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Falsch

Falsch

Titel: Falsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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Bank of England aufgetaucht.«
    »Das hat mir Downing Street auch gesagt«, bestätigte Llewellyn. »Aber da gibt es noch ein Problem …«
    »Wie wahr, wie wahr«, murmelte Compton, »und deshalb hat man den guten alten Llewellyn auf den Weg geschickt, weil man ein paar Einzelheiten geklärt haben wollte. Die Mitteilungen der Schweizer kamen da gerade recht, nicht wahr?«
    »Gibt es etwas, das du nicht weißt?«, wunderte sich der Major und nahm das letzte Sandwich vom Teller. »Hinter was, um Gottes willen, sind diese Schweizer her?«
    »Wie ich sehe, hat man dir nicht viel Informationen mit auf den Weg gegeben, mein Lieber«, stellte der Geheimdienstchef fest. »Aber – first things first . Ich habe vorhin von den Relikten des Dritten Reichs gesprochen. Das Problem der falschen Pfundnoten hat sich sozusagen in sechzig Jahren von selbst erledigt, vielleicht auch, weil man erfolgreich geheim gehalten hat, dass die Fachleute der Bank von England nach wie vor die Fälschungen nicht von den Originalen unterscheiden können. Wenn die Krauts etwas machen, dann machen sie es gründlich …«
    »… daneben«, bestätigte Llewellyn. »Doch, wie du sagst, die Banknoten sind nicht das vordringliche Problem. Es sind die Druckplatten.«
    »So ist es«, sagte Compton leise, »es sind die Druckplatten, die wir nie erhalten haben. Sofort nach dem Krieg hat der SIS in den Besatzungszonen alles auf den Kopf gestellt, hat mit den anderen Siegermächten jeden Ort durchsucht, der in Frage kommen konnte. Negativ. Churchill wollte es nicht wahrhaben, doch die Druckplatten blieben verschwunden. Und nein, die Russen hatten sie auch nicht.« Der Geheimdienstchef legte zwei Scheite nach und verteilte die Glut gleichmäßig mit einem Schürhaken. »Als nun die Schweizer mit der Geschichte der vier Männer in Südamerika kamen und um Hilfe ersuchten, wählten sie den richtigen Köder für unsere Regierung: die Druckplatten.«
    »So weit decken sich unsere Informationen«, nickte Llewellyn. »Sie meinten, sie hätten Hinweise auf den Verbleib aller Platten. Die vier alten Männer hätten sie bei Kriegsende versteckt und wüssten heute noch genau, wo sie zu finden seien.«
    »Hast du diese Hinweise jemals gesehen?«, erkundigte sich Compton ironisch. »Ich wette, sie haben dir kein Wort gesagt und keinen Fetzen Papier gezeigt. Und unsere Politiker? In ihrem missionarischen Eifer, behilflich zu sein und nichts unversucht zu lassen, um vor der nächsten Wahlrunde einen publikumswirksamen Erfolg präsentieren zu können, haben sie jemanden losgeschickt, der im Ernstfall entbehrlich war: dich.«
    »Warum verstehe ich dich nicht?«, warf Llewellyn ein. »Es hätte doch durchaus sein können, dass diese vier Männer die Platten am Ende des Krieges tatsächlich versteckt haben. Die richtige Papiermischung vorausgesetzt, kann man damit heute noch Banknoten herstellen, die niemand von den echten unterscheiden kann.«
    »Hat man dir das gesagt?«, schmunzelte Compton. »Nur zum Teil richtig. Das mit den Banknoten stimmt, das mit den alten Männern nicht.«
    Llewellyns Hand mit der Teetasse erstarrte auf halbem Weg zwischen Tablett und seinem Mund. »Wie bitte?«
    »Wie du weißt, ist der MI 5 seit hundert Jahren auch für den Schutz der wirtschaftlichen Interessen unseres Landes zuständig«, fuhr Compton fort, »und zwar nicht nur in England, sondern im gesamten Britischen Empire. Glaubst du tatsächlich, wir hätten nie nach den Druckplatten gesucht und alles dem MI 6 überlassen?«
    Der alte Mann begann, vor dem Kamin auf und ab zu gehen. »In den späten siebziger Jahren tauchte ein Wiener Hobbyforscher in einem der malerischen oberösterreichischen Seen. Es war eine Nacht-und-Nebel-Aktion. Aber sie war erfolgreich. Er fand, was wir suchten. Er fand die Druckplatten.«
    »Was? Du meinst …?« Lewellyn suchte nach den richtigen Worten.
    »Ja, ich meine. Er brachte sie herauf, fotografierte sie und legte sie in ein Schließfach in Liechtenstein. Wenige Monate später starb er. Ein Tauchunfall.« Compton betrachtete angelegentlich seine Fingernägel. »So etwas passiert, wie du weißt. Die Druckplatten liegen nach wie vor in Liechtenstein, doch wir kommen nicht an sie heran.«
    »Wie lange ist das bereits bekannt?«, fragte Llewellyn aufgeregt. »Wieso schickt man mich und meine Männer los, wenn man sowieso weiß, wo sich die Platten befinden?«
    »Die Dinosaurier-Strategie, das habe ich dir vorhin erklärt«, gab Compton ungerührt zurück. »Und

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