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Falsch

Falsch

Titel: Falsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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Einbrecher oder einen hastigen Aufbruch. Sogar das Bett im Schlafzimmer im ersten Stock war gemacht, das Geschirr in der Küche gespült. Plötzlich hörte Llewellyn das Geräusch eines Lüfters, der anlief. Er drehte sich um, suchte und fand einen Computer, der eingeschaltet war. Als er die Maus bewegte, leuchtete der Bildschirm auf. Eine Bestellung von Ersatzteilen bei einer internationalen Firma war nur teilweise ausgefüllt worden, der Cursor blinkte in der Hälfte eines Wortes.
    »Das gefällt mir gar nicht«, wisperte Llewellyn misstrauisch.
    Er nahm seinen Seesack und zwängte sich durch den Spalt wieder ins Freie, suchte die Rasenfläche nach Spuren ab. Vergeblich. Wer immer hierher eingedrungen war, musste von der Rückseite der Garage durch den Dschungel gekommen sein. Also umrundete der Major das Gebäude, den Rücken zur Wand und die Maschinenpistole schussbereit.
    Als er um die Ecke kam, sah er ihn.
    Jemand hatte Pedro auf ein altes LKW -Chassis gebunden, ihm das Hemd ausgezogen und die Haut in Streifen geschnitten. Das Gesicht hatte nichts Menschliches mehr an sich. Es war verschwollen und blau.
    Llewellyn ließ die Waffe sinken und rannte zu dem blutüberströmten Körper. Wolken von Insekten flogen auf, es roch nach Blut und Exkrementen. Der Major beugte sich hinunter, legte in einer automatischen Handbewegung zwei Finger an die Halsschlagader und spürte zu seiner Überraschung einen ganz schwachen Puls. Als er dem Bewusstlosen vorsichtig Wasser aus seiner Feldflasche über die Lippen goss und ihn losschnitt, flatterten die Augenlider Pedros.
    Llewellyn legte ihn ins Gras und goss vorsichtig Wasser auf sein Gesicht. Die Lippen des Mannes bewegten sich, er stöhnte auf. »Ganz ruhig«, murmelte der Major, »ich hole gleich Hilfe aus der Stadt. Wer war das?«
    Krächzende Laute kamen aus der Kehle des Verwundeten.
    »Ich verspreche dir, ich kriege sie«, flüsterte Llewellyn, »aber ich muss wissen, wer es war.«
    »Drei … Gringos … wollten wissen … Hubschrauber …« Er brach erschöpft ab.
    »Drei Ausländer?«
    Pedro nickte schwach.
    »Sie wollten wissen, wem du deinen Hubschrauber geliehen hast?«
    Pedro nickte erneut.
    Llewellyn kam ein Verdacht. »Sie wollten das Flugziel wissen. Einer sah aus wie ein Frettchen, das in einen Topf mit Pomade gefallen ist.«
    Pedro riss die Augen auf, dann nickte er erneut.
    »Zwingli, dieses Schwein«, murmelte Llewellyn. »Ich schick ihn in die Hölle. Wo flog dein Heli hin?«
    Der Verwundete röchelte, dann versuchte er zu sprechen. »Medellín …«, hauchte er schließlich.
    »Wer flog?«
    »John … John Finch.« Pedro sah Llewellyn hilfesuchend an.
    Der zog bereits das Handy aus der Tasche und wählte den Notruf. Als er wieder aufgelegt hatte, beruhigte er den Schwerverletzten. »Halt durch, noch eine halbe Stunde, dann ist Hilfe da.«
    Als die Einsatzkräfte fünfundzwanzig Minuten später an Ort und Stelle waren, fanden sie nur mehr einen schrecklich entstellten Toten. Pedro war seinen Verletzungen erlegen.
    Vom Anrufer, der die Rettung alarmiert hatte, fehlte jede Spur.

Flughafen Domodedowo,
Moskau/Russland
    Die grünen Leuchtziffern auf der großen Digitaluhr über der Einfahrt zum Moskauer Flughafen zeigten 23 Uhr 35, als der gepanzerte Lieferwagen mit der großen roten Aufschrift » безопасность « – Sicherheit – und dem Moskauer Stadtwappen in Richtung der Cargo-Gebäude abbog und der üblichen Route folgte. Die beiden Männer in der Fahrerkabine waren seit mehr als zehn Jahren Spezialisten für Werttransporte, ihr Kollege, der im Laderaum mitfuhr, arbeitete sogar noch länger bei der Firma. Alle drei waren bewaffnet, erfahren und wussten, dass es der letzte Transport für heute sein würde.
    Danach war Feierabend.
    Der Mann im Laderaum beobachtete sorgfältig die Straße hinter dem Lieferwagen. Außer dem brandneuen, schwarzen Audi S8 der Auftraggeber war niemand dem Transport gefolgt. Die Kunden wollten offenbar sichergehen, dass die versiegelte Metallkiste auch tatsächlich unversehrt den Flughafen erreichte.
    Zwei Polizisten standen an einer der großen Kreuzungen neben ihren Motorrädern und winkten dem Transport und den Wachleuten zu. Der Fahrer hupte kurz, trotz der späten Stunde, und winkte zurück. Er kannte die beiden seit langem. Nach Dienst trank man oft gemeinsam ein Gläschen oder zwei und philosophierte über Frauen, Politik und die ständig steigenden Preise.
    Die Schranke mit dem Wärterhäuschen kam

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