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Falsch

Falsch

Titel: Falsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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ihre Logistik zu nutzen, um Hoffmann an Bord zu holen – mit seinem Wissen und seinen Unterlagen. Die Aussicht, nach über sechzig Jahren möglicherweise endlich die Druckplatten der Pfundnotenfälschungen sicherzustellen, hat dabei sicher eine entscheidende Rolle gespielt. Wer immer die Idee hatte, sie war gut, aber es hat nichts genützt. Leider war die Aktion ein Fiasko. Hoffmann kam ums Leben, und der schlimmste anzunehmende Fall trat ein: Mit ihm wurde nicht nur sein Wissen ausgelöscht. Auch seine Unterlagen beziehungsweise die Hinweise gingen verloren. Übrig blieben ein Foto und eine leere Holzschatulle. Nutzlos.«
    Zwingli machte eine Pause und blickte in die Runde.
    »Wenn sie nur verlorengegangen wären«, murmelte einer der Anwesenden, »dann wären wir jetzt nicht hier.«
    »Hätten meine Männer und ich die Aktion durchgeführt, dann wäre es nicht dazu gekommen, das kann ich Ihnen versichern. Aber ich darf Sie auch erinnern, dass Sie Wert darauf legten, die Schweiz möglichst nicht öffentlich in dieser Affäre in Erscheinung treten zu lassen. Entweder Diskretion oder Effizienz – Sie haben die Diskretion gewählt und die Rechnung dafür bekommen: Die drei Tauben, von denen uns die Einheimischen berichtet haben, sind aufgeflogen und haben die Hinweise sicher überbracht. Damit geriet der Fall außer Kontrolle.«
    »Wollen Sie Salz in unsere Wunden streuen, Zwingli?«, erkundigte sich einer der Anwesenden gereizt.
    »Nein, ich möchte nur einiges klarstellen, weil nun weitreichendere Entschlüsse gefragt sind«, antwortete Zwingli gleichmütig. »Die Engländer sind inzwischen aus dem Spiel, nachdem sie die Reste Hoffmanns und seine Hütte abgefackelt haben und wenig später an Böttcher alias Botero gescheitert sind. Danach haben wir uns um Schadensbegrenzung bemüht und versucht, die Fehler der Engländer so weit wie möglich wiedergutzumachen. Die Albatross wurde von uns gesprengt, dabei kamen Klausner und Böttcher ums Leben. Somit ist von den ursprünglichen vier alten Männern keiner mehr am Leben.«
    »Und die Hinweise?«, warf einer der Männer am Tisch ein.
    »Ja, die Hinweise.« Zwingli drehte einen Kugelschreiber zwischen seinen Fingern. »Die Hinweise kamen dank der Unfähigkeit der Engländer bei ihren Empfängern an, bei Böttcher, Klausner und dem jungen Gruber. Böttcher und Klausner leben nicht mehr, aber dafür hat die nächste Generation nun offenbar die Suche übernommen.«
    »Wollen Sie damit sagen, wir sind genauso weit wie vorher?«, meinte einer der Anwesenden ungeduldig. »Es war alles umsonst?«
    »Kommt darauf an, wie Sie es sehen«, antwortete Zwingli diplomatisch. »Die Nachfahren haben sich in der Tat auf den Weg gemacht. Georg Gruber und Fiona Klausner. Dann ist da noch ein gewisser John Finch, ein Pilot, der offenbar von Klausner angeheuert wurde, bevor er starb, und zwei andere Männer, die ich nicht kenne.« Zwingli machte eine Kunstpause. »Sie sind gestern am späten Nachmittag in der Schweiz eingetroffen.«
    Die ungeteilte Aufmerksamkeit der zwölf Männer war ihm mit einem Schlag sicher. Sollte noch jemand gedämmert haben, war er nun hellwach. Die Köpfe der Anwesenden ruckten herum, in allen Augen stand das pure Erstaunen.
    »So weit hätte es nie kommen dürfen«, zischte einer am unteren Ende des Sitzungstisches.
    »Dann bedanken Sie sich bei den Engländern«, gab Zwingli ungerührt zurück. »Die einzubinden war Ihre Idee.«
    »Scheiße.« Einer sprach aus, was alle dachten.
    »Bleiben wir bei den Fakten«, fuhr Zwingli mit einem ironischen Lächeln fort. »Das Ansehen der eidgenössischen Bankbranche leidet nach wie vor unter der Finanzkrise von 2009. Rund dreiundzwanzig Prozent der Schweizer Bevölkerung haben laut einer Umfrage eine negative Einstellung zu den Banken. Sie sind also nicht gerade beliebt, meine Herren. Fast genau so viele, nämlich jeder Vierte, will das Bankgeheimnis abschaffen, während gleichzeitig aus demselben Grund der Druck aus dem europäischen Ausland wächst. Die Zahl der sogenannten Steuer- CD s, die in der Zwischenzeit ja fast im Monatsrhythmus auftauchen, wird langsam beängstigend. Wir haben Maulwürfe in unserer Bankenlandschaft, aber wir können nicht immer ein Exempel statuieren, wie bei dem Österreicher im vergangenen Jahr, der in seiner Zelle tot aufgefunden wurde. Irgendwann fällt es auf.«
    Zwingli lächelte dünn in die Runde und ließ seine Worte wirken.
    »Damals ging es nicht nur um einen Kaufpreis von 2,5

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