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Falsch

Falsch

Titel: Falsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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schlenderte der Mann an der Ju52 vorbei, die als aeronautischer Oldtimer neben einer DC -3 und einer Lockheed Super Constellation an die rasante Entwicklung in der Luftfahrt erinnern sollte. Sein Plan, so überlegte er zufrieden, war vergleichsweise ebenso simpel wie die Bauweise der »Tante Ju«, wie das bekannte Junkers-Verkehrsflugzeug im Volksmund genannt worden war.
    Einfach und todsicher, lächelte er in sich hinein, aber nur für einen tödlich.
    Er wich ein paar Müttern mit Kinderwagen aus und musste über sein eigenes Wortspiel lachen. Dann hatte er seinen Mercedes erreicht und ließ sich in die Lederpolster fallen.
    Dieser Weber hatte brav seine Rolle gespielt, nun würde er noch seinen Auftritt haben, vor einem raschen Abgang. Dann – Rolle beendet, Schauspieler tot.
    Doch zuvor hieß es warten bis zum Schichtende.
    Aber 5000 Karat Diamanten waren auch das wert – und noch viel mehr. Sogar ein luxuriöses Leben im Untergrund, irgendwo in Südamerika, mit einer Horde wütender Yakuza auf den Fersen.
    Allerdings – für 75 Millionen konnte man sich alles kaufen, auch Sicherheit, dachte der Mann im Jogginganzug und startete die Limousine. Der Mercedes rollte fast lautlos an, und der Unbekannte griff zum Telefon. Es war Zeit, Weber Ort und Zeitpunkt der Übergabe mitzuteilen. Er bedauerte nur, dass er Takanashis Gesicht nicht sehen würde … angesichts der Tatsache, dass die Diamanten aus der russischen Mine nun schlussendlich doch in fremden Taschen gelandet und die Yakuza leer ausgegangen waren …
    So eine 75-Millionen-Chance bekam man nur einmal im Leben … und der Unbekannte war fest entschlossen, sie zu ergreifen.

Institut Peterhof,
St. Chrischona, Basel/Schweiz
    Bernadette machte sich Sorgen. Die Neuigkeiten aus München waren keineswegs gut, und Christopher hatte am Telefon nervös geklungen. Wer immer auch das Feuer unter dem alten VW -Bus gelegt hatte, er hatte Chris tief damit getroffen. Die junge Frau ertappte sich dabei, an ihre Eltern zu denken. Konnten die möglicherweise …? Doch dann verwarf sie den Gedanken gleich wieder. Weder ihr Vater noch ihre Mutter kannten Chris und wussten etwas von ihm. Nein, das traute sie ihnen doch nicht zu, bei allem fanatischen Eifer im rastlosen Kampf um den idealen Schwiegersohn.
    Die Mittagssonne brannte von einem fast wolkenlosen Himmel, und Bernadette bedauerte, erst übermorgen freizuhaben. Sie saß auf ihrer Stammbank im Halbschatten und schaute den Kindern und Jugendlichen zu, die in der Mittagspause spielten oder mit ihren Betreuern unter bunten Sonnenschirmen saßen und Aufgaben machten. Professor Grasset war nach New York abgeflogen und sicher bereits in der Luft.
    Bernadette wollte gerade ihr Sandwich auspacken, sich den Kopfhörer ihres iPods aufsetzen und den Play-Knopf drücken, da sah sie Francesca über den Schulhof laufen, ein Buch unter dem Arm. Das Mädchen winkte ihr zu und stand wenige Augenblick später vor der Bank, atemlos lächelnd.
    »Stör ich Sie beim Essen?«, wollte Francesca wissen. »Mir war langweilig, und ich kenne hier noch niemanden …«
    »Setz dich ruhig zu mir, ich freu mich immer über interessante Gesellschaft«, beruhigte Bernadette sie. »Und du kannst ruhig du zu mir sagen, wenn wir nicht in der Klasse sind«, zwinkerte sie ihr zu. »Sonst komme ich mir noch älter vor …«
    Francesca musste lachen. »Danke! Mein Vater sagt immer, Alter ist kein Verdienst. Aber ich habe darüber nachgedacht. Jugend auch nicht.«
    Bernadette nickte. »Das muss ich mir merken«, meinte sie anerkennend, »gute Erkenntnis. Was liest du?«, fragte sie dann neugierig und deutete auf das Buch, das Francesca neben sich gelegt hatte.
    »Ach, ein Buch, das ich von zu Hause mitgenommen habe. Es beschreibt das Leben der letzten europäischen Kaiserin, Zita von Bourbon-Parma. Sie war die Frau von Karl I . von Österreich und liegt in der Kapuzinergruft in Wien begraben.«
    »Was interessiert dich daran so sehr?«, erkundigte sich Bernadette und biss in ihr Sandwich.
    »Zita wurde ganz in der Nähe unseres Hauses in Italien geboren, in Camaiore«, antwortete Francesca und sah Bernadette verschwörerisch an. »Ich habe oft in der riesigen Villa der Bourbons gespielt und mich wie eine Prinzessin gefühlt. Das alte Haus ist heute verlassen, teilweise sogar heruntergekommen und wird nur mehr hier und da für spezielle Anlässe benutzt. Die Terrasse ist wunderschön. Man hat einen weiten Blick aufs Ligurische Meer. Ich war oft da.«
    Sie

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