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Falsch

Falsch

Titel: Falsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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ein gewandter und talentierter Hausherr, der dem Kochen eine neue Dimension verliehen hat –, das ist Meisterköchin Anne-Sophie Pic für das Gourmet-Restaurant im Beau Rivage Palace in Lausanne. Was liegt näher, als beiden einen Besuch abzustatten? Das Paradies für Feinschmecker liegt unbestritten an den Ufern des Genfer Sees.«
    Vincente stutzte, dann las er den Text nochmals. Schließlich stieß er aufgeregt Finch an, der neben ihn saß und sich mit Fiona unterhielt.
    »Ja?«, meinte der Pilot und blickte auf das Gästebuch. »Hast du Lust, etwas reinzuschreiben?«
    Vincente schüttelte energisch den Kopf und tippte mit dem Zeigefinger auf den Eintrag, bevor er das offene Buch Finch zuschob.
    Der Pilot überflog die Zeilen, während sich Fiona zu ihm herüberbeugte und mitlas.
    »Wow!«, flüsterte sie fasziniert. »Das ist es …«

Charlotte Road,
Barnes, Südwest-London/England
    Das Wetter machte London jede Ehre.
    Heftige Windböen aus Westen trieben den Regen vor sich her, die Temperatur war innerhalb weniger Stunden um mehr als zehn Grad gefallen, und es schien Llewellyn, als würden sich die Tropfen zwischen den nächtlichen Häuserfronten zum Angriff formieren, um sich erbittert auf jeden Fußgänger zu stürzen. Als er aus dem Taxi stieg, hatte das Gewitter seinen Höhepunkt erreicht. Wahre Sturzfluten prasselten aus den tiefziehenden Wolken, und Llewellyn lehnte sich mit seinem Seesack auf der Schulter gegen den Wind, bis er den kleinen Garten durchquert hatte und vor der grünen Tür mit dem Messing-Türklopfer stand. Das kleine Vordach machte einen vergeblichen Versuch, den Regenmassen zu trotzen, und so war der Major höchst erfreut, dass nur Augenblicke später die Tür aufging und eine rundliche, grauhaarige Frau in einer farbenfrohen Küchenschürze ihn erstaunt und zugleich ein wenig erschreckt musterte.
    »Llewellyn! Mein Gott, was machen Sie bei so einem Wetter draußen?«, rief sie aus und zog den Major mit festem Griff ins Trockene. »Warum haben Sie nicht angerufen? Ich hätte Ihnen etwas zu essen vorbereitet.«
    »Das ist nicht notwendig, Margret, und es tut mir leid, Sie so spät noch zu stören, aber ich komme direkt vom Flughafen und …« Er brach ab und betrachtete die immer größer werdende Pfütze um seine Schuhe.
    Margret winkte ab und schob Llewellyn energisch in Richtung eines großen Fauteuils, der im Flur des Hauses stand. »Jetzt ziehen Sie sich erst einmal um, Sie haben sicher trockene Sachen in Ihrem Seesack. Ich lasse Sie so lange allein und mache uns einen Tee. Peter sitzt vor dem Kamin und liest. Oder er gibt zumindest vor, zu lesen. Wahrscheinlich schläft er schon lange in seinem Lehnstuhl.«
    In dem makellos sauberen Flur roch es nach Bohnerwachs und Möbelpolitur. Margaret war in der Küche verschwunden, also betrat Llewellyn nach einem kurzen Anklopfen das Wohnzimmer, das von einem riesigen Kamin beherrscht wurde. Die Einrichtung schien direkt aus einem ehrwürdigen englischen Club zu stammen. Mit dunklem Holz verkleidete Wände, überfüllte Bücherregale, die obligaten Pferde- und Hundebilder an der Wand. Einige Lehnsessel standen um einen mit grünem Filz bezogenen Kartentisch herum, auf dem ein Stapel Tageszeitungen und Magazine bedrohlich schräg seine Stellung behauptete.
    »Nimm dir etwas zu trinken, Llewellyn, und setz dich zu mir«, ertönte eine leise Stimme vom Lehnsessel vor dem Kamin. »Das Wetter übertreibt ein wenig, selbst für hiesige Verhältnisse. Hattest du einen guten Flug?«
    Llewellyn beugte sich zu dem runden, fahrbaren Tisch, auf dem eine Batterie von Flaschen stand, und bewunderte die Auswahl. »Woher weißt du, dass ich verreist war?«
    »Sagen wir, es wurde mir berichtet.« Der Mann, der nahe dem Feuer saß, war älter als der Major. Er trug eine dicke Brille auf einer aristokratischen Nase, die ein schmales, blasses Gesicht beherrschte. Über dünnen Lippen saß ein kurz getrimmter Schnurrbart, die Falten um die dunkelbraunen, wachen Augen verrieten eine gute Prise Humor. Die überraschend vollen grauen Haare waren akkurat gescheitelt. Peter Compton, ehemaliger Führungsmann im britischen Inlandsgeheimdienst MI 5, Vertrauter und Berater von sechs PremierministerInnen, hatte stets Wert auf makelloses Aussehen und eine zeitlos elegante Kleidung gelegt. Sein Gedächtnis, sein Witz und seine Schlagfertigkeit waren bei seinen Gegnern gefürchtet, bei seinen Freunden jedoch geschätzt gewesen.
    Böse Zungen behaupteten allerdings, dass er

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