Falsch
hätte, wonach wir suchen, dann hätte ich vielleicht auch eine Vermutung über die Nationalität unserer Verfolger. So aber …« Er drehte die Handflächen nach oben.
»… sollten wir eine Mütze Schlaf nehmen«, setzte Fiona fort, »bevor das Wettrennen beginnt.«
»Richtig«, meinte er und stand auf. »Ich suche mir weiter hinten eine freie Reihe, dann kannst du hierbleiben.«
Fiona legte ihre Hand auf seinen Arm. »Trotz des Todes meines Großvaters und Böttchers sollten wir nicht zu schwarz sehen, John«, erinnerte sie Finch, »wir hatten einen guten Start auf unserer Europareise. Die Pässe sind anstandslos durch die strengen US -Kontrollen gekommen, wir besitzen noch immer alle drei Hinweise, die Verletzung Alfredos heilt überraschend schnell, Sparrow ist bei dem Haustechniker des Hospitals in Medellín in guten Händen und nicht zuletzt – wir sind unsere Verfolger losgeworden.«
»Oder sie warten bereits auf uns, weil sie zwei und zwei zusammengezählt haben«, gab Finch düster zurück und sah sich misstrauisch in der Kabine um. »Das würde ich nämlich an ihrer Stelle tun.« Der Pilot lehnte sich zu Fiona. »Vergiss nicht, sie haben einen entscheidenden Vorsprung«, raunte er. »Wir haben keine Ahnung, was wir suchen. Sie aber wissen, was sie zu verlieren haben.«
Flughafen Franz Josef Strauß,
München/Deutschland
Als der Airbus aus Moskau aufsetzte, quietschten die Reifen kurz, und kleine bläuliche Rauchwolken stiegen auf. Der Flug Aeroflot 121 aus Moskau war nicht nur pünktlich, die Maschine landete sogar zehn Minuten früher als geplant auf der Landebahn Nord, bei klarem Himmel und leichtem Wind aus Südwest, der ein paar Schäfchenwolken gemächlich vor sich hertrieb.
Während er die letzten Meter zum Terminal eins rollte und sich über die verfrühte Ankunft freute, sah der Kapitän trotzdem bereits den hellen, gepanzerten LKW von Brinks auf der Position stehen, flankiert von einem Wagen der Flughafenpolizei mit rotierenden Blaulichtern.
»Heute nehmen es die Deutschen ganz genau, so früh können wir gar nicht kommen«, scherzte er. »Unsere Fracht ist offenbar zu kostbar.«
»Muss wohl so sein«, nickte der Kopilot und fuhr die Triebwerke herunter, »an meinen zwei Flaschen Wodka kann es nicht liegen.«
»Dann geben wir die Türen frei für den Staatsempfang«, grinste der Flugkapitän und legte zwei Schalter um, »sonst brechen nervöse Hektik und Unruhe auf dem Vorfeld aus – und wer will das schon? Ich möchte pünktlich wieder in Richtung Heimat unterwegs sein. Natascha hat heute Abend frei …«
Christopher Weber stand mit weichen Knien neben Mehmet und blickte hinauf zum hinteren Laderaum des Airbus. Sie waren wie immer vom Lademeister zum Entladen der Wertgüter eingeteilt worden. »Meine beiden Studenten erledigen das schon«, hatte er gegrinst.
»Die Jungs mit den grimmigen Gesichtern machen mich stets nervös«, murmelte Mehmet und warf einen Blick auf die schwer bewaffneten Männer des Transportunternehmens in ihrer blauen Uniform und den verspiegelten Sonnenbrillen. »An die werde ich mich nie gewöhnen. Schießen zuerst und fragen dann erst.«
»Wenn sie überhaupt fragen …«, murmelte Chris unglücklich. Er fühlte sich miserabel. Warum konnte das nicht alles nur ein böser Traum sein, und gleich würde der Wecker läuten und ihn aufwecken? Mit klopfendem Herzen wartete er, bis das Förderband an die Maschine gefahren wurde, dann kletterte er hinauf, entriegelte die Laderaumtür und stieß sie hoch.
In diesem Moment trat einer der Wachmänner, eine Liste in der Hand, zu Mehmet. »Wäre nett, wenn Ihr Kollege mit den Werten beginnen könnte, umso schneller sind wir wieder weg.« Er deutete mit dem Daumen über seine Schulter auf die Polizisten, die etwas gelangweilt neben ihrem Einsatzwagen warteten. »Und wir wollen die Herren von der Exekutive doch nicht unnötig lange am Mittagessen hindern.«
Die Sonnenbrillen betrachteten ihn dabei wie ein seltenes, doch völlig nutzloses Insekt, und Mehmet fühlte sich ungemütlich. Die Tatsache, dass der Wachmann bei dieser Bemerkung keine Miene verzogen hatte, beunruhigte den Studenten zusätzlich. »Mach dich locker«, murmelte Mehmet schließlich und schaltete das Band ein. Laut meinte er: »Keine Sorge, geht gleich los!«
Oben war Chris inzwischen im Laderaum verschwunden. Er sah die Sammelkiste für die Wertgüter sofort. Sie war nicht verschlossen, genau wie es der Unbekannte prophezeit hatte. So öffnete
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