und sah sich suchend auf dem Tisch um. Dann begann er in der Brusttasche seines fleckigen Hemds zu kramen. »Hast du mal ’ne Zigarette?«
    Llewellyn schob ihm das Päckchen über den Tisch zu. »Ich bin auf der Durchreise«, gab er zurück, »und hab meinen Flug versäumt.«
    Mit zitternden Händen versuchte der Alte, die Zigarette anzuzünden, und Llewellyn sah bereits den struppigen Bart seines Tischnachbars in Flammen aufgehen. Doch nach ein paar Anläufen brannte der Filter. Es dauerte zwei Züge, bis der Betrunkene das Missgeschick bemerkte und eine Grimasse schnitt. Dann dämpfte er das glimmende Ende in einer Lache auf dem Tisch aus, drehte die Zigarette um und zündete das richtige Ende an.
    »Ausländische Marke«, raunzte er, »passiert mir nie mit den hiesigen Sargnägeln.« Er hustete. »Wann machst du den Abflug? Ich meine … wann geht dein Flieger raus aus diesem Loch?«
    Der Major schwankte zwischen aufstehen und gehen oder den Alten zum Schweigen bringen. Er nippte an seinem Kaffee und überlegte. »Ich suche einen schwarzen Hubschrauber«, sagte er dann und war sich nicht sicher, ob der Betrunkene ihn gehört oder den Satz begriffen hatte.
    »Schwarzer Hubschrauber …?«, wiederholte der Alte stupide.
    »Ja, genau«, bestätigte Llewellyn und neigte immer mehr zur zweiten Option. Zum Schweigen bringen. Das würde wenigstens den Frust abbauen.
    »Zum Fliegen?«, fragte der Alte, und sein Kinn ruckte vor.
    »Du hast dir auch schon dein Hirn versoffen«, murmelte der Major und

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