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Falsch

Falsch

Titel: Falsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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näher, und der Wagen rollte aus. Der Beifahrer hielt seinen Ausweis an die Scheibe, und ein Mann der Flughafensecurity ließ kurz seine Taschenlampe aufblitzen, um das Foto zu kontrollieren. Reine Routine. Dann hob sich die Schranke, und der Werttransporter fuhr wieder los.
    Der schwarze Audi musste zurückbleiben. Hier begann jenes Sperrgebiet rund um Domodedowo, in dem sich zahlreiche internationale Unternehmen angesiedelt hatten, die mit Flugzeugtechnik, Spezialtransporten oder VIP -Dienstleistungen beschäftigt waren. Der Mann im Laderaum beobachtete, wie der Audi kurz mit den Scheinwerfern blinkte und dann wendete. Er sah auf die Uhr. Mit etwas Glück konnten sie es noch vor Mitternacht schaffen, auf dem Weg nach Hause zu sein.
    Als der Lieferwagen in die Zufahrtsstraße einbog, öffnete sich auf der linken Seite in einem der modernen Neubauten ein Metalltor und glitt zur Seite. Gleichzeitig gingen ein Dutzend Neonröhren in der Einfahrt an. Zwei Männer mit Maschinenpistolen traten heraus, sahen sich um und gaben dann dem Fahrer ein Zeichen.
    »Die Schleuse ist frei«, murmelte der Beifahrer zufrieden. »Ich hatte schon Angst, die Kollegen sind diesmal früher dran und blockieren uns womöglich.«
    Kaum war der Transporter in die Einfahrt gerollt, traten die Bewaffneten wieder zurück, und das Metalltor schloss sich lautlos. Der Mann im Laderaum öffnete die Tür und stieg aus.
    »Ladung?«, fragte ihn einer der Bewaffneten und öffnete eine Mappe.
    »Eine Stahlkiste, versiegelt. Das ist alles.«
    Der Mann mit der umgehängten Maschinenpistole nickte zufrieden, notierte etwas und sprang in den Laderaum. Er kontrollierte die Siegel an dem Metallbehälter – breite Papierbänder mit einem roten Stempel –, sah sich kurz um und verließ den Wagen wieder. Nachdem er die Tür geschlossen hatte, klopfte er mit der flachen Hand zweimal an die Seitenwand des dunkelblauen Lieferwagens. »In Ordnung, weiterfahren!«
    Ein weiteres Tor öffnete sich, und die Neonröhren in der Schleuse erloschen bis auf eine. Vor dem Fahrer lag eine Halle, in der mehrere gepanzerte Fahrzeuge abgestellt waren. Langsam rollte er bis zu einem freien Parkplatz vor dem Büro.
    »Ausladen, übergeben, umziehen, heimfahren«, lächelte der Beifahrer und gähnte. »Genug für heute.«
    Der Fahrer entriegelte alle Türen, zog den Zündschlüssel ab und streckte sich. »Du sagst es«, murmelte er. »Morgen ist mein freier Tag, und ich freue mich aufs Ausschlafen.«
    Die beiden bewaffneten Mitarbeiter hatten inzwischen die Kiste aus dem Laderaum geholt und trugen sie ins Büro, das um diese Zeit nur mit einem einzigen Mitarbeiter besetzt war. Kaito Higurashi war seit mehr als zehn Jahren Mitinhaber und Geschäftsführer der » безопасность «, die einen ausgezeichneten Ruf besaß und in mehreren Ländern Asiens Niederlassungen hatte. Higurashi war ein schmächtiger Mann mit großen, dicken Brillengläsern, die ihn stets etwas tollpatschig aussehen ließen. Er zog eine Schublade auf, nahm eine Nikon D80 heraus und schaltete sie ein.
    »Stellt die Kiste hier auf den Tisch«, befahl er seinen Männern. Dann machte er sieben Fotos – eines von jeder Seite, eines von oben und zwei Großaufnahmen von den intakten Siegeln. Er kontrollierte die Ergebnisse, während zwei Männer die Kiste auf eine Waage stellten. »Gewicht 8,75 Kilogramm«, las einer der beiden laut von der Skala ab, und Higurashi notierte die Zahl gewissenhaft. Dann nahm der Japaner ein Metermaß, kontrollierte Breite, Höhe und Tiefe des Behälters und machte erneut Fotos mit dem Maßband als Größenreferenz.
    »Gut, dann bringen wir sie in den Tresorraum«, entschied er endlich und ging voran. Der gesicherte, vollklimatisierte Lagerraum der Werttransportfirma erfüllte alle internationalen Versicherungsvorschriften und damit die höchsten Standards. » безопасность « wickelte jedes Jahr Transporte im Wert von mehreren Milliarden Dollar ab.
    Es hatte noch nie einen Zwischenfall gegeben.
    Nachdem die Stahlkiste in eines der hohen, nummerierten Regalfächer geschoben worden war, verschloss Higurashi den Tresorraum und schaltete die Alarmanlage scharf. Dann ging er zurück ins Büro, während er in seinen Listen blätterte.
    »Die Kiste geht morgen auf den Flug um 11 Uhr 33 nach München«, informierte er einen der Männer, der für die Sicherheitstransporte innerhalb des Flughafens verantwortlich war. »Wie ich sehe, haben wir morgen extrem hohe Werte. Wir

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