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Falsch

Falsch

Titel: Falsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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Christopher den Deckel und warf einen Blick auf Päckchen in verschiedenen Größen, eine kleine Kiste, zwei große Kuverts in Überverpackungen und … sein Herz machte einen Sprung. Da waren sie, die beiden Metallkassetten. Er hörte den Elektromotor des Förderbandes anlaufen und legte wie in Trance die ersten Packstücke einzeln auf das schwarze Band.
    Was nun?
    Die Edelstahlkassette mit dem roten Punkt lag ganz unten, ihr Zwilling daneben. Christopher legte die Hände darauf und spürte den eiskalten Stahl.
    Ich habe keine Wahl, sagte er sich und löste mit fahrigen Bewegungen rasch den Aufkleber ab.
    Zwei Behälter, zwei Optionen, nur eine Entscheidung. Dann legte er den Behälter als Letztes auf das Band und sah zu, wie er in Richtung Mehmet verschwand.
    Erneut beugte sich Chris über die Sammelkiste.
    Die verbliebene schuhkartongroße Schatulle glänzte matt im Licht der Laderaumbeleuchtung. Es war eine exakte Kopie jenes Behälters, den er soeben auf dem Band in die Tiefe geschickt hatte.
    Chris blickte sich verstohlen um, seine Gedanken rasten.
    Nichtsahnend reichte Mehmet jedes einzelne Stück an den Wachmann von Brinks weiter, der die einzelnen Posten sorgfältig aus seiner Liste strich und die Wertgüter dann in einer Art Einkaufswagen mit stabilen Wänden stapelte.
    Schließlich nickte er zufrieden, schüttelte Mehmet kurz die Hand und schob den Wagen zum gepanzerten LKW .
    »Schläfst du da oben voll konkret?«, rief der Türke Weber zu. »Nimm die Hände aus den Taschen und leg los, du Traumtänzer! Mein Schichtende naht mit Riesenschritten!«
    Hektisch begann Chris Koffer um Koffer auf das Förderband zu wuchten.
    Die Würfel waren gefallen.
    Als das letzte Gepäckstück auf dem Weg in die Tiefe war, zog er einen Leinensack aus seiner Tasche, auf dem in großen Buchstaben » EDEKA – Wir lieben Lebensmittel« prangte. Er hatte ihn vor wenigen Stunden gefunden, zusammengelegt auf dem rechten Hinterrad des Porsche, wie der Unbekannte es ihm angekündigt hatte.
    Die Edelstahlkassette passte genau hinein.
    Oben hatte der Sack eine Lasche, die Chris über die Kassette zog, und einen Verschluss, der einen einfachen, aber wirksamen Blickschutz bildete. Dann hängte er sich die Einkaufstasche über die Schulter und blickte aus dem Laderaum übers Vorfeld. Mehmet hatte bereits das Förderband abgeschaltet und sich nach einem kurzen Winken auf den Weg zum nächsten Flieger gemacht, der auf der Position genau neben der Moskau-Maschine erwartet wurde.
    Die Kassette wog schwer auf seiner Schulter, als Christopher die Leiter hinunterkletterte und schließlich wieder auf dem Beton stand.
    Niemand beachtete ihn. Die Polizei war lange wieder abgefahren, der Brinks-Transporter nirgends mehr zu sehen.
    Wenn der Unbekannte das alles so minuziös geplant hatte, dann musste er Insider-Kenntnisse haben, dachte sich Chris und wich dem Bus mit den Technikern aus, der unter dem Flügel ausrollte und stehen blieb. War es vielleicht jemand vom Flughafen, der mit den internen organisatorischen Abläufen vertraut war?
    Als der Tankwagen heranrollte, stieg Chris als letzter Loader in den kleinen weißen Bus mit dem blauen M, der ihn zum Terminal zurückbringen sollte. Zwei seiner Kollegen sahen ihn neugierig von der Rückbank aus an.
    »Dei Bschoapackerl is heut aber groß, Weber«, spielte einer auf den Leinenbeutel an. »Hast so an Hunger?«
    »Schaust eh so schlecht aus«, ergänzte der andere lachend.
    Chris hoffte, dass keiner der beiden seine Nervosität bemerken würde, und stellte den Leinensack zwischen seine Beine auf den Wagenboden. Dann ließ er seine zitternden Hände in den Taschen seiner Jacke verschwinden und lehnte sich in die Polster.
    »Hab gleich Feierabend«, gab er zurück, »und heute steht ein Picknick auf dem Programm.«
    Doch die beiden Kollegen hörten ihm schon gar nicht mehr zu, hatten das Thema gewechselt und unterhielten sich über das letzte Spiel des FC Bayern.
    Zur gleichen Zeit setzte ein Mann im blauweißen Jogginganzug zufrieden einen starken Feldstecher ab, zog die Baseballkappe tiefer ins Gesicht und begann ohne Eile mit dem Abstieg vom Aussichtshügel des Münchner Flughafens. Bisher war alles perfekt gelaufen, aber wieso hätte es auch anders sein sollen? Der einzige Unsicherheitsfaktor in dieser Aktion war Christopher Weber gewesen. Und der war am Ende doch völlig eingeschüchtert zur Mitarbeit bewegt worden.
    Nun war der Erfolg zum Greifen nahe.
    Auf dem Rückweg zu seinem Wagen

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