Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Falsch

Falsch

Titel: Falsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
Vom Netzwerk:
selbst beobachten, sich im Hintergrund halten und dafür sorgen, dass nichts schiefging.
    Bei 75 Millionen durfte nichts schiefgehen.
    Das würden ihm die Oyabun in der Heimat niemals verzeihen.
    Ein Fehler wäre sein Todesurteil.
    Und dann war da noch dieser Ring des H. Claessen … Während er seinen Lexus startete und aus der Garage rollte, wählte Takanashi ein weiteres Mal die Nummer Grubers.
    Und landete fluchend erneut auf der Mailbox …

Über dem Nordatlantischen Ozean
    Der Nachtflug von Miami nach London war überraschend leer. Fast die Hälfte der Sitzreihen war unbesetzt, selbst nachdem einige Passagiere die Plätze gewechselt hatten, um am Fenster zu sitzen oder sich in einer der leeren Reihen zum Schlafen auszustrecken. Vincente, Alfredo und Georg hatten es den übrigen Passagieren bereits kurz nach dem Start nachgemacht und sich im hinteren Teil des Flugzeugs eine freie Reihe gesucht. Inzwischen schliefen sie tief und fest.
    »Wir sollten es genauso machen«, meinte Finch zu Fiona. »Nutzen wir die Zeit, wer weiß, was uns in Europa erwartet.«
    Die junge Frau gähnte. »Uns bleibt in London kaum eine halbe Stunde bis zu unserem Flug nach Genf. Wenn alles gutgeht, kommen wir um 16 Uhr 40 Ortszeit in der Schweiz an. Dann Hotel suchen, Zimmer beziehen, duschen, essen und nach einem kurzen Spaziergang schlafen.« Sie blickte ihn herausfordernd aus den Augenwinkeln an. »Vorausgesetzt, du teilst ein Zimmer mit mir, dann etwas später schlafen.«
    »Hat dir schon jemand gesagt, dass du genusssüchtig bist?«, grinste Finch. »Aber im Ernst. Das wird keine Urlaubsreise mit langen Spaziergängen am Genfer See, eher ein Hindernislauf mit echten Querschlägern. Wir sollten nie vergessen, immer wieder über unsere Schulter zu schauen. Während wir nach den Spuren suchen, die uns der alte Hoffmann hinterlassen hat, werden andere uns sehr effektiv daran hindern wollen, und zwar mit allen Mitteln. Erinnere dich an die Sprengung der Albatross und den Angriff auf das Anwesen deines Großvaters. Wer immer das war, sie fackeln nicht lange, und ich werde das Gefühl nicht los, dass sie in Europa einen Riesenvorteil haben.«
    »Wie meinst du das?«
    »Sie sind da zu Hause«, gab Finch düster zurück. »Ich habe darüber nachgedacht. Über die Anschläge in Medellín auf Böttcher, anschließend auf die Albatross und deinen Großvater, dann auf das Anwesen. Das waren keine Südamerikaner. Wieso sollten die mit einem Mal an den alten Männern interessiert sein, wenn sie doch über fünfzig Jahre lang Zeit hatten – und gar nichts unternahmen?« Er schüttelte den Kopf. »Nein, das waren Europäer. Das Geheimnis der vier alten Musketiere, wie sie sich selbst bezeichneten, führt uns in die Schweiz. Es muss also aus einer Zeit stammen, als die vier entweder am Ende des Krieges oder kurz danach irgendetwas entdeckten. Erinnere dich an den Satz, den Gruber an seinen Sohn schrieb: … Freunde in jenen Jahren, in denen die Welt im Wahnsinn versank . Damit kann nur der Zweite Weltkrieg gemeint sein. Dazu kommt der Totenkopfring von Claessen, für den sich auch dieser Japaner so brennend interessiert.«
    Fiona legte ihren Kopf auf die Lehne des Sitzes zurück und schloss die Augen.
    »Es wird für dich vielleicht schwer zu verstehen sein, aber vieles spricht dafür, dass dein Großvater ein Nationalsozialist mit dunkler Vergangenheit war, wie auch seine anderen drei Freunde«, meinte Finch leise. »Denk nach. Sie hatten alle deutsche Wurzeln, jeder kam offenbar mit viel Geld nach Südamerika. Ein bekanntes Szenario, oder? Woher hatten sie das Geld? Was meinte Gruber senior mit den vier Reitern der Apokalypse? Das klingt nicht nach einer Pfadfinderfahrt mit Zeltlager, pubertären Zoten und Gesang am Lagerfeuer.«
    »Darüber habe ich so oft nachgedacht und bin doch zu keinem Schluss gekommen«, antwortete Fiona müde. »Glaubst du, Georg ahnt etwas?«
    »Wahrscheinlich«, gestand Finch. »Ich habe noch nicht mit ihm über das Thema gesprochen, aber es bedrückt ihn doch zusehends, dass sein Vater von seiner Jugend in Europa kaum etwas erzählt hat. Vielleicht waren die Ereignisse für Georg bis jetzt nur eine abenteuerliche Schnitzeljagd, aber in Europa wird er Schritt für Schritt die Vergangenheit seines Vaters entdecken, ob sie ihm gefällt oder nicht.«
    »Also sind die Deutschen hinter uns her?«, erkundigte sich die junge Frau murmelnd.
    »Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht«, gab Finch zu. »Wenn ich eine Ahnung davon

Weitere Kostenlose Bücher