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Falsch

Falsch

Titel: Falsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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kletterte hinter Mehmet in den kleinen Bus, der sie zu dem Flieger bringen würde.
    »Wie geht’s dem Porsche?«, erkundigte sich Mehmet. »Fährst du noch, oder fliegst du schon? Apropos fliegen … vergiss nicht: Gute Autofahrer haben die Fliegen auf der Seitenscheibe …«
    »Blödmann«, gab Chris zurück, »der gehört nicht mir, und ich fasse ihn mit Samthandschuhen an. Wenn daran etwas kaputtgeht, kann ich ins Exil gehen.«
    »Alles besser als hier«, seufzte Mehmet. »Aber es gibt ein Licht am Ende des Tunnels, und es ist nicht der entgegenkommende Zug. Ich hab noch drei Wochen, vier Tage, sieben Stunden und achtundzwanzig Minuten, dann sehe ich den Flughafen nur noch von außen und verdiene wieder auf anständige Weise mein Geld.« Er blickte versonnen aus dem Fenster und beobachtete, wie Renate aus dem kleinen Wagen mit dem Kranich der Lufthansa ausstieg. »Wohin ich auch komme, der Feind ist schon da«, stellte er lakonisch fest.
    »Wurde ja auch Zeit!«, rief Renate, als der Bus anhielt und sie Chris und Mehmet aussteigen sah. »Ich bin seit drei Stunden wach, seit zwei Stunden hier und seit einer schlecht aufgelegt, weil jemand meinen Spätdienst morgen auf einen Frühdienst umgebucht hat, ohne mich zu fragen.«
    »Willst du uns deswegen gleich erschießen oder erst später?«, erkundigte sich Mehmet interessiert. »Nur damit ich noch schnell meinen Gebetsteppich ausrollen kann und ein paar letzte Worte mit dem Allerobersten wechsle.«
    »Wenn ich mir die Ladeliste so anschaue, dann später«, erwiderte Renate spitz. »Ich habe keine Ahnung, wo wir das alles hinpacken sollen, aber die Cargo-Leute nehmen offenbar an, dass wir im Ernstfall den Flieger ein wenig dehnen.« Sie schüttelte den Kopf. »Wer die Paletten gepackt hat, war weit über der Promillegrenze. Los jetzt, hilft alles nichts, rein mit dem Zeug!«
    Doch selbst mit drei weiteren Loadern als Verstärkung gelang es Mehmet und Chris nicht, die gesamte Ladung im Bauch des A320-200 zu verstauen. Als die Koffer der Passagiere an die Reihe kamen, klingelte Christophers Handy, und er zuckte zusammen. War es schon so spät?, fragte er sich.
    Auf dem Display stand »Unbekannt«, und Weber schluckte. Sollte er es einfach läuten lassen? Nach einigen Augenblicken nahm er das Gespräch an.
    »Hallo Chris, ich bin’s, Bernadette. Stör ich dich?« Die Stimme klang schüchtern und ein wenig verschlafen.
    »Bernadette! Was machst du schon so zeitig auf den Beinen? Ich dachte, die Schule beginnt erst um neun …« Chris atmete erleichtert auf und wuchtete den nächsten Koffer aufs Förderband.
    »Freust du dich über meinen Anruf, oder soll ich später …«
    »Nein, das passt schon, natürlich freu ich mich!«, unterbrach Chris sie und ärgerte sich über Mehmet und Renate, die sich bemühten, unauffällig neugierig zuzuhören. »Wir beladen eine Maschine nach Abu Dhabi. Wie geht’s dir?«
    »Gut, danke. Ich habe übrigens ein nettes Ziel für unseren Kurzurlaub gefunden, im Elsass«, antwortete Bernadette. »Warst du schon mal da?«
    »Ehrlich gesagt, nein«, meinte Christopher und ging ein wenig weiter weg von den Zuhörern. »Ich freu mich sehr auf unsere gemeinsame Zeit. Hier gibt es jede Menge Neugieriger, die es am liebsten hätten, wenn ich das Telefon laut stellen würde«, raunte er.
    »Wann kannst du da sein?«, fragte Bernadette beschwingt. »Ich habe gestern noch mit Professor Grasset gesprochen, und er hat mir eine neue Schülerin anvertraut. Aber das macht nichts, dann bleiben wir anfangs in Basel und fahren eben anschließend ins Elsass. Wie lange hast du Zeit?«
    Chris dachte an den Brandsatz unter seinem Bulli und war versucht zu antworten: »Am liebsten für immer.« Laut sagte er: »So lange, bis ich dir auf die Nerven gehe. Ich wohne im Moment bei Freund Martin, und der holzt bei Nacht ganze Wälder ab und verarbeitet sie dann noch zu Zahnstochern.« Er zögerte und überlegte, dann gab er sich einen Ruck. »Jemand hat meinen VW -Bus abgefackelt, deshalb bin ich bei ihm untergeschlüpft.«
    »Jemand hat was ?« Bernadette klang mit einem Mal blitzwach und schien nicht zu wissen, ob sie richtig gehört hatte.
    »Meinen Bus angezündet, gestern, nachdem du abgeflogen bist«, bestätigte Christopher. »Ich bin sozusagen heimatlos.«
    »Das … das ist doch nicht möglich!«, gab Bernadette verdutzt zurück. »Warum sollte jemand so etwas machen?«
    »Darüber rätselt auch die Polizei«, murmelte Chris unverbindlich. »Ich muss

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